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Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Titel: Die Nacht des Ta-Urt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Bödeker
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atmen. Sonst kommst du nie wieder hier raus.
    Schritt für Schritt ging sie wieder zurück, in Richtung der letzten Halle die sie durchquert hatte, vor Stunden, wie es ihr vorkam. Als sie die Halle erreichte, stellte sie das Teelicht vorsichtig in der Mitte auf den Boden und ließ sich neben ihm niedersinken.
    Dann ließ sie ihren Körper los und zitterte eine Weile heftig.
    Als sie sich wieder einigermaßen im Griff hatte, überdachte sie noch einmal ihre Lage.
    Es sah doch gar nicht so schlecht aus, bisher hatte sie jede Schwierigkeit erfolgreich gemeistert, dafür, dass sie sich zum ersten Mal als Einbrecherin betätigte und nicht mit diesen unterirdischen Gängen gerechnet hatte, lief es doch prima. Gut, sie hatte langsam Hunger, ihre Hand schmerzte heftiger von dem Splitter, den sie sich eingefangen hatte und diese verfluchte Dunkelheit und die feuchten, niedrigen Gänge zehrten langsam an ihren Nerven, aber schließlich war sie kein kleines Mädchen mehr, damit musste sie fertig werden und irgendwie, irgendwo in ihrem tiefsten Inneren genoss sie sogar ihre Angst. Das gestand sie sich nicht gerne ein, aber es war so. Die letzten Wochen waren durch eine Intensität gekennzeichnet, die sie in ihrem Leben bisher nicht gekannt hatte, sie war zum ersten Mal in ihrem Leben einem echten Geheimnis auf der Spur, sie fühlte sich zum ersten Mal wirklich gefordert, mit ihrer ganzen Existenz, es war WIRKLICH, was mit ihr geschah. Ihr fiel ein, wie sie vor einigen Jahren einmal Bungee -Springen gewesen war. Das war nett, aber DIES hier war kein Flirt mit der Gefahr, dies hier war ECHT und sie fühlte sich dementsprechend: ECHT. Dieses Gefühl war ohne ein bisschen Angst nicht zu haben, das wusste sie.
    Sie stand auf, holte ein neues Teelicht aus ihrer Tasche und steckte es an. Sie würde das andere hier stehen lassen, vielleicht brannte es noch, wenn sie wieder kam, das würde ihr fast das Gefühl geben, nach Hause zu kommen.
    Also weiter in den Gang rechts von dem, aus dem sie gerade gekommen war.
    Noch drei Mal kam sie in die immer gleichen Hallen, ging die immer gleichen Gänge, öffnete die immer gleichen Türen und fand die immer gleichen zwei Gänge und eine immer gleiche leere Kammer, bis sich beim vierten Mal eine Tür in eine mit rohen Regalen versehene Kammer öffnete.

 
    ***

 
    Die Regale bedeckten die gesamten Wände, Rollen und Dokumente türmten sich in ihnen, in der Mitte des Raumes stand ein mit Papieren bedeckter Tisch, davor ein niedriger Hocker und auf dem Tisch lag eine dicke schwarze Taschenlampe.
    Wellen der Erleichterung lösten sich in Elaine.
    Ihr Arm zitterte bereits von der Anstrengung, das Teelicht immer in ungefährer Augenhöhe halten zu müssen und sie fürchtete sich entsetzlich davor, in diesem feuchten Grab auch nur einen Moment ohne Licht zu sein.
    Sie nahm die Taschenlampe und drückte auf den kleinen roten Knopf.
    Sie funktionierte.
    Die Lampe war nicht sehr hell, die Batterien waren sicher fast leer, aber im Gegensatz zu dem Teelicht war das hier ein Scheinwerfer. Elaine musste für einen Moment geblendet die Augen schließen, dann begann sie die Regale und den Tisch abzusuchen.
    Sie hielt Ausschau nach dem Zeichen des Chronisten und sie hatte wieder Glück.
    Schon im zweiten Fach des Regals fand sie eine Reihe von   Dokumenten, die in der rechten unteren Ecke das Zeichen in Form eines T’s trugen. Sie versuchte, im Licht der Taschenlampe etwas zu entziffern, aber langsam machte sich ihre Erschöpfung bemerkbar, die Buchstaben verschwammen vor ihren Augen, und zu ihrer Enttäuschung sah sie, dass der größte Teil in griechischen und lateinischen Buchstaben geschrieben war.
    Noch einmal durchwühlte sie die Regale, um sicher zu gehen, aber sie konnte keine weiteren Dokumente mit dem Zeichen des Chronisten entdecken.
    Also mussten es diese hier sein.
    Sie beschloss, erst einmal das Gebäude wieder zu verlassen und die Lektüre auf später zu verschieben, vielleicht war es auch nützlich, wenn Rosner dabei war und ihr beim Entziffern der Rollen half.
    Vorsichtig rollte sie die Dokumente zusammen und hielt sie in ihrer Linken, die Taschenlampe in der Rechten und zog los.
    Nur raus hier, Zuhause ein heiße Dusche und ein paar Stunden Schlaf, dann würde die Welt wieder einigermaßen in Ordnung sein.

Kap- 4

 

Die Verfolgung

 

 
    Ein Bruder öffnete Wessel die Tür zum Gasthaus, einige Straßen weit vom Marktplatz entfernt. Hier trafen sie sich nur ganz selten, zu Notzeiten

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