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Die Nacht des Zorns - Roman

Die Nacht des Zorns - Roman

Titel: Die Nacht des Zorns - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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die Axt abwischte.«
    »Das verheimlicht sie auch nicht.«
    »Sie kann es nicht verheimlichen, weil es in der Ermittlungsakte steht. Aber vielleicht hat sie die Axt gesäubert, um Hippo zu schützen. Hat man dir erzählt, was sein Vater ihm angetan hat?«
    »Ja, zwei Finger abgehackt.«
    »Mit der Axt. Aber ebenso gut könnte Valleray es übernommen haben, dieses Ungeheuer zu töten, um die Kinder zu schützen. Nimm an, Herbier hätte das gewusst. Nimm weiter an, er hätte Valleray damit erpresst.«
    »Dreißig Jahre danach?«
    »Vielleicht blecht der schon seit Jahren.«
    »Und Glayeux?«
    »Reines Ablenkungsmanöver.«
    »Du glaubst also, dass Lina und Valleray unter einer Decke stecken. Dass sie den Durchzug des Wütenden Heeres ankündigt, damit Valleray sich Herbiers entledigen kann. Dass alles Weitere, Glayeux, Mortembot, nichts als Kulisse ist, um dich auf die Spur eines Verrückten zu lenken, der an die Mesnie Hellequin glaubt und die Willensbekundungen von deren Seigneur ausführt.«
    »Das passt doch, oder?«
    »Vielleicht, Émeri. Ich aber glaube, dass es einen Wahnsinnigen, der das Heer fürchtet, tatsächlich gibt. Sei es einer der Ergriffenen, der seine Haut zu retten sucht, sei es einzukünftiger Ergriffener, der sich die Gunst dieses Hellequin erwerben will, indem er sich ihm andient.«
    »Warum glaubst du das?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Weil du die Leute hier nicht kennst. Was hat dir Valleray versprochen, wenn du Léo da rausholst? Ein Kunstwerk vielleicht? Rechne nicht zu sehr damit. So was macht er ständig. Und warum will er Léo um jeden Preis retten? Hast du dich das mal gefragt?«
    »Weil er an ihr hängt, Émeri, das weißt du doch.«
    »Oder um zu erfahren, was sie weiß?«
    »Mensch, Émeri, er ist eben fast ohnmächtig geworden. Er will sie heiraten, wenn sie durchkommt.«
    »Das träfe sich gut. Die Aussage einer Ehefrau gilt nichts vor dem Gesetz.«
    »Entscheide dich, Émeri. Ob du Valleray verdächtigst oder die Vendermots.«
    »Vendermot, Valleray, Léo, alles eine Bagage. Der alte Vendermot und Herbier, die sind das teuflische Antlitz. Der Graf und die Kinder das unschuldige Antlitz. Tu alles zusammen, und du erhältst eine verdammt unkontrollierbare Brut, vermischt mit Lehm.«

30
    »Er wurde am späten Abend überfallen, gegen Mitternacht etwa«, versicherte die Gerichtsmedizinerin Chazy. »Es waren zwei Axthiebe. Schon der erste hatte bei weitem gereicht.«
    Glayeux lag vollkommen bekleidet in seinem Büro, den Kopf zweimal gespalten, sein Blut war reichlich über den Tisch und den Teppich geflossen, es hatte selbst die Entwürfe überzogen, die er auf dem Boden ausgebreitet hatte. Man sah noch das Gesicht der Madonna durch die Flecken.
    »Wie scheußlich«, meinte Émeri und wies auf die Zeichnungen. »Die Heilige Jungfrau, ganz von Blut befleckt«, sagte er voller Ekel, als stieße ihn diese Schmach mehr ab als die Schlachteszene, die er vor Augen hatte.
    »Der Seigneur Hellequin war ja nicht gerade zimperlich«, murmelte Adamsberg. »Und die Madonna beeindruckt ihn überhaupt nicht.«
    »Offensichtlich nicht«, sagte Émeri mürrisch. »Glayeux hatte einen Auftrag für die Kirche von Saint-Aubin. Und er arbeitete immer bis spät in die Nacht. Der Mörder, sei es Mann oder Frau, ist hereingekommen, sie kannten sich. Glayeux hat ihn empfangen. Wenn er eine Axt am Leib versteckt hielt, muss er einen Trenchcoat getragen haben. Ziemlich seltsam bei dieser Wärme.«
    »Erinnere dich, es sah nach Regen aus. Von Westen her zogen Wolken auf.«
    Das Schluchzen von Michel Mortembot war aus dem Büro zu hören, ein Geheul mehr als ein Weinen, wie Männer es ausstoßen, die keine Tränen haben.
    »So hat er noch nicht mal beim Tod seiner Mutter gejammert«, sagte Émeri in galligem Ton.
    »Weißt du, wo er gestern war?«
    »Er war zwei Tage in Caen, wegen einer größeren Bestellung von Birnbaumpflänzlingen. Das werden eine Menge Leute bestätigen. Er ist erst heute am späten Vormittag zurückgekommen.«
    »Und gestern gegen Mitternacht?«
    »War er in der Disko, im
Drunter und drüber.
Er hat die Nacht mit Nutten und Schwuchteln verbracht und hat jetzt Gewissensbisse. Wenn er fertig ist mit Flennen, wird der Brigadier ihn zur Zeugenaussage mitnehmen.«
    »Ganz ruhig, Émeri, das bringt nichts. Wie lange müssen wir auf deine Kriminaltechniker warten?«
    »So lange, wie sie von Lisieux hierher brauchen, kannst du dir ja ausrechnen. Wenn der Scheißkerl von Glayeux wenigstens meinen Rat

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