Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Titel: Die Nacht des Ta-Urt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Bödeker
Vom Netzwerk:
störte ihn nicht, wenn es die Hälfte war, die ihn zu seiner Rache bringen würde. Elaine stieß ihn unter dem Tisch an. Sie hatte den höchsten Respekt vor dem Professor und wollte nicht dulden, dass Eric ihn wie einen alten, verkalkten Mann behandelte.
    Rosner blickte wieder auf. Im Licht des Kaminfeuers sah sein Gesicht wie das eines Hundertjährigen aus. Aber die harten Schatten, die um seinen Mund spielten, offenbarten, dass er zwar ein Mann auf der Schwelle zum Tod war, aber nicht auf der Schwelle zum Aufgeben.
    Er blickte jetzt nur Elaine an.
    "Sie erinnern sich doch sicher auch an die seltsamen Zeichen auf den Dokumenten des Stadtschreibers, die ich Ihnen gezeigt habe."
    Elaine nickte.
    "Was, wenn der Autor mit der Verwendung der altgermanischen Rune ' Th ', die für ' Thuriaz ', 'Riese' stand, wirklich einen Hinweis auf einen Riesen, nämlich einen göttlichen Dämon geben wollte, der obendrein auch noch ähnliche Initialen trug? Vielleicht hieß der Riese, den unser Stadtschreiber meinte, ja 'Typhon'? Und vielleicht ist dieser Typhon ja mit Mastema identisch, dem Dämon, der in diesen Dokumenten erwähnt wird. Vielleicht meinte unser Stadtschreiber, dass dieser Abgesandte des gnostischen Parakleten für die Ereignisse verantwortlich war, die er erleben musste? Es liegt doch auf der Hand, dass dieser Eckhardt von dem Sie mir erzählt haben, ein Anhänger dieser Sekte ist, eine Art Jünger, und dass dann dieser Typhon das Symbol für den Erlöser ist, oder das Symbol für den Propheten des Erlösers. Demnach meinte unser Chronist vielleicht, dass ..."
    Er unterbrach sich wieder und blickte abwechselnd auf die jahrhundertealten Dokumente und auf die Karte in seiner Hand.
    "Das darf nicht möglich sein ," sagte er.
    Elaine wusste schon alles. In diesem Moment, wo sie das Gesicht des Professors sah, brachen die letzten Dämme, die die Grenze zwischen ihren Träumen und ihrer Realität bisher gehalten hatten. Ihr wurde klar, dass alles die Wahrheit war, was sie erlebt hatte. Es ging nicht nur um einen seltsamen Mann, den sie kennengelernt hatte, und der sich als verrückter Mörder herausstellte. Es war kein Zufall, dass ausgerechnet sie diese Träume hatte. Ihre Träume waren keine Träume, sie waren ein Bestandteil der Vergangenheit. Aus einer längst vergangenen Zeit rief diese Frau sie um Hilfe an. Nur so ließ es sich erklären, dass diese Karte in ihrem Leben auftauchte, dass ausgerechnet sie diese Dokumente fand. Sie selbst war eine Figur in einem Spiel, dass sie noch nicht durchblickte, der Schlüssel zu einem Ereignis, das im Würfelspiel des Schicksals Sieg oder Niederlage bedeutete, das fühlte sie mit der Sicherheit, mit der sie fühlte, dass sie hier auf diesem Stuhl saß. Es war ihr eine sinnliche Gewißheit , dass die Ereignisse, die vor Jahrhunderten die Stadt in Flammen gesetzt hatten, hier und jetzt ihre Fortsetzung finden würden.
    Sie folgte Rosners Blick und sah auf die Karte.
    Der Typhon mit der Schlange, die sich aus seinem Nabel wand , schien sie anzusehen. Sie dachte an Eckhardts Bemerkung darüber, dass er sich mit den Mitgliedern seiner Kamingespräche traf, um einer längst vergessenen Gottheit zu huldigen.
    Ein Schauer lief ihr über den Rücken.
    Rosners und ihr Blick trafen sich.

 
    ***
    Volkmar Eckhardt alias Volkmar Hendrich trat vor die Tür seines Luxushauses und sog tief die Luft des lauen Sommerabends ein. Den Hügel hinauf sah er die Scheinwerferlichter des Sportwagens seiner norwegischen Freunde kommen.
    Endlich.
    Wenn sie da wären könnten sie sich auf den Weg in die Katakomben machen um das Ende einzuleiten.
    Heute Nacht würde das Fest Mastemas beginnen, das Fest des letzten Jahres, das Millenium -Massaker.
    Die Nacht des Ta -Urt.
    Er musste unwillkürlich lachen und er spürte, wie das Embryo sich im Schlaf etwas bewegte.
    Er durfte es nicht wecken.
    Es wurde immer unkontrollierbarer und er wollte es erst loslassen, wenn die äußeren Bedingungen geschaffen waren, wenn alle Beteiligten versammelt waren.
    Die, die wussten, worum es ging und die, die es nicht wussten.
    Es war ein langer Weg gewesen, seit er den Trickser gesehen und seine Bestimmung gefunden hatte.
    Gerne dachte er an die Zeit seiner Erleuchtung zurück.

 
    ***

 
    Als er damals aus Norwegen zurückgekommen war, ein junger Mann auf der Schwelle zum Erwachsen sein, war er sofort bei seiner Mutter ausgezogen und hatte sich eine billige Dachgeschosswohnung in der Stadt genommen. Er hatte genug Geld

Weitere Kostenlose Bücher