Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)
Zange die Arme ausgerissen hatte.
Und plötzlich wusste sie auch, wer diese Frau vor ihr war.
Und sie rief ihren Namen.
***
Wumm.
"Elaine."
Das Sirren wurde wieder lauter. Wumm.
Jemand hämmerte mit den Fäusten gegen ihre Tür, klingelte gleichzeitig und rief ihren Namen.
"Elaine, mach auf."
Elaine öffnete die Augen.
Das Licht der Sonne, die durch ihr Fenster schien, schmerzte. Sie war am frühen Morgen aus dem Archiv nach Hause gekommen. Also musste sie einige Stunden geschlafen haben. Sie setzte sich auf ihr Bett und sah sich in Ihrem Zimmer um. Alles war ganz normal, kein Monster saß in der Ecke und wartete auf sie, keine geheimnisvolle Frau kam auf sie zu gelaufen. Vor dem Bett lagen die Dokumente, um derentwillen sie diese ganze unheimliche Aktion gestartet hatte.
Langsam fiel ihr alles wieder ein.
Es klopfte wieder.
"Elaine, ich weiß, dass du da bist, bitte mach auf."
Es war Eric, sie erkannte seine Stimme.
Langsam stand sie auf, ging zur Tür und öffnete.
"Na endlich ," sagte Eric, "ich habe mir schon Sorgen gemacht. Deine Kollegin im 2N8 sagte, dass du gestern nicht zur Arbeit gekommen bist."
Gestern? Elaine sah ihn erstaunt an. Gestern hatte sie doch gar keine Schicht. Erst heute war sie wieder dran.
Eric sah an ihr vorbei ins Zimmer.
"Darf ich rein kommen? Ich will mich nicht aufdrängen ..."
"Ja, natürlich. Komm doch bitte herein."
Sie drehte sich um und ging zurück ins Zimmer. Dann kam ihr ein Gedanke.
"Was für einen Tag haben wir heute?"
"Was für einen Tag ?, " fragte Eric, "Montag natürlich. Was ist los, fühlst du dich nicht wohl?"
Sie hatte einen ganzen Tag verschlafen. Sie war am Sonntag Morgen aus dem Archiv wieder herausgekommen und war so fertig gewesen, dass sie einen ganzen Tag verschlafen hatte. Sie roch vorsichtig an sich. Sie musste dringend duschen, bevor Eric noch einmal in ihre Nähe kommen würde.
"Warte bitte einen Moment, ich bin gleich wieder da. Setz dich oder mach dir einen Kaffee, ja Kaffee wäre gut, ich bin gleich wieder da."
Sie verschwand im Badezimmer.
***
Fünfzehn Minuten später stand sie, noch im Bademantel, wieder im Zimmer, der Duft von Kaffee hatte sich in der ganzen Wohnung ausgebreitet.
Eric saß in einem Sessel und sah sie vorsichtig an.
"Besser?"
"Ja, viel besser ," antwortete sie. "Hast du dir schon eingegossen?"
Er deutete auf eine leere Tasse vor sich.
"Ich lauf schon auf Hochtouren" sagte er mit einem Lächeln.
Elaine lachte laut auf. So witzig war seine Bemerkung gar nicht gewesen, aber nach den Strapazen des gestrigen, oder besser des vorgestrigen Tages, fing sie endlich wieder an, sich wohl in ihrer Haut zu fühlen. Die Dusche, der Kaffee, den sie gerade in ihrer Hand hielt, die Sonne im Zimmer und der Mann vor ihr, der anfing ihr wirklich zu gefallen, das fühlte sich fast wie richtiges Leben an.
Eric lächelte sie schüchtern an, senkte dann aber sofort den Blick und sah auf seine Schuhe.
Wahrscheinlich hatte sie etwas zu laut gelacht und er wollte ihr nicht zeigen, dass ihm das etwas peinlich war. Das war ihr unangenehm, sie wollte nicht, dass er dachte, das sie eine hysterische Ziege wäre. Sie wollte viel lieber ...
"Oh, oh ," sagte eine leise Stimme in ihr, "fang nicht an, dich zu verlieben."
Aber sie wusste, wenn sie diese Stimme hörte, war es meistens schon zu spät. Ein kleines bisschen war sie schon verliebt. Aber dazu hatte sie im Moment wirklich keine Zeit. Und was wusste sie schon von Eric? Doch nur, was er von sich erzählt hatte, und das, was die Leute über sich erzählten, war meist die geringste Wahrheit über einen Menschen, das hatte sie schon oft genug erfahren. Also Marsch, Gefühle zurück.
"Ich hab wohl verschlafen ," sagte sie und trank einen Schluck von dem Kaffee. Er war gut. Schwarz und stark.
Eric stand auf und begann im Zimmer herumzugehen. Eben hatte er noch wie ein Schuljunge ausgesehen, aber jetzt hatte sein Gesicht einen ernsten, bitteren Zug, der ihn um Jahre älter erschienen ließ, als er in Wirklichkeit war.
"Hör zu, Elaine. Es tut mir leid, das gleich am Anfang unserer Bekanntschaft sagen zu müssen, aber ich habe dich angelogen."
Er blieb stehen und sah sie an. Ihr Blick verriet ihm, dass sie nicht der Typ war, der gleich weinend vom Sofa plumpste. Der Märchenprinz war schon vor Jahren an ihr vorbei geritten und sie hatte es überlebt.
"Ich war gestern abend im 2N8 um dich zu besuchen, deine Kollegin sagte, dass du nicht zur Schicht erschienen
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