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Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Titel: Die Nacht des Ta-Urt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Bödeker
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eben aus eigener Erfahrung, dass Eckhardt aufgehalten werden musste, und wenn es stimmte, was Elaine ihm erzählt hatte, dann war es besser, vorsichtig zu sein.
    Vielleicht reichten seine Kugeln ja nicht aus, um diesem verdammten Mistkerl den Garaus zu machen, vielleicht brauchte man ja Kugeln aus Silber oder einen Lastwagen voll Knoblauch.
    Auf jeden Fall war es von Vorteil, vorsichtig zu sein und sich den Rat dieses Professors anzuhören.
    Er sah zur Seite. Elaine schaute nachdenklich aus dem Fenster. Ihr Profil wirkte weicher im Licht der Nachmittagssonne. Er war gespannt, wie es wäre, wenn all das hier vorbei war und er sie unbelastet durch solch seltsame Geschichten erleben würde.
    Wenn es überhaupt soweit kam.

 
    ***

 
    Der Professor empfing sie herzlich und bestand darauf, dass sie seinen selbstgemachten Pflaumenkuchen probierten, bevor er sich die Rollen ansah. Sie saßen in der Küche und plauderten. Dabei erzählte der Professor von seiner Frau, die seit zwölf Jahren Tod war, und von seinen zwei Söhnen, die zu seinem Stolz in Amerika Anthropologie und Wirtschaft studierten. Rosner schien mit seinem Leben zufrieden. Den frühen Tod seiner Frau, sie war an Brustkrebs gestorben, hatte er als unumgänglichen Bestandteil seines Lebens akzeptieren gelernt.
    Dann schlug er vor, dass sie beide spazieren gingen, während er die Rollen studieren würde.
    "Das kann ein paar Stunden dauern. Mein Griechisch war noch nie das Beste, und wie ich sehe, haben wir es hier auch noch mit einem Gemisch aus Griechisch und Latein zu tun. Das war damals sehr beliebt, wenn es darum ging, gewisse Dinge geheimzuhalten , die aber trotzdem der Nachwelt überliefern werden sollten. Kaum jemand sprach beide Sprachen."
    Also ließen sie den Professor allein und genossen die ausgedehnten Felder und Wiesen, die sich an das Haus anschlossen.

 
    ***

 
    Es wurde bereits dunkel, als Elaine und Eric von ihrem Spaziergang zurückkamen. Der Professor hatte sich etwas Licht angemacht und im Kamin loderte trotz der sehr angenehmen Außentemperaturen ein Feuer.
    Mit einem Seitenblick auf die brennenden Scheite sagte Rosner:
    "In meinem Alter ist man selbst um diese Jahreszeit für etwas mehr Hitze dankbar."
    Dann deutete er mit seinen Händen an, das sie sich vor ihm an den Tisch setzen sollten und schenkte jedem eine Tasse Tee ein.
    "Nun ," begann er, "diese Dokumente sind tatsächlich sehr interessant. Zunächst einmal muss ich aber sagen, dass es sich nicht, wie Elaine hoffte, um die fehlenden Aufzeichnungen über die vierte Nacht handelt. Tja, tut mir leid Elaine, aber offensichtlich sind diese Dokumente wirklich nicht mehr vorhanden, oder es hat keine weiteren Aufzeichnungen unseres Chronisten gegeben, das ist auch eine Möglichkeit der wir uns stellen müssen."
    Er schaute Elaine kurz an.
    "Seien sie aber nicht traurig ," fuhr er fort, "Ihr Fund ist nämlich mindestens ebenso interessant für uns. Wenn nicht interessanter, auch wenn einiges nicht mehr zu entziffern ist. Es handelt sich bei diesen Dokumenten nämlich um Zeugnisse aus der Kirche der Gnostiker, einer abgespaltenen Sekte des Christentums. Die Gnostiker glauben, im Gegensatz zu den Agnostikern, daran, dass Gott erkannt werden kann, und, wie die meisten Sekten, glauben sie natürlich daran, dass ausgerechnet sie einen vorzüglichen Weg zur Wahrheit Gottes gefunden haben. In diesen Dokumenten wird beschrieben, wie diese Wahrheit Gottes ihrer Meinung nach realisiert werden kann."
    Er unterbrach sich und sah die beiden an, unsicher, ob sie ihm folgen könnten.
    "Soweit klar" sagte Eric.
    Elaine nickte und versuchte ihre Enttäuschung über die fehlenden Dokumente zu verbergen und sich darauf zu konzentrieren, was der Professor sagte. Vielleicht würde sie ja doch etwas Neues über die Frau erfahren die ihr, obwohl sie fast nichts über sie wusste und scheinbar auch nichts weiter über sie erfahren sollte, schon wie eine Freundin vorkam. Sie hatte schon einmal von dieser Sekte während ihres Studiums gehört, und sie hatte natürlich gewusst, dass Eckhardts Hinweise auf regelmäßige Treffen ein ziemlich deutlicher Hinweis auf eine Sekte waren, aber sie hatte für diesen Teil seines Lebens wenig Interesse gehabt. Jetzt musste sie sich eingestehen, dass sie nur deswegen nichts über diese Seite seines Lebens hatte wissen wollen, weil sie geahnt hatte, dass sie die Beziehung hätte abbrechen müssen, hätte sie erfahren, wie verstiegen Eckhardts Ideen wirklich waren.
    Sie

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