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Die Nacht Hat Viele Augen -1-

Die Nacht Hat Viele Augen -1-

Titel: Die Nacht Hat Viele Augen -1- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Mckenna
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Identitäten vorbereitet. Reisepässe, Kreditkarten, alles, was nötig war. Er hatte Geld an sicheren Orten verstaut, und sollte es ihm ausgehen, war das auch kein Problem. In der Unterwelt gab es jede Menge lukrative Arbeit für einen Mann mit seinen Fähigkeiten. Aber dorthin konnte er keine Frau mitnehmen. Zumindest nicht einen bestimmten Typ Frau. Mit einer Frau konnte er nicht alle Brücken hinter sich abbrechen. Frauen mochten Familienfeiern, Weihnachtskarten und Babys.
    Ihm wurde klar, dass er Jesse gar kein so schlechter Bruder gewesen war. Vielleicht war er nicht der Typ, der sich an Geburtstage erinnerte, aber er war immer da gewesen, wenn man ihn brauchte, bereit einzugreifen.
    Gott. Was dachte er da nur? Ein Mann qualifizierte sich nicht für ein glückliches Familienleben, weil er jemandem den Arsch aufreißen konnte. Jeder Kriminelle auf der Straße konnte das.
    Nein, es gab da noch andere, weitaus geheimnisvollere Legitimationen.
    Als er vor Raines Haus parkte, war er zu dem Schluss gekommen, dass zu dieser geheimnisvollen Liste von Befähigungen wahrscheinlich nicht gehörte, eine Frau zu bespitzeln, ihre Wohnung zu verwanzen, Sender in ihren Sachen zu platzieren oder ihr absichtlich zu verschweigen, dass sie der Köder für einen sadistischen Erzschurken war. Es ging wahrscheinlich mehr um langweiligen, unbequemen Scheiß, wie Regeln zu befolgen, Grenzen zu respektieren und die Wahrheit zu sagen wie ein aufrechter Pfadfinder.
    Zu dumm. Aber die Wahrheit war zu gefährlich, als dass er sie hätte erzählen können. So viel zu seinen neu entdeckten moralischen Skrupeln und seinem schlechten Gewissen. Er lächelte grimmig, während er den elektronischen Dietrich in ihr Schloss schob. Er war geheilt. Halleluja!
    Er schlich sich in das dunkle Haus und wanderte durch die Räume. Sie hatte keinerlei sichtbare Spuren hinterlassen, nur die fühlbare Energie ihrer Anwesenheit. Der Kühlschrank war leer, die Regale nackt. Es war das erste Mal, dass er im Haus war, seit sie dort wohnte. Er roch sie überall – einen Hauch ihrer Seife, ihrer Körperlotion, ihres unbeschreiblich süßen, ganz eigenen Geruchs. Neben ihrem Bett sank er auf die Knie und vergrub sein Gesicht in ihrem Kissen, erregt bis an die Schmerzgrenze.
    Er loggte sich in seinen Computer ein und deaktivierte alle Wandsensoren und die Videokameras in den Möbeln. Er brauchte absolute Ungestörtheit für das, was in diesem Raum heute Nacht geschehen würde. Keine Zeugen, keine Aufzeichnungen.
    Es wäre klug gewesen, jetzt hinauszugehen und in seinem Wagen zu warten, bis sie nach Hause kam, und dann an der Tür zu klingeln. Dingdong! Guten Abend, du siehst heute wieder entzückend aus. Ganz der nette Kerl, der vorgab, mit Menschen umgehen zu können. Eine weitere Lüge, die noch zu all seinen anderen Täuschungsmanövern hinzukam.
    Verdammt! Warum sollte er so tun als ob? Sie war ihm doch sowieso auf der Spur. Sie wusste, was für ein Mann er war, seit er mit ihr ins Bett gegangen war. Und es gefiel ihm, dass sie es wusste. Obwohl es kompliziert und gefährlich war, gefiel es ihm, dass wenigstens ein Mensch auf der Welt eine Ahnung davon hatte, wie es in ihm aussah.
    Er setzte sich auf den Schreibtischstuhl und rief die Karte mit dem Peilsender auf. Das Boot von Stone Island war endlich auf dem Weg nach Severin Bay. Er sah im Fahrplan der Fähre nach, berechnete die Dauer der Überfahrt und zählte noch die Taxifahrt hinzu. Bald würde er ganz genau herausfinden, welche Rolle sie in diesem Spiel spielte. Er hatte auch noch nie Informationen aus einer Frau herausgefickt. Aber hey, wie Connor schon sagte, für alles gab es ein erstes Mal.

 
    12
    Wenn sie Glück hatte, würde sie vielleicht ein bisschen Hühnersuppe bei sich behalten können und ein paar alte Cracker.
    Erschöpft ließ sich Raine in den Rücksitz des Taxis sinken. Ihr Körper begann langsam zu meutern, weil sie ihm so lange Nahrung vorenthalten hatte, aber als sie sich im Geiste in ihrer Speisekammer umsah, war das nicht besonders inspirierend. Sie besaß nicht mehr die Energie, um noch etwas einzukaufen oder zu kochen oder auch nur in ein Restaurant zu gehen. Selbst die Vorstellung, sich etwas aus einem Schnellrestaurant zu holen, erschien ihr im Moment zu anstrengend.
    Sie musste besser für sich sorgen. Jeder Tag war verrückter als der vorangegangene. Am Ende dieses Weges erwarteten sie unweigerlich Klapsmühle und Gummizelle.
    Kaum hatte sie das Haus betreten, warf sie ihren

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