Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)
wärest, und, dass das nicht deine Art wäre. Sonst würdest du zumindest anrufen, wenn dir etwas dazwischen gekommen ist. Also habe ich mir etwas Sorgen gemacht, du wirst gleich verstehen, warum. Ich konnte deine Kollegin überreden, mir deine Adresse zu geben, und als ich hier ankam, warst nicht nur du nicht da, ich bin fast in einen Polizisten hinein gelaufen, der vor deiner Tür auf dich gewartet hat. So ein Kerl mit Ringen an jedem Finger, sah eher wie ein Zuhälter aus der Mann. Der Typ wollte mir natürlich nichts sagen, aber als ich die Absperrung an der Nachbarwohnung sah, fiel mir wieder ein, dass da letztens etwas in der Zeitung gestanden hatte. Das hätte mir sofort einfallen müssen, als deine Kollegin mir die Adresse gab, dass dieser Mord hier, in deinem Haus gewesen ist. Aber es ist mir nicht eingefallen."
Er sah sie schuldbewußt an und wiederholte noch einmal,
"Es ist mir nicht eingefallen."
Irgend etwas schien ihn zu belasten, was nicht direkt mit dieser Sache hier in Verbindung stand. Er wurde ganz blaß und Elaine fürchtete schon, dass er ...., aber er fing sich wieder und fuhr fort.
"Auf jeden Fall kann ich dich nicht mehr anlügen, diese Sache ist anscheinend schon viel zu nahe an dich herangekommen. Ich weiß nicht genau in welcher Verbindung zu ihm stehst , aber ich hoffe wirklich, dass du nicht zu seinen Anhängern gehörst."
Er blieb wieder stehen und sah sie eindringlich an.
"Der Mann ist gefährlich, ich weiß nicht genau, WIE gefährlich, ich habe seine Spur gerade wieder aufgenommen, aber er hat vor Jahren ein paar Menschen umgebracht und ich nehme an, dass er auch deine Nachbarin auf dem Gewissen hat."
Obwohl sie sofort wusste, von wem er redete, fragte sie:
"Wer ist gefährlich?"
"Volkmar Eckhardt alias Volkmar Hendrich ."
Elaine stellte die Tasse auf den Tisch, zog sich den Bademantel enger um ihre Hüften und stand auf. Sie musste vorsichtig sein, was sie sagte. Sie vertraute Eric, obwohl er sie angelogen hatte, was sein Hiersein betraf. Aber das war vollkommen unwesentlich. Natürlich hatte er ihr nicht gleich beim ersten Treffen sagen könne, dass er einen Mörder verfolgte, und dass er mit ihr nur redete, weil er etwas über diesen Mann erfahren wollte. Sie verstand das, obwohl es ihr einen leisen Stich versetzte. Das alles war soweit klar, aber nicht klar war, was Eric wirklich über Eckhardt wusste. Ob er wusste, was sie wusste.
"Ich weiß, dass er gefährlich ist." sagte sie.
Einen Moment sagte niemand etwas.
"Und das ist alles?" fragte Eric, "du weißt, dass er gefährlich ist?"
"Ja ," sagte Elaine, "aber genau weiß ich das erst seit kurzem, genauer, seit meine Nachbarin tot ist. Geahnt habe ich es schon vorher, aber wissen tue ich es erst jetzt. Aber erzähl mir lieber, was du gerade über ihn gesagt hast? Er hat noch andere Menschen umgebracht?"
"Ich weiß von mindestens Zweien."
Eric setzte sich wieder in seinen Sessel. Einen Moment lang blickte er aus dem Fenster und Elaine hätte schwören können, dass ein einsamer Sonnenstrahl eine Träne in seinem Augenwinkel gefunden hatte, aber das war sicher nur die Phantasie einer Frau, die sich gerade verliebte.
Seine Stimme wurde noch etwas dunkler und er sprach langsamer, als er eben gesprochen hatte, als er ihr von seiner ersten Begegnung mit Eckhardt erzählte.
***
Elaine hatte kein Licht angemacht. Die glühend rote Abendsonne verwandelte das Zimmer in eine bergende Höhle aus sanftem Licht. Grillen auf dem Gelände hinter ihrem Haus zirpten ein letztes Lied, Schwalben jagten im Sturzflug durch die beginnende Dunkelheit und fingen die ersten Nachtschwärmer unter den Insekten.
Nachdem er mit seiner Geschichte fertig war, schwiegen sie beide.
Irgendwann legte sie dann ihren Arm um seine Schulter und er konnte das erste Mal seit damals weinen ohne sich zu schämen und ohne seine Tränen gewaltsam herunterzuwürgen, damit sie sich zu einem Knoten aus Rache zusammenballten.
***
Am nächsten Morgen hämmerte es wieder an der Tür. Aber im Gegensatz zum letzten Mal hatte sich Elaine nicht gerade in einem Alptraum verfangen und so ging sie sofort zur Tür und öffnete.
Der Kommissar stand vor ihr.
"Da haben Sie wohl etwas gelogen, oder?" sagte er ohne Einleitung und schob sie zur Seite, um einen Blick in ihre Wohnung zu werfen.
In Elaines Beunruhigung mischte sich Wut über seine Unverschämtheit.
Sie wusste nicht, wovon der Mann da redete, aber sie vermutete, dass er irgendwie
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