Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)
langsam in eine Abhängigkeit zu ihm geriet. So lange er nicht wusste, was ihr Geheimnis war, konnte er sie auch nicht behandeln, wie sie es normalerweise verdient hätte: er hätte ihr einfach den Kopf abgerissen und ihr in ihren verdammten Hals gespuckt. Alles in ihm drängte danach, sich auf sie zu stürzen. Aber so wie die Dinge standen, musste er versuchen, sich zu beherrschen. Er war nur hierhergekommen, weil die Zeit langsam drängte, das Embryo wurde von Tag zu Tag größer und er konnte seine Kraft kaum noch kontrollieren. Genaugenommen wusste er nicht, was mit ihm selbst geschehen würde, wenn das Embryo vollständig die Kontrolle übernahm. Das machte ihn etwas nervös und er wollte die Sache mit Elaine geregelt wissen, bevor seine Verwandlung in eine entscheidende Phase gehen würde. Er hielt die Fäuste geballt in seinen Hosentaschen und spürte, wie seine Nägel ihm die Handballen zerrissen und das Blut seine Finger benetzte.
***
Elaine sah, wie Eckhardt sich in seinem Anzug verkrampfte. Schweiß rann ihm das Gesicht hinunter. Er schien nicht zu wissen, was er sagen sollte und sie begann bereits zu bereuen, dass sie ihn so angefahren hatte. Eigentlich kannte sie diesen Mann doch gar nicht. Sie war fast allein im Haus, die Praxen und Kanzleien in den Etagen unter ihnen waren schon geschlossen und darauf, dass ihre Nachbarin zu Hause war, wollte sie in dieser Situation nicht vertrauen. Selbst wenn, was für eine Hilfe hätte sie schon sein können, wenn er sie schlagen würde und er sah ganz so aus, als würde er jeden Moment ausrasten.
Er öffnete, vor innerer Erregung außer Atem, für einen Moment seinen Mund und sie hätte schwören können, dass seine Zähne um einige Grad gelber geworden waren in den letzten Minuten und dass sie etwas Schwarzes gesehen hatte, dass sich in seinem Mund bewegte, und das NICHT seine Zunge war.
Sie wollte ihm sagen, dass er jetzt wohl besser gehen solle, aber es kam nur ein dünnes Krächzen aus ihrem Hals.
In der Küche meldete sich leise die Pfeife auf dem Wasserkessel. Über Eckhardts Schulter hinweg war bereits Wasserdampf im Türrahmen zur Küche zu sehen.
Eckhardt hatte es wohl auch gehört.
Auf jeden Fall drehte er sich kurz um und Elaine hielt es für klug, diesen Moment zu nutzen, um einen Schritt zur Wohnungstür hin zu machen. Sie hatte noch nicht einmal eine halbe Drehung hingekriegt, als Eckhardt sie schon an den Haaren gepackt hatte und sie durch den Raum schleuderte. Noch im Fallen sah Elaine, dass er ein Büschel ihrer Haare in der Hand hielt.
Ihre linke Schulter knirschte etwas, als sie gegen das Bett fiel. Mehr überrascht als verletzt blieb sie liegen.
Jetzt hatte er also diese Linie überschritten.
Wenn sie nicht so blind gewesen wäre, hätte sie schon früher sehen können, dass es diese Linie immer zwischen ihnen gegeben hatte, und dass es für Eckhardt eine Kleinigkeit war, sie zu überschreiten.
Aber jetzt war nicht die Zeit für Selbstvorwürfe.
Eckhardt machte zwei Schritte auf sie zu, ihr Haarbüschel wehte im Wind seines schnellen Schrittes majestätisch zu Boden.
Als er über ihr war, trat sie so fest zu, wie sie konnte.
Überrascht und von dem plötzlichen Schmerz überwältigt drückte er sich die Fäuste zwischen seine Beine. Sein Kopf sackte nach unten, ein Speichelfaden schoss mit einem gurgelnden Laut aus seinem Mund und fiel auf den Ärmel ihres Sweatshirts. Aber Elaine achtete nicht darauf, sie drehte sich weg, kam seitlich von Eckhardt hoch, drehte sich um und versetzte ihm einen Tritt in den Magen.
Sie hatte nicht gewußt , dass sie so gemein sein konnte, aber unter ihrer Angst und ihrem Entsetzen darüber, dass er sie angegriffen hatte, machte es ihr Spaß. Es verhalf ihr zu einer Genugtuung, auf die sie zu ihrer eigenen Überraschung schon lange gewartet zu haben schien.
Eckhardt klappte zusammen und blieb stöhnend auf dem Boden liegen. Aber es waren nicht die Schmerzen, die ihm zu schaffen machten, es waren die Veränderungen, die in ihm vorgingen und die Elaine nicht sehen konnte.
Das Embryo begann zu rotieren.
Eckhardts Solar-Plexus fühlte sich bereits an, als gieße eine unsichtbare Hand glühenden Stahl in ihn. Die Wut des Embryos begann sich in ihm auszubreiten. Gottverfluchte Fotze, jetzt würde er ihr in den Hals scheißen, er würde sie zerreißen und sich mit ihren Knochen die Reste aus den Zähnen puhlen. Er würde sie so zermatschen , dass nicht einmal ein Genetiker würde feststellen
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