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Die Nacht gehört dem Drachen (German Edition)

Die Nacht gehört dem Drachen (German Edition)

Titel: Die Nacht gehört dem Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexia Casale
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Vielleicht ist das auch bei Neumond so«, sagt Paul, und ich merke, dass er versöhnlich klingen möchte.
    Bei dem Gedanken daran, dass mir noch ein Dunkelmond geraubt werden könnte, krampft sich mein Herz zusammen. »Er gehört mir!«, würde ich am liebsten rufen. »Es ist mein Dunkelmond, nicht eurer.«
    Onkel Ben lacht leise und gezwungen. »Könnte stimmen, wenn man uns so sieht.«
    Paul seufzt. »Passt auch zu unserem Vorhaben.«
    »Nein«, erwidert Onkel Ben freundlich. »Wir wollen keinen Ärger, sondern Gerechtigkeit – so lautet unsere Abmachung.«
    »Ich weiß, wie unsere Abmachung lautet, Ben. Aber bei dem Gedanken an das, was schieflaufen könnte, wird mir mulmig.«
    Sie schweigen so lange, dass ich erwäge, aufzugeben und wieder ins Bett zu gehen, aber dann sagt Onkel Ben: »Ich bin trotzdem der Meinung, dass du mit Evie reden solltest.«
    »Und ich bin weiter der Meinung, dass sie es schon schwer genug hat«, erwidert Paul. Seine Worte sind zornig, aber er klingt einfach nur müde.
    Irgendetwas drängt mich, aufzustehen, das Fenster zu öffnen und zu rufen: »Erzählt es mir!« Aber etwas anderes flüstert: »Nein. Tu das nicht. Bitte nicht. Damit würdest du alles kaputt machen.«
    »Ich bin der festen Überzeugung, dass sie das nicht so sehen würde«, sagt Onkel Ben leise.
    Ein Seufzer. »Vielleicht«, sagt Paul. »Vielleicht.«
    Onkel Ben geht bald darauf, und ich schleiche zurück zum Bett, streife auf dem Weg dorthin die Kleider ab und werfe die Turnschuhe hinten in den Schrank. Ich wickele mich in den Bademantel, denn meine Rippen tun so weh, dass ich gar nicht erst versuche, mir das Schlaf-T-Shirt überzuziehen, das ich sonst nachts trage. Ich lasse mich auf das weiche Bett sinken, drehe mich auf meine gute Seite und setze den Drachen vor mich auf die Decke.
    »Sie haben es wohl verdient, einen Dunkelmond für sich zu haben«, flüstere ich.
    Es gibt viele andere Nächte, die unseren Zwecken dienlich sind , sagt der Drache. Und wenn die Zeit reif ist, werden wir sie nicht vertun. Es wird ein Dunkelmond kommen, auf den wir uns gut vorbeiten müssen.
    »Weißt du, was sie vorhaben? Onkel Ben meint, dass Paul mir etwas erzählen soll. Nur was?«, frage ich trotz einer vagen Ahnung … Aber möchte ich es wirklich wissen?
    Der Drache schweigt.
    Ich rolle mich seufzend auf den Rücken und starre die Decke an. »Glaubst du …« Ich traue mich nicht, meinen Verdacht in Worte zu fassen, weil ich, falls es zutrifft, vielleicht so tiefe Schuldgefühle hätte und mir so große Sorgen um Paul und Onkel Ben machen müsste, dass es unerträglich wäre. Aber da ist noch etwas – ein sonderbares, fast wütendes Gefühl. Ich seufze wieder. Obwohl ich mich dagegen sträube, kehren meine Gedanken immer wieder zu der Nacht zurück, als ich die drei oben auf der Treppe belauschte, als meine Operationsnarbe noch frisch war und der Drache halb fertig in meiner Hand lag. Erinnerungen an das heutige Gespräch zwischen Paul und Onkel Ben vermischen sich mit ihren damaligen Worten. Paul sagte: »Wie soll ich Evie erklären, dass sie keine Gerechtigkeit erwarten kann?« Und Onkel Bens Erwiderung: »Ich wäre nicht mutig genug für so etwas …«
    Phee, Lynne und ich sitzen am Beckenrand, planschen mit den Füßen und schauen zu, wie Fred die vor Lachen kreischende Jenny ins Tiefe scheucht.
    »Glaubt ihr wirklich, dass sie ihn mag?«, fragt Phee halb erstaunt und halb angewidert. »Es sieht fast so aus.«
    »Er scheint sie zu mögen. Und zwar so richtig «, sagt Lynne, als Jenny langsamer wird, damit Fred sie einfangen und unter Wasser drücken kann. »Wer hätte gedacht, dass er es schafft, volle zehn Minuten kein kompletter Idiot zu sein?«
    »Warten wir ab, was passiert, wenn Sonny Rawlins aufkreuzt«, sage ich.
    Lynne seufzt dramatisch.
    »Leute werden ständig von Autos überfahren«, sagt Phee nachdenklich. »Vielleicht hat es Sonny auch erwischt …«    
    »Platt wie eine Flunder!«, kräht Lynne. »Oooh, eine tolle Vorstellung.«
    »Wir haben kein Glück«, seufze ich, als Sonny Rawlins aus dem Umkleideraum marschiert. Wir drehen uns gleichzeitig nach ihm um.
    »Na, wachsen dir endlich Titten?«, fragt Sonny höhnisch und starrt mir auf die Brust, als er unsere Blicke bemerkt.
    »Immerhin ist ihr Bikini nicht ausgestopft. Im Gegensatz zu deiner Badehose«, spottet Phee und greift nach meiner Hand, denn ich zucke bei seinen Worten unwillkürlich zusammen und bekomme eine Gänsehaut.
    »Hast du Schiss,

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