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Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Titel: Die Nacht in mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Baker
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Kameraleute auf ihre Positionen. Sie trugen Handkameras als Ergänzung zu der stationären Hauptkamera, die auf den Tisch gerichtet war. Es folgten noch ein paar letzte Veränderungen an den Scheinwerfern, während die Schauspieler ihre Positionen einnahmen.
    »Augenblick. Wo ist der Bräutigam? Schafft ihn her!«, schrie Leseur, und ein Mann kam aus einer der Nebentüren gerannt. Wie die anderen trug auch er eine schwarze Ledermaske. Er war mit einem antiquierten Abendanzug und einen langen Umhang um die Schultern bekleidet. Im Gegensatz zu den anderen war an seiner Kleidung nichts, was den Gesamteindruck störte. Er entschuldigte sich mit einer kleinen Handbewegung bei Leseur und nahm seinen Platz neben der Braut ein.
    »Schön, dann wollen wir anfangen. Action!«, rief der Regisseur, und auf den Kameras glommen rote Lichter auf. Einen Augenblick lang regte sich die Gruppe am Tisch nicht, ein Tableau seltsamer Eleganz, dann neigte der Bräutigam den Kopf. Ob das ein nicht hörbares Kommando bestätigen sollte oder selbst ein Kommando war, konnte Ardeth nicht feststellen.
    Der Mann zu seiner Rechten, der eine rote, mit Federn besetze Maske trug, stand auf und trat hinter den Bräutigam, so dass er jetzt neben der Braut stand. Er hielt ihr die Hand hin, und sie ergriff diese langsam. Er zog sie in die Höhe und führte sie vor den Tisch. Dann verbeugte er sich kurz vor dem Bräutigam, griff der Braut mit beiden Händen an den Ausschnitt und riss ihr vorne das Kleid auf. Das Geräusch des zerreißenden Stoffes ließ Ardeth in ihrem Stuhl zusammenzucken, und ihre Augen weiteten sich.
    »Nun, was haben Sie denn geglaubt, was für Filme wir machen? «, fragte Roias mit einem bösartigen Lachen. Ardeth schüttelte benommen den Kopf und senkte den Blick. »Sehen Sie nur weiter zu. Es kommt noch besser.«
    Die Braut hatte das zerfetzte Kleid an sich gedrückt, aber als der Mann mit der roten Maske ihr Kinn in die Hand nahm, ließ sie es los, so dass es wie eine Kaskade aus brüchiger Spitze und Seide herunterfiel und vor ihren Füßen liegen blieb. Darunter trug sie einen winzigen weißen Spitzen-BH, einen weißen Slip, Strapsgürtel und Strümpfe. Die Hand des Mannes glitt über ihren Hals, verweilte einen Augenblick lang in der Höhlung zwischen ihren Brüsten, als wollte er ihr den BH ebenfalls herunterreißen, zog sich dann aber zurück. Er trat einen Schritt nach hinten, und Ardeth sah, dass er zu seiner Smokingjacke Lederhosen mit einem speziellen ledernen Hosenlatz trug. Als er sich anschickte, den Latz aufzuknöpfen, sank die Braut auf die Knie.
    »Es sind alles Amateure, wissen Sie«, bemerkte Roias. »Eine Gruppe von Leuten mit bestimmten … Vorlieben, … die normalerweise nicht auf so interessante Weise befriedigt werden.«
    »Und das Mädchen?«, fragte Ardeth, deren Stimme nicht über ein schwaches Flüstern hinauskam, während sie zusah, wie der blonde Kopf sich vor dem Leder bewegte.
    »Eine aus Gregs … Stall.« Der Mann mit der roten Maske war fertig und ließ die Braut auf dem Boden kauernd zurück. Als Nächster kam der Mann ohne Hemd an die Reihe. Er schnitt dem Mädchen den BH mit einem Messer auf, ehe er sie flach auf den Boden legte und sich ihren nackten Brüsten zuwandte. Die ganze Zeit über hielt er das Messer gegen ihren Hals gedrückt, und als er sich erhob, glaubte Ardeth einen schreckerfüllten Augenblick lang, sie könne die Spuren seiner Zähne auf der Haut des Mädchens sehen.
    So ging es eine weitere Stunde lang. Jeder Teilnehmer der Hochzeitsgesellschaft kam an die Reihe, und am Ende war die Braut nackt und ihr Körper glänzte von Schweiß und Samen. Roias beobachtete Ardeth ebenso aufmerksam, wie er das Schauspiel beobachtete, und jedes Mal, wenn ihr Blick sich senkte, ließ sein warnendes Zischen ihren Kopf wieder in die Höhe rucken. Sie wusste nicht, was schlimmer war – zuzusehen, wie das Mädchen endlos missbraucht wurde, den Geräuschen zu lauschen – den Schreien, dem Knallen der Peitschen, dem Klatschen von Fleisch auf Fleisch – oder darüber nachzudenken, was Roias als Nächstes mit ihr vorhatte. Vielleicht war das Schlimmste auch die schuldbewusste Erinnerung an ihre eigenen nur halbbewussten erotischen Träume davon, überwältigt zu werden, genommen zu werden von irgendeiner Kraft, die stark genug war, jedwede Angst, jeden Zweifel, ja sogar die rationalen Gedanken per se zu verdrängen. Doch in diesen dunklen, geheimen Tiefen ihrer Fantasien war sie, selbst noch in

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