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Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Titel: Die Nacht des Ta-Urt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Bödeker
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können, dass das einmal ein Mensch gewesen war. Er würde...
    Er würde nichts tun. Er würde die Wohnung verlassen und sie am Leben lassen. Für dieses Mal. Er wusste, was er wissen wollte. Als sie ihm in den Unterleib getreten hatte, hatte er gespürt, dass da noch eine andere Kraft hinter ihrem Tritt lag als nur die ihre. Die Energie, die diese fremde Kraft in den Tritt gelegt hatte, hatte für einen Moment den Block in ihrem Gehirn durchlässig gemacht und die Bilder freigegeben, die er schon so lange gesucht hatte. Er war dankbar für diesen Tritt, denn jetzt wusste er, welche Rolle diese kleine Schwanzlutscherin in ihrem Spiel spielte. Sollte sie ruhig meinen, ihre Gegenwehr hätte ihn verschreckt. Sollte sie sich ruhig in Sicherheit wiegen. Sie war nützlicher für ihn als sie sich in ihrem kleinen verschissenen Gehirn überhaupt ausmalen konnte. Erfolglos hatte er ihr alle Orte in der Stadt gezeigt, von denen er gehofft hatte, dass sie irgend etwas in ihr hätten auslösen können, irgend etwas , was den Schutzwall in ihrem Bewußtsein hätte durchbrechen können. Wenn er gewußt hätte, dass Adrenalin das hätte leisten können, hätte er sich schon früher mit der kleinen Nutte angelegt.
    Egal.
    Er musste jetzt nur raus hier, bevor das Embryo seine ganze Kraft entfaltete.
    Einen Meter von dem am Boden liegenden Eckhardt entfernt stand Elaine mit halb erhobenen Fäusten. Sie tänzelte unruhig von einem Bein auf das andere. Sie wusste nicht, wie man kämpfte, aber das Tänzeln half. Sie fühlte sich plötzlich ungeheur locker.
    Ungeheuer gut und stark.
    Eckhardt hielt den Kopf in den Händen geborgen. Sie konnte sein Gesicht nicht sehen. Seltsam, SO fest hatte sie doch auch wieder nicht zugetreten. Langsam müsste er wieder hochkommen.
    Sie wartete auf den nächsten Angriff.
    Plötzlich hörte sie, wie Eckhardt kicherte.
    Er kicherte.
    Sie hörte auf zu Tänzeln. Der Mann war irre. Lachte er sie aus? Nein, sein Kichern hörte sich an, als amüsiere er sich für sich ganz allein. Als habe er sie vergessen und sich selbst gerade einen guten Witz erzählt.
    Ein paar Sekunden war Ruhe, dann stand er auf und blickte Elaine an. Sie ging unwillkürlich einen Schritt zurück.
    Eckhardt grinste sie an.
    "Macht ja nichts", sagte er.
    Sie wollte gar nicht wissen, was nichts machte. Sie ging einen weiteren Schritt zurück, wartete darauf, das er sich doch noch auf sie stürzen würde, aber er drehte sich um und ging, ohne ein weiteres Wort, zur Wohnungstür und verließ die Wohnung.

 
    ***

 
    Jetzt, da er die Wohnung verlassen hatte, konnte er die Wut des Embryos nicht mehr weiter beherrschen. Sie begann ihn zu verändern. In seinem Körper bildeten sich Beulen, die durch die dünne Schicht seiner Haut zu dringen drohten.
    Ein schmales Rinnsal grünen, blasigen Schleimes floß aus seinem rechten Ärmel.
    Gerade rechtzeitig hatte Elaine die Tür hinter ihm zugeschlagen. Sie durfte die Veränderung, die mit ihm vorging nicht bemerken.
    Noch nicht.
    Ärgerlich wischte er sich den Schleim an seiner Hose ab. So konnte er nicht auf die Straße gehen, schon bald würde das Embryo in ihm die Oberhand gewinnen. Es war wirklich unerwartet stark geworden in den letzten Tagen. Die Blasen und der Schleim waren nur die Vorboten seiner Verwandlung. Wut und Haß würden die Hülle seiner derzeitigen Persönlichkeit bald einfach abplatzen lassen und das fahle Fleisch Mastemas zum Vorschein bringen.
    Er musste sich unbedingt abreagieren bevor das geschah.
    Er blickte auf die Tür am Ende des Flures. Da wohnte diese kleine Hure, die ihm so schlechte Dienste geleistet und die Unverschämtheit gehabt hatte, sie bei ihrem Ritual im Pesthaus zu beobachten. Ein Opfer in den Straßen der Stadt zu suchen, dazu war es zu spät. Hier im Haus würde wenigstens niemand seine Verwandlung bemerken.
    Sie wusste nicht, dass er wusste, dass sie wusste. Wie schön. Er brauchte sie nicht mehr.
    Ohne weiter zu überlegen ging er auf die Tür zu und brach mit einem Griff die Klinke aus der Tür. Es machte ein kurzes, scharfes Geräusch, zu unauffällig, um lästige Zuschauer anzulocken. Ein langer Splitter drang in eine offene, mit galligem Schaum gefüllt Stelle seiner Hand. Er spürte es nicht einmal. Die Haut seiner Eckhardt-Persönlichkeit löste sich langsam auf, in seinem Gesicht taten sich Risse auf, sein linkes Auge floppte aus seiner Höhle und durch den Schleim in seiner Augenhöhle hindurch drängte sich ein schwarzer, fetter Skarabäus. Der

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