Die Nacht Hat Viele Augen -1-
hier die ganze Zeit auf einem Nagelbrett gesessen und mir den Kopf zermartert, was dieser Bastard mit dir macht, und du bist sauer, weil ich vergessen habe, dir meine Telefonnummer zu geben?«
Sie starrte ihn an. »Woher weißt du, dass ich auf der Insel war?«
»Ich hab im Büro angerufen! Wenn du da gewesen wärst, hätte ich dich zum Abendessen eingeladen! Aber du warst nicht dort! Du warst auf Lazars verfluchter Privatinsel!«
Sie setzte sich aufs Bett und vergrub ihre Zehen in dem flauschigen Teppich. »Wie kommst du darauf, dass Victor mir etwas tun könnte?«, erkundigte sie sich sanft.
»Oh. Jetzt ist es schon Victor , nicht mehr Mr Lazar, wie?«
Sie winkte nur ab. »Sei jetzt nicht albern bitte. Beantworte einfach meine Frage.«
»Er hat dich mir gestern angeboten, als seiest du eine Professionelle, Raine«, erklärte er heiser. »Er hat dich den Wölfen zum Fraß vorgeworfen, und er hat es aus Spaß gemacht, aus Spaß. Warum sollte er es nicht wieder tun, wenn ihm das den Kick gibt?«
Ihr blieb der Mund offen stehen. Er hatte sich Sorgen gemacht, Angst um sie gehabt. Sie war für einen Moment so gerührt, dass sie vergaß, wie wütend sie war. »Victor Lazar hat mich nicht dazu gezwungen, mit dir ins Bett zu gehen«, sagte sie ihm sanft. »Ich hatte schon vorher beschlossen, dich zu verführen, wenn ich könnte.«
Er schnaubte. »Wenn du könntest. Ha!«
Sie hob das Kinn. »Ich bin mit dir mitgegangen, weil ich dich wollte. Ich bin nicht so hilflos und dumm, wie du offenbar denkst. Ich habe heute Verträge über pharmazeutische Produkte aus Taiwan, Teakholzparkett und Textilien aus Indonesien, Nutzholz aus den baltischen Staaten und Käse aus Norwegen verhandelt. Außerdem habe ich den Jahresbericht formatiert und Briefe und E-Mails in die ganze Welt geschrieben, in fünf verschiedenen Sprachen. Das war ein ganz normaler Arbeitstag, Seth. Man hat mich nicht aufgefordert, irgendjemandem sexuell zu Willen zu sein, weder Victor noch irgendjemand anderem. Nur damit du dich beruhigst.«
Er öffnete den Mund, aber sie hob eine Hand. »Ich bin noch nicht fertig. Du musst dich einfach an die Regeln halten. Wie zum Beispiel anzuklopfen, wenn eine Tür verschlossen ist. Das ist nicht zu viel verlangt. Ständig im Dunkeln zu lauern und mich zu Tode zu erschrecken, ist eine fürchterliche Angewohnheit. Ich werde das nicht weiter tolerieren.«
»Wie einen Hund, der auf den Teppich pinkelt?«
Sie zwang sich dazu, nicht über sein verdrießliches Gesicht zu lachen. »Genau«, erwiderte sie. »Menschen sollten versuchen, sich an die Grundregeln des Zusammenlebens zu halten. Ganz besonders … Liebende.«
Es wurde absolut still im Raum. Sein Blick schien sich wie ein Laser in ihr Gesicht zu bohren. »Bedeutet das, wir lieben uns?«
Der Moment der Wahrheit war gekommen. Seit seinem Besuch am frühen Morgen hatte sie gespürt, dass es bald so weit sein würde. Nun musste sie entweder ins kalte Wasser springen oder sich umdrehen und machen, dass sie wegkam. Raine schloss die Augen, weil ihr plötzlich schwindelig wurde. Dann öffnete sie sie wieder – und sprang.
»Ich weiß es nicht, Seth«, flüsterte sie. »Lieben wir uns?«
Mit zwei schnellen Schritten war er bei ihr. »Zum Teufel, ja.«
Als er sie packte, versteifte sie sich. Es war zu viel, zu schnell, und sie war immer noch wütend und verwirrt. Die Welt um sie herum schien zu taumeln. Schon lag sie auf dem Rücken am Boden, und Seth war über ihr. Er öffnete ihren Zopf und breitete ihr Haar aus. Er drückte ihre Schenkel auseinander und presste seinen harten Körper an ihren.
Sie drückte ihre Handflächen gegen seine Brust. »Seth, langsam. Warte!«
»Entspann dich.« Er zerrte ihre Bluse aus dem Bund ihres Rocks und schob seine Hand darunter. Er knurrte vor Lust, als seine Hand warme Haut fand. »Wo liegt das Problem? Du hast doch gesagt, dass wir uns lieben, oder?«
Sie packte sein Handgelenk und riss seine Finger unter ihrer Bluse hervor. »Aber dabei geht es nicht immer nur um Sex, du Tier!«
Seine Augen leuchteten auf. »Wuff!«, machte er. »Worum geht es dann?«
»Wenn man sich liebt, dann unternimmt man etwas zusammen! Man leiht sich Videos, fährt Riesenrad, geht Pizza essen, spielt Scrabble. Man … man redet!«
»Redet?« Er hob den Kopf, runzelte die Stirn und sah sie verwirrt an. »Wir reden die ganze Zeit, Raine. Ich hatte noch nie Sex, bei dem so viel geredet worden ist.«
»Genau das ist es ja!« Sie wand sich, schlug um sich,
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