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Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Titel: Die Nacht in mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Baker
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gerade, ihm die Gegenkultur der Sechziger Jahre zu erklären, als sie oben an der Treppe, hinter der Tür, ein Geräusch hörte. Noch bevor sie sich dessen richtig bewusstwerden konnte, war sie zu ihrer Pritsche zurückgehuscht. Ein Blick auf Rossokow ließ sie erkennen, dass er seine übliche Haltung eingenommen hatte.
    Ardeth zog die Beine unter sich und lehnte sich an die Wand, die Tür unter halbgesenkten Lidern immer im Blick. Ein kurzer Lichtstrahl verkündete die Ankunft von Roias und Peterson.
    »Aufstehen, Euer Hoheit«, rief Roias seinen üblichen spöttischen Gruß. »Zeit zum Abendessen.« Er schloss Ardeths Zelle auf. »Was meinen Sie, Peterson? Ich denke, der Graf müsste ziemlich hungrig sein. Sollen wir uns die Schlampe einfach schnappen und sie ihm hinwerfen?« Peterson gab keine Antwort, man erwartete auch keine von ihm. Roias’ Attacke kam so gemächlich, wie die des Vampirs blitzschnell gewesen war – er wusste, dass sein Opfer nirgendwohin konnte. Er schlenderte gelassen auf Ardeths Pritsche zu und ließ ihr genügend Zeit, darüber nachzudenken, was er wohl vorhatte. »Sollten wir das tun, Alexander, was meinst du?« Seine Hand schloss sich um ihren Arm, zog sie mühelos in die Höhe. »Dich einfach hineinwerfen und Seiner Hoheit ein kleines Fest bereiten? Ich würde zu gern wissen, wie lange du das aushalten würdest.« Er quetschte ihren Oberarm, als wollte er die Qualität ihres Fleisches prüfen, und sie biss die Zähne zusammen, um nicht vor Schmerz zu schreien. »Du hast immer noch ein wenig Fleisch auf den Knochen. Ich wette, du würdest die ganze Nacht durchhalten.«
    Er blufft nur, dachte Ardeth, er will mich nur zuerst leiden lassen. Er konnte es sich gar nicht leisten, sie Rossokow zu früh zu geben. Das hast du letzte Nacht auch gedacht, spottete die Stimme in ihrem Kopf. Sie versuchte, nicht darüber nachzudenken, was geschehen würde, wenn Roias sie wirklich in die Zelle zu dem Vampir steckte.
    Er riss sie herum, so dass ihr Gesicht auf die andere Zelle gerichtet war, und presste sie an seine Brust. »Oh, kommen Sie nur, Euer Hoheit. Ich weiß, dass Sie es wollen. Sie wollten es schon letzte Nacht«, höhnte Roias und zog die Worte in die Länge, damit dem anderen der doppelte Sinn ja nicht entging. »Sehen Sie doch, was ich hier drüben für Sie habe.« Seine Hand, die Ardeths Haar gepackt hielt, riss ihren Kopf so hart nach hinten, dass sie, ohne es zu wollen, aufstöhnen musste. Sie konnte Rossokow nicht mehr sehen, konnte nur hilflos zur Decke starren, während Roias ihren Kopf nach hinten zwang.
    Plötzlich klirrte die Kette, und Roias fing zu lachen an. Ein stechender Schmerz schoss Ardeth durch Kopfhaut und Hals, als er noch einmal brutal an ihrem Haar zerrte, dann löste er seinen Griff plötzlich, und – nach vorne geschleudert – prallte hilflos gegen die Gitterstäbe. Sie hielt sich daran fest, um nicht zu stürzen, und hinter ihren Augen explodierte ein Funkenregen, als sie mit der Stirn gegen das Metall schlug.
    Dann hatte sie wieder einen klaren Kopf, und der Vampir füllte ihr ganzes Gesichtsfeld. Er war ganz nahe, das wilde Lächeln, die blitzenden, eisigen Fänge, die Augen, die in Blut zu schwimmen schienen. Da war nichts von der traurigen, bedrückten Kreatur, die sie gebeten hatte, ihr von der Welt draußen zu berichten. Sie schrie auf, noch bevor sie sich dessen bewusstwurde. Versuchte, von den Stangen zurückzuweichen. Aber kräftige Hände auf ihren Schultern pressten sie unerbittlich nach vorne.
    Rossokows Finger schlossen sich über die ihren und lösten langsam ihren Griff von den Gitterstangen. Er zog ihren Arm zu sich hin. Ardeth biss sich auf die Lippen, um gegen den Schmerz in ihrer Hand, in ihrem ganzen Körper, der gegen das kalte Metall gepresst wurde, und am allermeisten gegen den Drang anzukämpfen, ihn jetzt anzubetteln, aufzuhören – und damit alles zu verraten, nur um sich diesen plötzlichen, erschreckenden Angriff zu ersparen.
    Wenn du das tust, dann gewinnt Roias, sagte sie sich und spürte einen Ansturm so wilden Hasses, dass ihr dabei fast schwindlig wurde, während sich ihre Kehle verschloss und den Schmerzensschrei erstickte.
    Sie hörte Roias’ leises Lachen, als Rossokow ihren Arm herumdrehte und ihr Handgelenk freilegte. Aber obwohl er den Arm mit grausamer Härte festhielt, war der Mund, der sich auf ihre Vene senkte, sanft, fast liebkosend.
    Das Siegel über ihren Lippen brach nur ein einziges Mal. Ardeth betete darum, dass

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