Die Nacht, in der er zurueckkehrte
gefühllos hielten.
„Die anderen haben dich immer für einen Spaßvogel gehalten, weil du ständig Witze gemacht und Streiche gespielt hast. Aber ich habe genau gemerkt, wenn das nur gespielt war.“
Irgendwie machte es ihm Angst, dass sie ihn durchschaute. Er trank von seinem Kaffee. „In diesem Fall irrst du dich. Es geht mir wirklich gut“, log er. „Kann ich dir auf der Ranch helfen? Ich würde mich gern bei dir revanchieren.“
Sie runzelte die Stirn. „Ich habe eine bessere Idee. Du legst dich wieder ins Bett und überlässt mir Belle.“
Er ignorierte ihren Vorschlag. „Vielleicht hast du etwas in der Stadt zu besorgen. Ich kann auch bestimmt noch Traktor fahren, obwohl ich’s lange nicht gemacht habe. Und Belle kann ich in ihrem Kindersitz mitnehmen.“
„Glaubst du im Ernst, ich würde dich in deinem Zustand Traktor fahren lassen? Jake hat gesagt, ich soll dafür sorgen, dass du dich ein paar Tage ausruhst, und das wirst du auch tun.“
„Ich brauche keinen Babysitter.“
„Bist du dir da so sicher?“ Ihr Blick war so kalt wie ein See im Januar. „Ein Mann mit dreiunddreißig, der sich wie ein Halbstarker in miesen kolumbianischen Kneipen herumprügelt.“
Er setzte sein sorgloses Lächeln auf, obwohl es ihm schwerfiel. Denn ihre offensichtlich schlechte Meinung von ihm stach ihn mehr als hundert Messerstiche. Aber er war selbst schuld, dass sie so von ihm dachte, weil er in den letzten Jahren sein Image als verantwortungsloser Herumtreiber gepflegt hatte.
Seine wahren Aktivitäten hatte er immer geheim gehalten, um seine Freunde und Angehörigen nicht mit in den Strudel zu reißen. Wie gefährlich das sein konnte, zeigte das Beispiel von John und Soqui. Soqui würde noch leben, wenn John sie nicht in seine Geschäfte hineingezogen hätte.
Sollte Easton also ruhig ihre schlechte Meinung von ihm beibehalten. Sie bedeutete ihm viel zu viel, als dass er sie unnötig in Gefahr bringen würde.
Diesmal allerdings war es nicht so leicht wie sonst, denn sie hörte nicht auf, ihm zuzusetzen.
„Wann wirst du endlich erwachsen, Cisco?“ Trotz der vorwurfsvollen Worte klang ihre Stimme sanft und traurig. „Wieso tust du nicht etwas Sinnvolles mit deinem Leben? Ich kann mir nicht vorstellen, dass das, was du da unten machst, für irgendjemanden von Nutzen ist.“
Nein, er durfte ihr nicht die Wahrheit sagen. „Lass es gut sein, East.“
Wie erwartet, ignorierte sie seinen Einwand. „Komm nach Hause zurück, Cisco. Ich meine, für immer.“
Er starrte sie an. „Hierher?“
Ihre Wangen röteten sich. „Nicht unbedingt. Du weißt doch, was ich meine. Ich bin sicher, Quinn könnte dir einen Job bei seiner Reederei besorgen.“
Nach zehn Jahren Tricks und Lügen? Wofür sollte er da wohl noch taugen? Der Gedanke, in irgendeinem Büro zu arbeiten, war ihm unvorstellbar.
Er schüttelte den Kopf. „Ich lebe für meinen Traum.“
„Aber wie kannst du mit einem solchen Leben zufrieden sein? Ständig auf der Flucht von einem Ort zum andern?“
Die Ironie des Ganzen war, dass er sich als Kind nichts sehnlicher gewünscht hatte, als einen festen Platz in der Welt zu haben, den er sein Zuhause nennen konnte. Er erinnerte sich, wie er auf einer großen Kirschplantage im Gras lag. Neben ihm ein anderer Junge, dessen Eltern ebenfalls Wanderarbeiter waren. Diesem Jungen erzählte er, dass er sich ein eigenes Haus kaufen würde, sobald er genug Geld beisammen hätte. Ein Haus mit Garage, in dem sein Oldtimer stehen würde, wo er abends auf der Veranda sitzen und Bier trinken würde. Und in der Küche würde seine hübsche Frau ihm sein Lieblingsessen kochen.
Ja, mit zehn Jahren war er noch ein kleiner Möchtegern-Pascha gewesen. Damals war ihm ein solches Leben als das Erstrebenswerteste auf der Welt erschienen.
Stattdessen war seine Art zu leben gar nicht weit von der seines Vaters entfernt. Nur dass er keine Ernte einbrachte. Er verfolgte nur seine absurde Idee, die Welt zu retten.
„Ich weiß nicht, was du da unten machst, aber ich bin sicher, es ist noch nicht zu spät, etwas Neues anzufangen. Ich kenne dich, Cisco. Du kannst nicht glücklich sein mit diesem Leben.“
„Nein, du kennst mich nicht. Nicht mehr.“ Er warf ihr die bitteren Worte buchstäblich ins Gesicht, und es kam ihm vor, als sei sie eine Spur blasser geworden.
„Nein, anscheinend nicht“, sagte sie leise. „Aber ich weiß, dass du Jos Herz gebrochen hast. Hast du auch nur die geringste Ahnung davon, wie viel Sorgen
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