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Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Titel: Die Nacht in mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Baker
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Roias es für einen Schmerzeslaut hielt.
    Als Roias Rossokow befahl, aufzuhören, hielt der Ardeths Handgelenk noch einen Augenblick lang fest. Dann ließ er es so plötzlich fallen, dass ihr Arm leblos herunterfiel und dabei schmerzhaft an eine Querstange stieß. Er drehte sich um und wandte ihnen beiden den Rücken zu.
    Roias’ Griff wanderte zu ihren Schultern, dann riss er sie herum und drückte sie gegen die Stangen. Sein Gesicht war ganz nahe bei dem ihren, und seine kalten, toten Augen hielten ihren Blick fest. »Hat das nicht Spaß gemacht, Alexander? Hat es dir nicht gefallen?«
    Ardeth schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Es ging nicht nur darum, es gegenüber Roias zu leugnen – sie leugnete auch sich selbst gegenüber, dass sie einen Augenblick lang ein weißglühendes Entzücken erfüllt hatte, schärfer als die Zähne des Vampirs, als sie Rossokows Mund auf ihrer Haut verspürt hatte.
    »Nun, mir hat’s gefallen. Mir wird unser Graf hier fehlen, wenn er sich größeren und besseren Dingen zuwendet«, sagte Roias und lachte, als er von ihr abließ.
    Ardeth versagten die Knie, und sie wäre beinahe gestürzt, konnte sich aber noch an den Gitterstangen festhalten. »Ja ja«, fuhr Roias im Plauderton fort. »Seine Hoheit hat schon viele zum Lachen gebracht – auf recht lukrative Weise sogar. Und er arbeitet für billiges Geld.« Er grinste sie an. »Man braucht ihm nur die Hauptdarstellerin zum Fraß vorwerfen.« Er lachte immer noch, als er die Zellentür abschloss und Peterson die Treppe hinaufführte. »Gute Nacht, Kinder.«
    Ardeth schloss die Augen und hielt sich an den Gitterstäben fest, bis das letzte Echo der ins Schloss fallenden Tür verhallt war. Sie hatte das Gefühl, als würde sie zerbrechen, wenn sie sich bewegte, oder als würde der Boden sich unter ihr auftun und eine beängstigend einladende Schwärze sie verschlingen.
    »Es tut mir leid, wenn ich Ihnen wehgetan habe. Ich habe mich bemüht, es nicht zu tun …«, sagte eine leise Stimme zu dicht hinter ihr, und sie fand die Kraft, sich umzudrehen, während sie sich immer noch an die Gitterstangen klammerte. Rossokow stand einen Schritt von ihr entfernt, die Hände mit nach oben gewandten Handflächen etwa in Augenhöhe. Kein Wahnsinn blitzte jetzt mehr in seinen Augen auf, nur kalte, uralte Sorge.
    »Ich dachte, Sie wären …« Sie hielt inne, suchte nach dem richtigen Wort.
    »Verrückt nach Ihrem Blut. Nicht vollkommen verrückt, nicht dieses Mal. Aber ich brauchte es, und die brauchten Ihre Angst.«
    »Sie haben mir nicht wehgetan. Bei weitem nicht so sehr wie Roias es getan hat.« Sie spürte jetzt den Schmerz an ihrem Kopf und die Prellungen, die sie sich beim Aufprall auf die Gitterstangen zugezogen hatte.
    »Ich kannte Ihren Namen. Die anderen habe ich nicht gekannt. « In seiner Stimme war eine schreckliche Distanz, ein vorübergehender Rückzug in die grelle, schützende Hitze des Wahnsinns. »So war es einfacher.« Jetzt begriff sie den Grund seiner Wut in der letzten Nacht. Er kannte ihren Namen und das Mitgefühl, das sie für ihn empfand – aber er wusste, dass er dennoch ihr Blut würde nehmen müssen. Selbst als eine Woge der Hoffnung in ihr aufstieg, spürte sie einen Anflug von Traurigkeit; der Preis für seine Zurechnungsfähigkeit bestand in dem Schmerz jenes Wissens. Aber die bloße Tatsache, dass es ihm nicht egal war, dass er unter normalen Umständen keinen brutalen Mord verübte, um sein Überleben zu sichern, bedeutete, dass ihr erst halbdurchdachter, verzweifelter Plan vielleicht doch funktionieren könnte.
    Sein Geist begann abzuschweifen, erkannte sie, in einem Schwebezustand zwischen den Sorgen des Wachseins und dem lockenden Balsam geistigen und moralischen Vergessens. »Lassen Sie mich schauen, wo waren wir stehengeblieben? Ach ja, die sechziger Jahre. 1969 ist das erste bemannte Weltraumschiff auf dem Mond gelandet, habe ich Ihnen das schon erzählt?«, fragte sie schnell und zwang sich, die Gitterstangen loszulassen.
    Rossokow sah sie verblüfft an, erst voll Verwirrung, doch dann zog die Erinnerung wie ein Schatten unter dem Eis in seinen Augen vorbei. »Nein«, sagte er schließlich, »das hatten Sie mir noch nicht erzählt.«
    Ardeth ließ sich auf den Boden sinken, schlug die Beine übereinander, um das Zittern ihrer Knie zu verbergen, und begann zu reden. Kurz darauf machte Rossokow es sich auf seiner Pritsche bequem und lehnte sich an die Wand, um zuzuhören.

9
     
    In der

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