Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Titel: Die Nacht des Ta-Urt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Bödeker
Vom Netzwerk:
Körper auf dem Boden, ging ihr nicht aus dem Kopf. Ihr Gewissen quälte sie. Hätte sie nicht schon damals, als sie ihr die Karten legte, erkennen müssen, dass die arme Frau in Schwierigkeiten war? Natürlich hatte sie nicht ahnen können, dass ihr Schicksal durch Eckhardt miteinander verbunden war, aber sie hätte erkennen müssen, dass Marion in einer existentiellen Krise steckte, aber sie hatte nur Augen und Ohren für ihre eigenen Probleme gehabt. Und jetzt hatte sie auch noch ein schlechtes Gewissen, dass sie Eric da mit hineinzog.
    Eric hing ähnlich schweren Gedanken hinterher.
    Er musste erst einmal verdauen, was er von Elaine über Eckhardt gehört hatte. Zu seinem eigenen Erstaunen wunderte es ihn nicht, dass Eckhardt anscheinend mehr war als ein gemeiner Massenmörder, in gewisser Weise entlastete ihn das sogar, da er sich nun sagen konnte, dass er damals nicht vor einem normalen Menschen weggelaufen war.
    Auf jeden Fall passte es zu den seltsamen Dingen, die er selbst in den vergangenen Jahren über diesen Mann erfahren hatte.
    Mehr durch Zufall und einen väterlichen Freund bei der Polizei war er vor einiger Zeit an die Protokolle gekommen, die nach dem Mord an Kathrin aufgenommen worden waren. Eine Frau hatte sich nach Berichten in der Presse gemeldet und Stein und Bein geschworen, dass Volkmar Hendrich der Mörder der jungen Frau sein müsse. Volkmar Hendrich sei ein schlechter Mensch durch und durch.
    Es hatte sich aber schnell herausgestellt, dass die Frau offensichtlich geistig verwirrt war. Sie war nicht einmal in der Nähe des Tatortes gewesen. Ihre in den Augen der Polizei vollkommen unhaltbaren Anschuldigungen beruhten auf einer uralten Geschichte, die seinerzeit zu ihrer Entlassung aus dem Kindergarten in dem der kleine Volkmar Hendrich gewesen war, geführt hatte.
    Ihre Aussage kam dann auch nicht einmal bis vor den Untersuchungsrichter, der den Mord an Kathrin untersuchte ..
    Bereitwillig hatte diese Frau aber Eric von Volkmar Hendrichs früher Kindheit erzählt.
    Der Kleine war schon im Kindergarten ein Einzelgänger gewesen. Immer etwas schneller in der Entwicklung als andere Kinder, hatte er schon mit fünf Jahren lesen und schreiben gelernt und man hatte seiner Mutter sogar geraten, ihn ein Jahr früher Einschulen zu lassen. Was er an Intelligenz den anderen in der Entwicklung voraus hatte , ließ er aber an Sozialverhalten stark vermissen und der Mutter erzählte man, dass die älteren Kinder in der Schule den kleinen Rabauken besser bremsen könnten, als es seinen gleichalten Spielkameraden möglich war. Die Wahrheit war aber, dass die Kindergärtnerinnen das Kind einfach hatten loswerden wollen, weil sie mit ihm nicht fertig wurden. Er tat nicht, was man ihm sagte. Sollten die Kinder ihren Anorak anziehen, weil es draußen regnete, so war immer er derjenige, der schon hinausgelaufen war um mit dünnen Schuhen durch die Pfützen zu stampfen. Die anderen Kinder folgten seinem Beispiel natürlich begeistert, und die Erzieherinnen hatten dann immer die größte Not, die Disziplin in der Gruppe zu wahren.
    Und gerade das schien das frühreife Kind genossen zu haben. Lächelnd stand er dann in seiner Pfütze, die dünnen blonden Haare an den Kopf geklatscht, und beobachtete aus seinen grünen Augen, wie die Frauen die aufgeregt kreischenden Kinder wieder zusammentrieben und dabei selber pitschnaß wurden.
    Aber auch über solch harmlose Verstöße gegen die Disziplin hinaus hatte er schnell gelernt, andere für seine Ziele einzuspannen.
    Wollte er ein Spielzeug, das gerade ein anderes Kind gebrauchte, so ging er nicht selber hin, um sich gegen den Konkurrenten durchzusetzen. Er machte sich ein anderes Kind so weit hörig, dass dieses für ihn zum Spielkameraden ging, um ihm das begehrte Objekt zu entreißen.
    Ständig waren die Kinder seiner Gruppe in Zänkereien verwickelt gewesen, die sie stellvertretend für ihn führten, während der kleine Tyrann in einer Ecke gestanden hatte und seltsam erwachsen lächelte.
    Die Kinder selbst erkannten natürlich noch nicht, dass da einer seine Spielchen mit ihnen trieb, aber die Erzieherinnen hatten gesehen, was da vorging und sie fürchteten, dass die ganze Gruppe durcheinanderkommen würde, hätten sie das kleine Biest noch weiter am Hals.
    Sie mochten ihn nicht.
    Und am wenigsten hatte ihn die Frau gemocht, die ihn Jahre später in der Mordsache belastete und die Eric bereitwillig alles über das kleine Monster, wie sie ihn nannte,

Weitere Kostenlose Bücher