Die Nacht mit dem Wuestenprinzen
bemerkte Tiffany lahm.
„Dein Mann sieht sehr gut aus.“ Ihre Mutter klang enthusiastisch und überhörte Tiffanys Einwand. „Das hast du mir jedenfalls nicht verraten.“
„Warum sucht ihr euch nicht ein schönes Hotel in der Stadt, Mom? In ein paar Stunden komme ich dann vorbei. Wir können ein paar Tage miteinander verbringen. Vielleicht machen wir einen Ausflug in die Wüste.“
„Aber wir wollen dich sehen, nicht die Wüste.“
Tiffany hörte Schritte und sagte hastig: „Ich muss jetzt los. Ich rufe dich später wieder an.“
Rafiq kam aus dem Ankleidezimmer. „Wen willst du später wieder anrufen?“
Sie zögerte. „Meine Mutter … Rafiq …“
Mit zwei Schritten war er bei ihr. „Gibt es Probleme?“
„Nein, eigentlich nicht. Außer dass meine Mutter hier in Dhahara ist.“
Er lächelte erfreut. „Das ist gut. Du wolltest sie doch sehen.“
„Hast du meine Mutter angerufen und das alles arrangiert?“
„Nein!“ Er runzelte die Stirn. „Ich kenne ja nicht mal ihre Telefonnummer.“
Dabei wäre es vermutlich sehr einfach für ihn gewesen, Telefonnummer und Adresse herauszufinden. Doch Tiffany zwang sich, ihm zu glauben.
„Tut mir leid.“ Sie nagte an ihrer Unterlippe. „Mein Vater ist auch mitgekommen. Mom behauptet, er mache sich Sorgen um mich.“
„Das gehört sich auch so für einen Vater. Ich werde die beiden zum Essen einladen.“ Rafiq war bis auf die Krawatte vollständig angezogen, bereit für den Tag. „Sie können hier wohnen. Es gibt genug Platz.“
Oh Gott. „Du verstehst nicht. Mein Vater erwartet von mir, dass ich immer tue, was er sagt.“
Während er seine Krawatte band, erwiderte er: „Du bist verheiratet, Tiffany.“
„Das spielt für ihn keine Rolle. Er glaubt immer noch, dass ich ein kleines Mädchen bin, das im Leben nicht zurechtkommt.“
„Du bist erwachsen. Bald wirst du Mutter. Nur wenn du es zulässt, kann dein Vater sich in dein Leben einmischen.“
„Du hast recht“, gab sie zu. Die Tatsache, dass sie ein Kind bekam, warf ein ganz neues Licht auf ihr Verhältnis zu ihren Eltern.
„Deiner Liebe zu ihm muss das ja keinen Abbruch tun. Er ist und bleibt dein Vater.“
Tiffany fühlte sich plötzlich wie befreit. So lange hatte sie um ihre Unabhängigkeit gekämpft, um Anerkennung und das Recht, eine eigene Meinung haben zu dürfen. Dadurch hatte sie sich ihrem Vater entfremdet. Aber jetzt erkannte sie, dass das nicht so bleiben musste. Sie hatte die Wahl. Wie auch ihr Vater immer seine eigene Wahl getroffen hatte. Zum Beispiel, indem er Imogen ihrer Mutter vorgezogen hatte. Wahrscheinlich musste sie das einfach akzeptieren. Schließlich schien sich auch ihre Mutter damit zu arrangieren.
Vielleicht gelang es ihnen ja, eine neue Vater-Tochter-Beziehung aufzubauen?
„Danke, Rafiq.“ Sie hob den Kopf und ließ zu, dass er sie küsste.
„Wenn ich nicht sofort gehe, werfe ich dich aufs Bett und verbringe dort den Rest des Tages mit dir“, flüsterte Rafiq heiser.
„Aber, Rafiq …“
„Später.“ Er nahm sein dunkles Jackett vom Stuhl und zog es über. Als er vor der Tür stand, wandte er sich noch einmal um und lächelte zärtlich. „Sag deinen Eltern, dass ich mich darauf freue, sie in unserem Heim zu begrüßen.“
In diesem Moment wurde Tiffany klar, wie sehr sie ihn liebte.
Bedienstete öffneten die großen Flügeltüren, als Rafiq einige Stunden später den großen Salon im Palast seines Vaters betrat.
„Du wolltest, dass ich deinen Gast …“ Rafiq brach ab, als er sah, in wessen Gesellschaft sich der König befand.
Sir Julian Carling erhob sich aus dem schweren braunen Ledersessel, kam auf Rafiq zu und reichte ihm die Hand.
„Um was geht es?“, wollte Rafiq von seinem Vater wissen. Ein Blick bewies ihm, dass der König Sorgen hatte.
„Mein Sohn …“ Er konnte nicht weitersprechen.
„Was ist los?“, fragte Rafiq, doch er wusste bereits, weshalb er hierher zitiert worden war. Er schaute zu Sir Julian, doch der mied seinen Blick.
„Es gibt ein Problem wegen der Frau, die du geheiratet hast.“
„Darüber haben wir doch bereits gesprochen, Vater.“
„Anscheinend nicht ausführlich genug. Ich hätte meine Nachforschungen nicht einstellen sollen.“
„Vater …“
Der König machte eine abwehrende Handbewegung. „Stopp. Du wirst dir jetzt anhören, was Sir Julian mir mitgeteilt hat. Es ist skandalös.“
Rafiq durchmaß den Raum mit langen Schritten. „Es interessiert mich nicht, was Sir Julian mir
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