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Die Nacht des Zorns - Roman

Die Nacht des Zorns - Roman

Titel: Die Nacht des Zorns - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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Brotkrume im Hals ersticken würde. Eine Intrigantin jedoch, die eine bestimmte Sache heftig ängstigte. Und das ließ ihn nicht los.
Leute, die sterben werden.
    Sie waren umgekehrt und liefen zur Brigade zurück.
    »Ich habe Ihnen ja nur helfen wollen. Ich hatte Sie schon eine ganze Weile da stehen sehen.«
    »Und der Mann dahinten? Gehört der zu Ihnen? Hat der mich auch beobachtet?«
    »Welcher Mann?«
    »Dahinten, der mit den seltsamen Haaren, mit den orangefarbenen Strähnen, gehört der zu Ihnen?«
    Adamsberg hob den Blick und sah in zwanzig MeterEntfernung Veyrenc im Torrahmen stehen. Er war nicht ins Gebäude hineingegangen, er wartete neben der Taube, die sich auch nicht fortbewegt hatte.
    »Der«, sagte Adamsberg, »ist als Kind mit Messerstichen verletzt worden. Und über den Narben sind die Haare genau so nachgewachsen, rot. Ich rate Ihnen, niemals darauf anzuspielen.«
    »Ich dachte mir nichts Böses dabei, ich kann mich nur nicht so gut ausdrücken. In Ordebec rede ich fast nie.«
    »Das macht nichts.«
    »Meine Kinder reden dagegen sehr viel.«
    »So.«
    Aber was hat diese Taube, verdammt?, dachte Adamsberg. Warum fliegt sie nicht weg?
     
    Müde der Unentschlossenheit der kleinen Frau, ließ der Kommissar sie stehen und steuerte auf den reglosen Vogel zu, während Veyrenc mit seinem schweren Schritt an ihm vorbeiging. Sehr gut, sollte er sich doch um sie kümmern, wenn es denn überhaupt die Mühe lohnte. Er würde sehr gut damit klarkommen. Das gedrungene Gesicht von Veyrenc hatte etwas Überzeugendes, Glaubwürdiges, wobei ihm ein selten schönes Lächeln zu Hilfe kam, das die eine Seite seiner Oberlippe verführerisch nach oben zog. Ein eindeutiger Vorzug, den Adamsberg einst gehasst hatte und der sie in einen zerstörerischen Konflikt zueinander gebracht hatte. 2 Zurzeit waren beide darum bemüht, dessen restliche Spuren zu löschen. Während er die erstarrte Taube in seine hohlen Hände nahm, kam Veyrenc ohne alle Eile zu ihm zurück, gefolgt von der durchsichtigen kleinen Frau, die ein wenig schnell atmete. Im Grunde machte sie sich so unscheinbar, dass Adamsberg sie vielleicht gar nicht bemerkt hätte ohne die geblümte Bluse, die ihr einen Umriss gab.
    »So eine Drecksgöre hat ihm die Beine zusammengebunden«, sagte er zu Veyrenc, während er den verschmutzten Vogel untersuchte.
    »Sie befassen sich auch mit Tauben?«, fragte die Frau ohne eine Spur von Ironie. »Ich habe hier jede Menge Tauben gesehen, die machen viel Dreck.«
    »Aber die hier«, meinte Adamsberg barsch, »ist nicht ›jede Menge‹, es ist einfach eine Taube, eine Taube für sich allein. Das ist der Unterschied.«
    »Ja, natürlich«, sagte die Frau.
    Verständnisvoll und letztendlich passiv. Vielleicht hatte er sich getäuscht, und sie würde nicht mit Brotkrume im Hals enden. Vielleicht war sie gar keine Intrigantin. Vielleicht hatte sie schlicht und einfach ein Problem.
    »Sie lieben Tauben?«, fragte die Frau.
    Adamsberg sah sie aus seinen verschwommenen Augen an.
    »Nein«, sagte er. »Aber ich liebe auch keine kleinen Drecksgören, die ihnen die Füße zusammenbinden.«
    »Ja, natürlich.«
    »Ich weiß nicht, ob man dieses Spiel bei Ihnen kennt, aber in Paris gibt es das. Einen Vogel fangen, ihm beide Beine mit drei Zentimetern Schnur zusammenbinden. Dann kann die Taube nur noch mit ganz kleinen Hüpfern vorwärtskommen, und fliegen kann sie gar nicht mehr. Sie verendet langsam an Hunger und Durst. So geht das Spiel. Und ich verabscheue dieses Spiel und werde den Kerl finden, der sich daraus einen Spaß macht.«
     
    Adamsberg ging durch das große Portal der Brigade und ließ die Frau und Veyrenc auf dem Bürgersteig zurück. Die Frau starrte unverwandt auf den Haarschopf des Lieutenant, der sehr dunkel war und von auffallend fuchsroten Strähnen durchzogen.
    »Wird er sich wirklich damit befassen?«, fragte sie verdutzt. »Aber dafür ist es zu spät, wissen Sie. Ihr Kommissarhatte die Arme schon voller Flöhe. Der Beweis, dass die Taube nicht mehr die Kraft hat, für sich zu sorgen.«
    Adamsberg vertraute den Vogel der Riesin in seiner Mannschaft an, Lieutenant Violette Retancourt, in blindem Vertrauen auf ihre Fähigkeiten, das Tier zu behandeln. Wenn Retancourt die Taube nicht rettete, würde kein anderer es vermögen. Die sehr große, füllige Frau hatte eine Grimasse gezogen, was kein gutes Zeichen war. Der Vogel war in einem üblen Zustand, die Haut an seinen Beinen war aufgeschlitzt durch seine

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