Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)
es ist auch gegen das Gesetz der Gemeinschaft der Horla . Ich fordere deshalb Gregor, als den General der Noiren , auf, uns allen eine Erklärung zu geben."
Wessel sah Gregor sich aus der Gruppe seiner Männer lösen und in die Mitte des Raumes treten.
"Bruder Arno, wir wissen auch nicht, was geschehen ist. Dieses Wesen, das sich offensichtlich der Seelen unserer Männer bemächtigt hat, ist kein Geschöpf der Göttin. Keine mir bekannte Autorität hat es berechtigt, den Kampf anzuführen. Ihr wisst, dass wir alle mit den gleichen Waffen kämpfen. Nur die Stöcke sind uns erlaubt. Nie hat ein Angehöriger unserer Bruderschaft oder ein Angehöriger eurer Bruderschaft magische Kräfte gebraucht. In dieser Nacht war aber Magie am Werk, und dies zu unser aller Schaden. Ich habe die Toten untersucht und bin mir sicher, dass sie alle ihre Seele während unseres Kampfes verloren haben. Deshalb waren ihre Körper schon tot, als man sie morgens fand. Ich rufe daher dazu auf, diejenigen zu benennen, die dem Wesen Zugang zu unseren Träumen verschafften, und diese zu bestrafen."
Wütende Stimmen erhoben sich im Raum. Einer der Männer, ein Bauer und Angehöriger der Albions , stieß sich von der Wand ab und schüttelte seine Faust gegen Gregor.
"Was redet der Noire da? Es waren doch nur unsere Brüder, die gefallen sind. Nur Albions liegen tot auf dem Markt. Was verlangt der Noire da an Rechenschaft, die soll er uns doch selber geben. Wenn es jetzt zur Hatz auf uns kommt, dann sind nur die Noiren schuld."
Zustimmendes Kopfnicken war zu sehen. In die misstrauischen Blicke mischte sich Haß .
"Brüder ," rief Gregor, "Brüder, wir wollen doch nicht vergessen, warum wir hier sind. Wir sind alle Untertanen der Horla , ob Noiren oder Albions . Wir sind nicht hier, um uns gegenseitig zu beschuldigen, wir wollen uns gegenseitig nutzen."
"Aber warum haben dann die Noiren unsere Brüder getötet?" rief ein Mann, den Wessel nicht kannte.
"Ja ," stimmte ein anderer zu, "Schließlich haben sie die Regeln gebrochen und nicht wir. Was sollen wir da noch nach Schuldigen suchen?"
Der Mann drängte sich durch die Reihen und ging auf Gregor zu.
"Warum bestrafen wir sie nicht hier auf der Stelle?"
Zwei Noiren versperrten ihm den Weg.
"Warum bestrafen wir nicht dich hier auf der Stelle für deine Unverschämtheit?"
Arno stieg von der Kiste herunter auf der er stand und trat den Männern entgegen.
"Lasst voneinander ab ," rief er, "wer immer auch den fremden Dämon zu uns gelassen hat, der wollte, dass wir streiten, denn der Streit unter Brüdern ist der Anfang der Herrschaft des Dämonischen. Wenn wir uns jetzt nicht auf unsere Aufgabe besinnen, hat er gewonnen."
Gregor trat zu der Gruppe.
"Mein Bruder hat Recht. Wir müssen herausbekommen, wie der Dämon sich Zugang zu unseren Träumen verschafft hat. Nur so können wir vielleicht das Schlimmste verhindern."
Er hob die Arme hoch in die Luft und drehte sich mit beschwörender Geste langsam um die eigene Achse.
"Brüder, hört mir zu. Wir müssen einen Vertreter bestimmen, der sich auf die Suche macht, um die Ursache des Unglücks zu bestimmen. Ich schlage den Wessel Kipp vor. Er ist noch nicht lange bei uns, aber er hat sich als treuer Diener der Horla gezeigt. Er kennt sich aus in den magischen Künsten und er hat Freunde bei beiden Gruppen. Wenn Arno einverstanden ist, lasst ihn die Untersuchung durchführen. Wir werden ihn alle dabei unterstützen. Geht jetzt und tut das Richtige, um unsere Geheimnisse zu bewahren."
***
Nach der Versammlung blieben Wessel, Arno und Gregor noch allein in dem schnell kälter werdenden Raum zurück.
Arno und Gregor sahen sich kurz an. Gregor nickte und Arno wandte sich an Wessel:
"Hör zu Wessel. Wir haben dich ausgewählt, weil wir wissen, dass du den Oberhuser sehen konntest in der Schlacht. Der Mann gehört weder zu uns Albions , noch zu den Soldaten unseres Bruders."
Wessel blickte die beiden erstaunt an. Bisher war er davon ausgegangen, dass nur er den Oberhuser hatte sehen können. Er erinnerte sich an die Szene, als der Mann in der Mitte des Platzes gelegen hatte, von den anderen Kämpfern unbehelligt. Damals hatte er vermutet, dass die Erscheinung dieses Mannes ein Teil seines ganz persönlichen Traumes sei.
Er äußerte seine Vermutung.
Gregor nickte zustimmend und Arno fuhr fort.
"So ähnlich muss es auch gewesen sein. Die anderen die ihn, außer uns, sehen konnten, hat er erschlagen. Sie liegen jetzt auf dem
Weitere Kostenlose Bücher