Die Nacht gehört dem Drachen (German Edition)
dem kalten, nassen Boden. Da lässt der Druck nach, und ich werfe mich herum, rolle mich auf die rechte Seite.
Das tut gut. Oh, das tut gut.
Ich erbebe, als ein blutroter Schmerz durch meine Knochen und die Rippen in meiner Brust zuckt.
Wieder schließt sich etwas Warmes um meine Finger.
»Evie. Wenn du mich hören kannst, Evie, dann musst du jetzt meine Finger drücken.«
Ich krümme die Finger um die Hand.
»Super, Evie. Klasse. Und jetzt noch einmal drücken. Braves Mädchen. So ist es gut.«
Man breitet etwas Weiches über mir aus. Jemand streicht mir die Haare aus dem Gesicht, legt mir dann sanft eine Hand auf den Kopf, drückt meine Schulter.
»Evie, tut dein Kopf weh?«
Der Schmerz in meinen Rippen flaut ab, flaut ab. Ich friere. Ich friere wie ein Schneider. Der Hund bellt leiser. Heult ein letztes Mal auf und verstummt. Ich erschaudere am ganzen Körper.
»Hast du deinen Kopf gestoßen, als du gestürzt bist, Evie? Bitte antworte mit Nicken oder Kopfschütteln.«
Habe ich meinen Kopf gestoßen? Wann bin ich gestürzt?
Die ganze Welt dreht sich, als wäre ich wieder leicht wie eine Feder. Luft und Fliesen – alles scheint an mir zu zerren.
Und dann ist es vorbei, und alles ist wieder ruhig und klar und normal.
Ich liege auf der Seite auf den Fliesen, mitten in einer flachen Pfütze.
Ich liege am Beckenrand. Ich bin in das Becken gestürzt. Ich bin irgendwie in das Becken gestürzt, und irgendjemand hat mich rausgefischt. Rausgefischt und auf meine schlimme Seite gelegt. Auf meine schlimme Seite gelegt, und … Ich habe gehustet. Das war kein Hund, natürlich nicht. Ich habe gehustet. Ich hatte Wasser geschluckt …
»Evie? Drückst du bitte meine Hand, wenn dein Kopf wehtut, Evie?«
Ich drehe den Kopf, um die Person sehen zu können, die sich über mich beugt. Hals und Brust schmerzen so sehr, dass mir Tränen in die Augen treten, meinen Blick trüben.
»Hallo«, sage ich. Das Wort wird zwischen den Silben durch einen leisen Schluckauf unterbrochen.
»Hallo, Evie«, sagt der Mann und lächelt mich an. »Wie geht es deinem Kopf?«
Habe ich meinen Kopf gestoßen? Ich weiß es nicht. Ich kann mich an nichts erinnern. Er tut weh, aber ob das an dem Wasser liegt, das ich geschluckt habe, oder an der Bewusstlosigkeit oder daran, dass ich im Fallen auf die Kante geknallt bin, weiß ich nicht – und es ist mir auch egal. Denn es sind vor allem meine Rippen, die wehtun …
»Evie?«, fragt der Mann wieder, und ich begreife, dass er ein Bademeister ist.
»Gut«, keuche ich und blinzele die Tränen weg, die mir der schmerzende Hals in die Augen treibt. Darf nicht wieder husten. Darf nicht. Darf nie wieder so heftig husten . »Ich frie- iere .«
Der Bademeister grinst, wickelt das Handtuch enger um mich und reibt meine Schulter. »Du hast ziemlich gezappelt, also denke ich, dass wir eine Rückgratverletzung oder dergleichen ausschließen können. Magst du dich hinsetzen? Dann können wir dich wärmer einpacken.«
»Ich mache das selbst!«, stoße ich hervor. »Nicht anfassen.«
Der Bademeister runzelt die Stirn.
»Hatte eine … Operation. Weiß, wie ich mich bewegen muss … damit es nicht wehtut«, erkläre ich ihm, immer wieder unterbrochen von diesem nervigen, hustenden Schluckauf.
Der Bademeister lächelt wieder. Er wippt auf den Hacken zurück und hebt die Hände, lässt mich aber nicht aus den Augen.
Ich atme flach und japsend gegen den Schmerz an, drücke eine Hand auf die Rippen, um den gebrochenen Knochen zu stützen, der nicht mehr vorhanden ist, der jetzt der Drache ist. Ich stemme mich auf einen Ellbogen, drehe mich so hin, dass ich die Beine zur Seite schieben und mich mit ihrer Hilfe aufrichten kann. Ich ziehe die Knie an, um meine Brust zu entlasten, den Schmerz der Narbe zu lindern, das Ziehen der Rippen im Brustkasten. Dr. Barstow sagte, sie hätten die Rippen auf beiden Seiten der Bruchstelle abgefeilt. Sie sind also nicht spitz, aber ob stumpf oder nicht – es fehlt ein Stück in der Mitte, und der Knochen drückt immer noch von innen gegen die Haut, wenn ich mich nach links drehe.
Ich hocke mich hin und beuge mich über die Knie, presse den linken Arm gegen die Seite. Der Schmerz zieht sich von den Rippen bis zur Schulter, von dort in den Nacken und dann in den Arm. Als hätte jemand Säure auf meine Schulter gekippt, die über den Oberarm fließt, den Ellbogen, den Unterarm und schließlich auf der Handfläche brennt, im kleinen Finger und im Ringfinger. Ich
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