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Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Titel: Die Nacht des Ta-Urt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Bödeker
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wirklich nicht, dass die Beiden sich kannten." stammelte sie.
    Sie sah Eric an. Er sah besorgt aus. Für ihn war Eckhardt 'nur' ein einfacher Mörder. In ihrem Inneren musste sie lachen. 'Nur ein einfacher Mörder'. Wie einfach sah doch die Welt aus dieser Perspektive aus. Man fängt den Mörder und obwohl niemand wieder lebendig wird, geht doch alles andere wieder seinen Gang. Wenn aber Eckhardt nicht nur ein 'einfacher Mörder', sondern das war, für was sie ihn langsam zu halten begann, dann sah die Sache ganz anders aus, dann konnte weder Eric noch der kleine Mann im Sessel ihr wirklich helfen. Was hätte sie ihm auch sagen sollen? 'Hallo, Herr Kommissar, dieser Herr Eckhardt hat meine Nachbarin umgebracht. Ich weiß nicht warum, aber ich nehme an, dass es mit diesem Monster auf der Spielkarte zu tun hat und mit dem, was hier vor vierhundert Jahren abgegangen ist. Wahrscheinlich ist er so eine Art Hexenmeister, der mit einer alten, grausamen Gottheit in Kontakt steht, die er in diese Welt holen will'?
    Nein, sie würde schweigen müssen.
    "Nun?" Tanner stand wieder vor ihr, aber ihr verwirrter Gesichtsausdruck hatte seinen Elan etwas gebremst. Es tat ihm schon etwas leid, dass er hier so hereingeplatzt war, die junge Frau vor ihm schien genauso verwirrt wie er selbst, aber er ließ sich ungern hinters Licht führen, und besonders in einem solchen Fall von grausamer Verstümmelung, wie er hier vorlag.
    Wer so etwas tat, das sagt ihm seine Erfahrung, tat so etwas wieder.
    Er hatte nur etwas herumhören müssen, und schon war klar gewesen, dass es Verbindungen gab, die nicht zufällig sein konnten, und das machte die junge Frau vor ihm zumindest verdächtig, höchst verdächtig. Und wenn es um Sekten ging, war er auf einiges gefasst.
    "Ich habe davon nichts gewußt ," wiederholte sie, "ich war einmal bei meiner Nachbarin drüben und habe mit ihr gefrühstückt,   Sie können ja Ihre verdammten Spezialisten nach Krümeln suchen lassen. Und: ja, ich kenne Volkmar Eckhardt, das habe ich nie abgestritten, weil Sie nicht danach gefragt haben. Ich weiß aber nichts von einer Beziehung zwischen den beiden."
    Tanner schien wieder in seine Müdigkeit zurück schlüpfen zu wollen, die ihr schon im Revier an ihm aufgefallen war.
    "Hören Sie," sagte er mit ruhiger, eindringlicher Stimme, "ich will ihnen keine Angst machen, aber Ihr Bekannter ist ein Verdächtiger in einem Mordfall, und das wirft auch auf Sie kein gutes Licht. Ich persönlich glaube nicht, dass Sie etwas damit zu tun haben, aber in einem bestimmten Stadium der Ermittlungen wird es keine Rolle mehr spielen, was ich glaube. Ist Ihnen das klar?"
    Elaine nickte nur.
    "Gut, dann lass ich die Turteltäubchen Mal allein ," und zu Eric gewandt sagte er: "Passen Sie auf Ihre Freundin auf."
    Eric wurde eine Spur blasser als er es sowieso während der letzten Viertelstunde geworden war. Er wusste genau, dass der Kommissar nichts von Kathrin und ihm wissen konnte, aber trotzdem schnitt diese Bemerkung genau in die Stelle seiner Wunde, in der es am meisten weh tat . Er hatte Kathrin verloren, und er hatte sein Selbstvertrauen verloren, aber wenn er jetzt noch Elaine verlieren würde, das war ihm in der vergangenen Nacht klar geworden, dann war es einfach vorbei. Er spielte nicht einen Augenblick lang mit dem Gedanken, dem Kommissar von seiner Begegnung mit Eckhardt alias Hendrich zu erzählen, sein Vertrauen in die Staatsmacht war gering. Es ging ihm auch nicht mehr darum, Eckhardt eines Mordes zu überführen, es ging ihm darum, diesen Mann unschädlich zu machen. Und dabei hätte ihm der Kommissar nur im Wege gestanden, und das noch mehr, wenn dieser wüsste, dass auch er eine Verbindung zu Eckhardt hatte.
    Er nickte dem Kommissar hinterher, der sich anschickte, die Wohnung zu verlassen, dann sah er Elaine an.
    Sie würde ihm einiges zu erzählen haben.

 
    ***

 
    Nachdem sie ihm alles berichtet hatte, berieten sie sich nicht lange.
    Keiner von Ihnen konnte Griechisch oder Latein, aber da gab es ja jemanden, der sich ebenso brennend für den Inhalt der Rollen interessieren würde wie sie, wenn auch aus anderen Gründen.
    Elaine telefonierte kurz, dann machten sie sich auf den Weg zu Professor Rosner.

 
    ***

 
    Der Professor wohnte in einem kleinen Haus, etwa eine Autostunde außerhalb der Stadt.
    Sie redeten nicht viel während der Fahrt.
    Elaine dachte an ihre tote Nachbarin.
    Das Bild des Badezimmers, schwarz von fetten Fliegen und mit dem zerrissenen

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