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Die Nacht gehört dem Drachen (German Edition)

Die Nacht gehört dem Drachen (German Edition)

Titel: Die Nacht gehört dem Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexia Casale
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dass der Bademeister dich ohne Socke in der Hose zum Planschbecken schickt?«, fauche ich zurück, damit meine Stimme nicht schwankt, und lehne mich gegen die warme Phee.
    »Pass ja auf, dass die Socke nicht rausrutscht. Arschbomben kannst du vergessen«, fügt Lynne hinzu und legt einen Arm um meine Schultern.
    Ich hole tief Luft und recke trotzig das Kinn, denn Sonny Rawlins’ Lippen werden zum schmalen Strich, sein Blick ist kalt und gehässig. »Ab ins Wasser mit dir, bevor jemand merkt, was du nicht hast«, sage ich und wende mich ab, um nicht hören zu müssen, was er mir daraufhin an den Kopf wirft.
    Lynne lacht ihn verächtlich aus. Kurz darauf geht er zum flachen Ende des Beckens, und ich kann spüren, wie sein Schatten über uns hinweggleitet.
    »Vielleicht ertränken Fred und Sonny sich aus Versehen gegenseitig«, sagt Lynne laut.
    »Man soll die Hoffnung nicht aufgeben«, pflichte ich ihr bei, aber meine Worte klingen lahmer als beabsichtigt.
    »Tja«, sagt Phee energisch und kommt auf die Beine. »Kommt ihr mit rein oder wollt ihr den ganzen Tag hier rumsitzen?« Sie hält mir grinsend eine Hand hin. »Komm, Evie.«
    Ich grinse zurück und lasse mir von ihr aufhelfen. Wir senken den Blick auf Lynne, die eine Augenbraue lüpft. »Freiwillig Sport treiben? Soll das ein Witz sein? Nein, besten Dank – ich werde mich hier weiter aalen, eine gute Figur machen und alles beobachten.«
    »Ist immer nett, ein bewunderndes Publikum zu haben«, sage ich. Phee schnaubt nur und geht dann zum flachen Ende voran. Ich will ihr folgen, tue zwei Schritte …
    Da bäumt sich plötzlich der Boden auf, die Decke saust nach unten. Ich bin auf einmal federleicht, die Welt ist weiß. So weiß, dass meine Augen brennen, wie geblendet von einem grellen, endlos lange aufflammenden Blitzlicht. Druck und Gewicht und Wucht bedrängen mich, als ich ins Wasser tauche. Mein Kopf fliegt nach hinten. Ich reiße instinktiv den Mund auf, aber meine Brust wird so heftig zusammengepresst, dass ich nicht schreien kann.
    Wasser strömt in meinen offenen Mund.
    Meine Augen öffnen sich – wann haben sie sich geschlossen? –, und die Welt ringsumher ist blau und verzerrt, krumm und schief. Dumpf hallende Geräusche.
    Ich sinke tiefer, immer tiefer und tiefer … Mein Blickfeld ist von wehenden Haarsträhnen gerahmt. Über mir schwankt eine meiner Hände mit schlaffen Fingern.
    Dann verfliegt der Druck. Ich atme gedankenlos ein. Wasser strömt in meine Kehle.
    Die Welt dreht und windet sich, als ich mich vor Schmerzen krümme, Wasser statt Luft einatme. Meine Haare umwehen mich rotgolden, wütend und wild. Ich atme noch einmal Wasser ein. Und Schmerz, das Gefühl, dass etwas grundfalsch ist, Schmerz und Verzweiflung, rasende Wut.
    Ich rudere mit Armen und Beinen, das Wasser brodelt. Dann spüre ich jemanden neben mir, irgendetwas schiebt sich unter meinen Arm, über meine Brust. In meinem Blickfeld flammt noch einmal ein grellweißer Blitz auf, blendet mich. Die Welt wird ins Dunkel gerissen.
    Es tut weh.
    Weh, weh, weh .
    Meine Brust schmerzt. Mein Hals.
    Meine Kehle brennt wie Feuer. Mein Körper bebt vor Schmerzen.
    Nass. Meine Haare sind nass, liegen wirr auf meinem Gesicht, kleben auf meinem Hals.
    Meine Rippen tun weh, weh, weh , und über mir bellt ein Hund. Heiseres, feuchtes, fauchendes Gebell. Seine Stimme versagt. Er winselt. Dann bellt er wieder. Bellt und bellt.
    Und irgendjemand schluchzt, und Leute schreien, wütend und verängstigt.
    Ich liege auf der linken Seite, und es tut weh, weh, weh. Meine Rippen schmerzen. Auf dieser Seite zu liegen, ist unerträglich. Ich will mich umdrehen, aber jemand bremst mich.
    Der Hund knurrt. Bellt und knurrt. Ich will mich umdrehen, aber es geht nicht.
    Dem Hund versagt wieder die Stimme. Er winselt.
    »Evie«, sagt jemand. Ein Mann. »Hörst du mich, Evie? Drück meine Hand, wenn du mich hören kannst.« Die ruhige, leise, sanfte Stimme kann das Hundegebell nicht zum Verstummen bringen.
    »Drück meine Hand, Evie. Na komm, drücken.«
    Etwas Warmes schließt sich um meine Finger. Etwas Warmes hält meine Hand. Aber meine Rippen tun weh, weh, weh , und irgendetwas hindert mich am Umdrehen.
    Muss mich umdrehen. Tut weh. Muss mich umdrehen. Und ich drücke und strampele, schlage auf das ein, was mich am Umdrehen hindert. Der Hund winselt schrill, er winselt, und dann bellt er, winselt und bellt.
    Das Ding, das mich am Umdrehen hindert, hält mich fest. Ich trete und kratze, winde mich auf

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