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Die Nacht, in der er zurueckkehrte

Die Nacht, in der er zurueckkehrte

Titel: Die Nacht, in der er zurueckkehrte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raeanne Thayne
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neugeborene Kälbchen, setzte sich in der Schule neben die kleine Mitschülerin, die von den anderen ausgegrenzt wurde.
    Auch ihm gegenüber war sie oft mitfühlend gewesen. Wenn er an den Tag dachte, als Guff beerdigt worden und er in seiner Verzweiflung in die Berge geritten war. Easton war ihm gefolgt und hatte ihn zärtlich in die Arme genommen und getröstet.
    Und ihm war nichts Besseres eingefallen, als sie zu verführen.
    „Sie wird damit klarkommen, obwohl sie tief drin ihre Mutter sicher immer vermissen wird“, sagte er.
    „So wie du?“
    Er warf ihr einen kurzen Blick zu. „Und du. Ich war erst drei, als meine Mutter starb, aber du hast schon etliche Jahre Erinnerungen gesammelt. Das macht es noch schwerer.“
    „Die Leere ist dieselbe, egal, wie alt man ist“, erwiderte Easton. „Du und ich, wir hatten Glück, dass wir Jo hatten. Ich hoffe, dass Belles Tante den Platz ihrer Mutter einnimmt.“
    Johns Schwester hatte am Telefon sehr nett geklungen, allerdings etwas verunsichert, was vielleicht daran lag, dass ihr Vater gerade gestorben war.
    „Ja, das hoffe ich auch“, sagte Cisco, und zu Belle gewandt: „Und jetzt wird gefrühstückt.“
    „Darf ich sie mal nehmen?“, fragte Easton.
    „Ja, klar.“
    Als Cisco sah, wie sie das Baby auf den Arm nahm und liebevoll ihre Wange an seine drückte, spürte er einen Kloß im Hals.
    „Und wie geht’s dir?“, fragte Easton, während sie die Treppe hinunter in die Küche gingen. „Hast du noch Fieber?“
    „Nein, das Antibiotikum von Jake hat anscheinend gut angeschlagen. Ich fühle mich prima.“ Das war eine gewaltige Übertreibung, aber Cisco wollte ihr nicht erzählen, dass er sich noch immer wie ein ausgewrungener Waschlappen fühlte.
    Als sie skeptisch die Augenbrauen hob, lenkte er schnell ab. „Was musstest du denn so früh am Morgen auf der Weide am Fluss nachsehen? Ist was zu reparieren?“
    „Noch nicht“, antwortete sie, während sie Belle in ihren Hochstuhl setzte. „Aber du weißt ja, wenn im Frühling der Schnee schmilzt, bekommen wir meistens Hochwasser. Ich wollte nur sehen, ob wir das Ufer schon mit Sandsäcken sichern müssen.“
    Er schenkte Kaffee ein. „Und wie sieht es aus?“
    „Der Fluss wird in ein paar Tagen seinen Höchststand erreichen, aber ich glaube nicht, dass er über die Ufer treten wird.“
    „Aber du wirst für alle Fälle Sandsäcke aufschichten lassen, oder?“
    Sie lächelte leise. „Sicher.“
    „War es Guff, der immer gesagt hat, dass Noah seine Arche gebaut hat, obwohl es noch gar nicht regnete?“
    Sie lachte. „Ja, mein Vater auch.“
    „Du hast viel zu tun, und dann komme ich noch mit meinen Problemen.“
    Sie trank von ihrem Kaffee. „Du weißt doch, dass das hier normal ist. Auf der Ranch ist immer was los. Es gibt keine ruhigen Zeiten.“
    Ja, das wusste er nur zu gut. Besonders auf einer Rinderfarm in Idaho, wo die Winter lang und hart waren und im Januar in der bitteren Kälte die Kühe kalbten. Im Frühjahr wurde ausgesät. Im Sommer wurden die Kühe ins Hochland gebracht, wo es besseres Futter gab. Im Herbst wurde geerntet, und das Vieh wurde auf den Markt gebracht. Ein verrücktes, arbeitsreiches Leben, aber jede Menge Spaß.
    Als Kind, das keinen sicheren Ort auf der Welt kannte, hatte ihm dieser stets gleiche Jahresablauf Halt und Geborgenheit gegeben. Die Zuneigung von Jo und Guff war Balsam für seine verletzte Seele gewesen, und Quinn und Brant waren die besten Brüder, die man sich vorstellen konnte.
    Keiner von ihnen hatte es leicht gehabt im Leben. Quinn kam wütend und verbittert zu den Winders, nachdem sein Vater seine Mutter und dann sich selbst getötet hatte. Er war misstrauisch und vertraute niemandem mehr.
    Brant war völlig in sich gekehrt und ernsthaft, als müsse er jedem beweisen, dass er kein Versager wie sein Vater war.
    Ohne Jo und Guff wären sie vermutlich alle kriminell oder drogensüchtig geworden wie so viele Kinder aus schwierigen Verhältnissen.
    Nun, allzu weit war er mit dem, was er tat, gar nicht davon entfernt.
    Ihm war gar nicht aufgefallen, dass er geseufzt hatte, bis Easton ihn sanft an der Schulter berührte. „Hast du Schmerzen?“
    Er bemühte sich, das Kribbeln zu ignorieren, das ihre Berührung bei ihm auslöste. „Wie kommst du darauf?“
    „Du bekommst immer so einen abwesenden Blick, wenn du versuchst, deine Gefühle zu verstecken.“
    „Wirklich?“ Er hatte immer gedacht, dass alle Menschen ihn für gleichgültig, wenn nicht gar

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