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Die Nacht des schwarzen Zaubers

Die Nacht des schwarzen Zaubers

Titel: Die Nacht des schwarzen Zaubers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Gärten Gemüse, Salate und Kräuter, man zog Zimt und Vanille, man hatte die Kokosnüsse direkt über sich hängen, und aus den Felsen lief das klare Wasser. Was wollte man mehr?
    Ein anstrengendes Leben hatten nur Baumann und Hansen. Tagsüber am Bau, nachts abwechselnd Wache auf der Felsenkuppe, denn wenn überhaupt etwas in diesem Teufelsloch geschah, dann nur des Nachts.
    »Du siehst schlecht aus, Liebling«, sagte Marga in diesen Tagen zu Alex. Sie selbst machte einen jugendlichen Eindruck. Die reine Luft, das Meer und vor allem das Glück, Volker gesund zu sehen, hatten sie völlig verwandelt. Es war fast undenkbar für einen Fremden, zu glauben, daß es Mutter und Tochter waren, wenn Marga und Claudia nebeneinander standen. Sie waren braungebrannt und guter Dinge, sie liefen im Bikini oder in einem luftigen Strandkleidchen herum, und wenn in stillen Nachtstunden Baumann seine Frau umarmte, dann spürte er beglückt Margas neue Lebenslust.
    »Ich mache mir Vorwürfe«, sagte Baumann. Es war einer der Abende, da er mit Marga allein in Dr. Ranks Haus war. Hansen hielt auf dem Felsen Wache, Claudia und Volker waren mit Dr. Rank unten im Dorf bei einem Fest. Es gab immer etwas zu feiern; die Bewohner von Aimée tanzten viel zu gern, um nicht hundert Gründe dafür zu haben.
    »Wieso Vorwürfe, Liebling?« fragte Marga. Sie lag in Baumanns Armen, als wäre sie wieder die verliebte junge Frau wie vor zwanzig Jahren. Sie hörte sein Herz klopfen, und sie hatte in dieser Stunde keinen anderen Wunsch.
    »Ich habe Claudia die Zukunft vermauert«, sagte er. »Sie wollte Pädagogik studieren. Was wird sie? Eine Bäuerin auf Aimée! Hat sie dafür ihr Abitur gemacht?«
    »Sie ist glücklich, wie ich.«
    »Noch! Aber in ein paar Jahren? Jedes Paradies, jedes Glück hat seine Kehrseite.« Er küßte ihre Augen, die ihn fragend anblickten, und spielte in ihrem blonden Haar. Sie ist wieder zweiundzwanzig, dachte Baumann. So haben wir zusammengelegen, heimlich, in einem Landgasthof bei Dülmen, wo wir uns sonntags trafen. Sie ist jung geblieben – und ich bin ein alter Mann geworden. »Ich habe mir gedacht«, sagte er vorsichtig, »daß wir die Insel verlassen, wenn Volkers Krankheit sich sichtbar gebessert hat.«
    »Weg von hier? Warum bauen wir dann das Haus? Und Volker wird nie …« Sie sprach nicht aus, was sie dachte. Er drückte sie fester an sich und streichelte ihr beruhigend über die Brust.
    »Ich glaube an Tomamais Zaubermedizin, so verrückt wie das klingt. Jeder Arzt wird mich für einen Idioten halten, wird mir das Wesen der Leukämie erklären und beweisen, daß eine Heilung unmöglich ist. Aber sieh dir Volker an! Welcher Arzt hätte das erreicht?«
    »Und da willst du weg von hier? Wohin denn? Zurück nach Essen? Nach Europa! In diesen Hexenkessel voll politischer Dummheit, zurück in den täglichen Streß?«
    »Hexenkessel gibt es überall«, sagte Baumann. Ich kann ihr die Wahrheit über Aimée nicht sagen, dachte er dabei. Das Waffenlager wird sie nicht erschrecken, aber Sathras tödliche Liebe zu mir – die wird sie nie begreifen. Sathra … er hatte sie seit jener Nacht nur von weitem gesehen. Sie stand beim Hausbau abseits und sah ihn immerzu an, unverwandt, mit ihren großen schwarzen Augen, um den herrlichen Körper verführerisch die bunten Tücher geschlungen. Ein wundervolles, unbarmherziges Tier.
    »Wir könnten Claudia, wenn sie will, zum Studium nach Durban oder Kapstadt schicken«, sagte Marga und küßte ihn.
    »Das ist nur eine halbe Lösung«, sagte er. »Man kann, das habe ich eingesehen, vor etwas weglaufen, aber irgend etwas anderes holt einen dann doch ein, und die Probleme sind nur verschoben. Wo Menschen leben, gibt es keinen Frieden, und man kann sich nie so abschirmen, daß man ohne Sorgen lebt. Marga, ich will versuchen, dir etwas zu erklären.« Er suchte ihren Blick, und da sah er, daß sie mit einem fast kindlichen Lächeln eingeschlafen war. Ihre Hand lag so auf seinem Leib, als wolle sie ein bißchen Glück mit in ihre Träume nehmen. Vorsichtig schob er sie weg. Dann kroch er langsam aus dem Bett, warf seinen Bademantel über und ging leise hinaus.
    Über der Bucht hing ein fast kitschiger Mond, das Meer war wie eine Scheibe blanken Silbers. Die Terrasse mit den windschiefen Palmen und der Fahnenstange lag im hellen Mondschein.
    An der Balustrade, neben einem Kübel mit Kakteen, stand Sathra, schlank wie eine herrliche Skulptur aus braunem Obsidian geschnitten. In ihrem

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