Die Nacht mit dem Wuestenprinzen
kurz bevor er nach Hongkong gereist ist, zum Essen eingeladen und verkündet, dass unsere Beziehung vorbei ist.“ Shenilla wischte sich dezent über die Augen. „Es tut mir so leid. Bestimmt ist Ihnen das jetzt peinlich.“
Tiffany konnte sich eines gewissen Mitgefühls für Shenilla nicht erwehren. Dazu kam, dass ihr bewusst wurde, wie Rafiq auf den Druck von Familienmitgliedern und die offensichtlichen Erwartungen der jungen Frauen reagierte. Er brach die Beziehung einfach ab. Das hatte ihr Shenilla gerade bestätigt.
„Nein, überhaupt nicht.“ Sie berührte Shenillas Arm. „Sie werden sicher bald einen Ehemann finden.“
Shenilla seufzte und nickte. „Sie sind nett. Ich hoffe nur, dass Ihnen nicht das Gleiche passiert.“
Tiffany war kurz davor, ihr zu sagen, dass Liebe in ihrer Ehe mit Rafiq keine Rolle spielte, doch ihr Herz krampfte sich zusammen, als sie mit einem Mal erkannte, dass Rafiq keineswegs ein Frauenheld wie ihr Vater war.
„Das Einzige, was Sie trösten dürfte“, fuhr Shenilla fort, „ist, dass Rafiq in seinen jeweiligen Beziehungen immer treu ist. Die Frau an seiner Seite sollte sich jedoch immer bewusst sein, dass ihre Liaison eines Tages endet.“ Shenilla lächelte unter Tränen. „Bei Ihnen scheint es anders zu sein. Jedenfalls hat er Sie genug geliebt, um Sie zu heiraten.“
Jetzt wollte Tiffany widersprechen, doch jemand legte ihr einen Arm um die Taille.
„Ich sehe, du hast Shenilla kennengelernt.“ Rafiqs Stimme war samtweich und hatte einen gefährlichen Unterton.
Tiffany warf ihm einen Blick zu und bemerkte, wie streng er seine ehemalige Geliebte ansah.
„Wir bewundern gegenseitig unsere Kleider.“ Dann erinnerte sie sich daran, dass Rafiq Shenillas Kleid ausgesucht hatte, und beeilte sich hinzuzufügen: „Und wir vergleichen die Stile. Shenilla sagt, Schwarz ist eine ihrer bevorzugten Farben.“
Shenilla warf ihr einen dankbaren Blick zu.
Rafiq zog sie noch enger an sich, und Tiffany musste dem Impuls widerstehen, sich von ihm zu lösen. Sah er denn nicht, welchen Schmerz er Shenilla zufügte? War er so gefühllos? Nein. Ein weiterer Blick verriet ihr, dass er es vorsätzlich tat, um die andere davor zu warnen, Tiffany wehzutun.
Sie wusste nicht, ob sie ihn für seinen Beschützerinstinkt umarmen oder tadeln sollte. Also tat sie so, als habe sie es nicht bemerkt, und begann, leichthin über die neueste Mode zu plaudern. Die ganze Zeit spürte sie Rafiqs Anspannung.
Sie hätte ihn schütteln mögen. Oder küssen. Was war bloß los mit ihr?
Als er sie anlächelte, schien alles um sie herum für einen Moment zu verschwimmen.
Oh nein, dachte sie panisch. Bitte nicht!
Sich in Rafiq zu verlieben wäre das Dümmste, was ihr passieren konnte. Er hatte sie nur geheiratet, weil sie schwanger war und er kein uneheliches Kind duldete. In seinen Augen hatte sie ihn in genau jene Falle gelockt, der er bisher so erfolgreich entkommen war.
Wahrscheinlich empfand er nichts als Verachtung für sie.
13. KAPITEL
Ein paar Tage später schreckte Tiffany aus dem Schlaf, weil auf dem Nachttisch ihr Handy klingelte. Sie rollte sich zur Seite, griff danach und drückte auf einen Knopf. Das Klingeln verstummte.
Seufzend setzte sie sich auf und stellte fest, dass ihr an diesem Morgen zum ersten Mal nicht übel war. Anscheinend war dieser Teil der Schwangerschaftsbeschwerden überstanden. Im Bad rauschte das Wasser und verriet ihr, dass Rafiq duschte. Also war er noch nicht in die Bank gefahren. Tiffany schaute auf das Display ihres Handys. Der Anruf war von ihrer Mutter gewesen. Sie drückte auf Rückruf.
„Wo wohnst du, Darling?“, fragte ihre Mutter sofort, nachdem Tiffany sich gemeldet hatte.
„Was meinst du?“
„Wir sind hier. In Dhahara.“
„Wir?“
„Dein Vater und ich.“
Vor Schreck fing Tiffanys Puls an zu rasen. „Wo seid ihr?“
„Am Flughafen. Wir nehmen ein Taxi, und dann besuchen wir dich.“
Nein! dachte Tiffany entsetzt.
Die Glastür ging auf, und Rafiq erschien, um sich anzuziehen. Hatte er das eingefädelt?
„Mom …“
„Die Fotos von dir und deinem Mann waren auf der Titelseite der Zeitung, die wir im Flugzeug bekommen haben. Aber natürlich konnten wir keine Zeile lesen.“
„Weshalb ist Dad mitgekommen?“, wollte Tiffany wissen.
„Ich musste ihm doch von deiner Hochzeit erzählen. Er macht sich Sorgen um dich. Daher sind wir jetzt beide hier, um zu sehen, wie es dir geht.“
„Ich wünschte, du hättest mich vorher gefragt“,
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