Die Nacht Hat Viele Augen -1-
Ärger«, knurrte er. »Wann immer ich nicht in der Nähe bin, wird einer der Jungs aufpassen. Bewaffnet und bereit, jedem den Arsch aufzureißen. Ist das klar? Jetzt verschwindet. Ich kann mich nicht konzentrieren, wenn ihr mir so auf die Finger starrt.«
Davy nickte ihm noch einmal zum Abschied zu und zog den Kopf ein, um durch den niedrigen Türrahmen zu passen. Connor folgte ihm, aber er drehte sich noch einmal um. In seinem Blick lag Sympathie.
»Sieh es mal so. Je eher wir die Sache erledigt haben, desto schneller kannst du dich niederlassen und zehn Kinder mit ihr haben.«
»Hau ab, McCloud.« Die Worte schossen wie ein Reflex aus ihm heraus.
Zum ersten Mal fragte er sich, warum er so reagierte.
Connor nickte, als habe Seth ihm Auf Wiedersehen gesagt oder etwas ähnlich Nettes. »Bleib ganz locker«, sagte er. »Halt uns auf dem Laufenden.«
Seth wandte sich wieder seiner Arbeit zu, aber das Bild, das Connor in seinem Kopf platziert hatte, vibrierte wie ein gerade abgeschossener Pfeil, der in einem Holzpfosten stecken geblieben war.
Er hatte es nie in Erwägung gezogen, ein Kind zu bekommen. Er war das klassische Beispiel eines Mannes, der einen fürchterlichen Vater abgeben würde. Rau und grob und arrogant, und er konnte extrem fies sein. Seine moralischen Maßstäbe waren äußerst zweifelhaft, um es milde auszudrücken, und ihm fehlte jegliche Fähigkeit, mit anderen Menschen umzugehen. Er hatte kein anderes Vatervorbild als den mürrischen, jähzornigen alten Hank. Abgesehen von Mitch natürlich. Und das sagte alles.
Die Liste der Dinge, die er gut konnte, war kurz und vielsagend: Spionage, Diebstahl, Kämpfen, Sex, Geld machen.
Nicht unbedingt die Dinge, die ein fröhlich plapperndes Kind auf den Knien seines Vaters lernen sollte.
Er war in dem Wissen aufgewachsen, dass sein Leben absolut keine Ähnlichkeit mit dem hatte, was er in Fernsehkomödien oder Werbespots für Lebensversicherungen und Cornflakes gesehen hatte. Als der zynische kleine Bastard, der er war, hatte er schnell begriffen, dass die perfekte und normale Welt im Fernsehen sowieso nirgends existierte. Ihm gefiel seine eigene dunkle Version. Er kannte ihre Regeln, ihre Fallgruben. Er sehnte sich nicht nach einer märchenhaften Ehe und einem gemütlichen Familienleben.
Oh, er hatte sein Leben durchaus in der Hand. Er war wahlberechtigt, er hatte seinem Land in der Army gedient, er bezahlte seine Steuern, in der Kraftfahrzeugbehörde hatten sie ein Bild von ihm. Aber sein öffentliches Erscheinungsbild war nur Mittel zum Zweck. Hank und Jesse waren die wichtigsten Menschen in seinem Leben gewesen, Botschafter der normalen Welt. Ohne sie war er in Raum und Zeit verloren.
Er war so gut darin geworden, Gedanken und Gefühle beiseitezuschieben. Und was tat er jetzt? Er träumte von Raine, einer schwangeren Raine. Die sein Baby in den Armen hielt. Die Gefühle, die dieses Bild auslöste, waren so stark, dass sie ihn in Angst und Schrecken versetzten. Er fürchtete sich davor, wie unaussprechlich verletzbar ihn das machen würde. Und er wurde wütend, weil direkt nach Furcht immer Wut folgte. Wut der ganz hässlichen, unbändigen Art.
Wut und Furcht waren eine verdammt schlechte Grundlage dafür, Vater zu werden. Es war besser, wenn er sich darauf konzentrierte, Geld zu machen. Auf diese Weise würde er der Welt weniger Schaden zufügen. Er zwang sich zur Konzentration. Was war zu tun? Die Sachen zusammenstellen, die er in die Templeton Street bringen wollte. Richtig . Rache und Vernichtung. Jetzt gab es etwas, womit er sich beschäftigen konnte. Da befand er sich auf sicherem Boden. Bleib bei den Dingen, mit denen du dich auskennst, sagten die Experten. Er packte seine Tasche in den Chevy und fuhr durch die Straßen, während er versuchte, nicht an Raine oder Jesse zu denken.
Er musste sich auf Vernichtung und Rache konzentrieren. Kühl, vorsichtig und methodisch. Novak wollte Raine. Seth wollte Novak. Die Formel war einfach. Sie war der Köder. Sobald er Novak getötet hatte, konnte er sich um Lazar kümmern, und damit war die Sache dann erledigt, falls nicht irgendein Blödmann versuchen würde, ihm etwas anzuhängen. Sollte es dazu kommen, würde er diskret verschwinden und den Rest dessen, was er als sein Leben bezeichnete, außerhalb der Grenzen der Gesellschaft leben. Die Aussicht erschreckte ihn nicht. Er hatte dort ohnehin sein halbes Leben verbracht. Die Regeln waren auch nicht viel anders. Er hatte bereits mehrere andere
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