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Die Nacht von Granada

Die Nacht von Granada

Titel: Die Nacht von Granada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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schaffte sie es, die Winterdecke einigermaßen gleichmäßig über sie beide zu breiten, dann standen schon drei Rotkappen im Raum, gefolgt von einem leichenblassen Antonio.
    »Das ist das Zimmer meiner Tochter«, keuchte er. »Und wenn ihr nicht sofort …«
    Einer der Söldner stieß ihn zur Seite.
    »Mal sehen, ob das ausgeflogene Vögelchen nicht doch hier oben zwitschert!«, rief er, zückte sein Schwert und begann, wie wild damit durch die Luft zu stoßen.
    Lucia durchfuhr ein neuer Schreck.
    Rashid hatte sein schwarzes Tuch versehentlich irgendwo im Zimmer fallen lassen. Und seine Fußspuren führten direkt auf das Bett zu …
    Erneut erfasste sie ein Schwindelanfall, und dieses Mal wünschte sie sich, darin zu ertrinken und alle Sorgen und Nöte vergessen zu können.
    Der zweite Söldner bückte sich und lugte unter das Bett.
    »Hier ist er nicht.« Sein Kastilisch war mehr als mangelhaft. »Nichts als Staub und Dreck! Und eine fauchende Katze.«
    Er hatte Fuego offenbar am Schwanz erwischt und zog kräftig daran. Wie ein Geschoss kam der rote Kater unter dem Bett hervor, wand und drehte sich, um sich zu befreien, und biss dabei seinen Peiniger so fest in die Hand, bis dieser aufschrie und ihn losließ.
    Fuego lief zu dem schwarzen Tuch, packte es zwischen den Zähnen und zog es hinter sich her, bis er endlich mit seiner Beute draußen war.
    Beinahe hätte Lucia vor Erleichterung laut aufgestöhnt. Nahezu all die verräterischen Spuren waren damit verwischt.
    Der dritte Söldner öffnete die Kleidertruhe und riss Röcke, Mieder und Tücher heraus.
    »Die Truhe ist sauber. Keine Spur von dem Flüchtenden.«
    Lucia schloss erneut die Augen.
    Hoffentlich bemerkte niemand, welch seltsame Empfindungen sie gerade überkamen! Ihr Körper glühte wie in einem Fieberanfall, die Haut pulsierte und alles Blut schien direkt in den Schoß zu fließen. Dabei waren Rashids Hände ganz ruhig, lagen unbeweglich auf ihrem Bauch, doch das genügte bereits.
    »Seid ihr endlich fertig?«, krächzte sie schließlich. »Mir ist sterbenselend. Ich brauche Ruhe!«
    »Schon gut, schon gut!«, knurrte der erste Söldner. »Hier ist der Flüchtige offenbar nicht. Es sei denn, er hätte sich in deinem Bett versteckt.« Lautes, dreckiges Lachen.
    »Meine Tochter ist sehr krank«, rief Antonio. »Wenn ihr sie nun endlich …«
    Er erhielt einen groben Stoß in den Rücken.
    »Wir kommen wieder, Goldschmied!«, knurrte der zweite Söldner und zerrte ihn nach draußen. »Und dann bist du dran – verlass dich drauf!«
    Die Tür schlug hinter ihnen zu.
    Lucia und Rashid blieben noch eine kurze Weile bewegungslos liegen, bis sie sich schließlich verlegen voneinander lösten.
    »Du hast mir das Leben gerettet.« Rashids dunkle Augen schienen unergründlich. »Dass dazu eines Tages das Bett eines Mädchens nötig sein würde, hätte ich niemals gedacht!«
    Ich würde alles für dich tun, hätte Lucia ihm am liebsten versichert, doch sie hielt sich gerade noch zurück.
    »Ich hab dir gern geholfen«, sagte sie stattdessen. »Aber was willst du jetzt tun?«
    »Das fragst du noch?« Er trat einen Schritt zurück. »Drüben nachsehen, was sie aus meinem Elternhaus gemacht haben. Das bin ich meinen Eltern und meiner Schwester schuldig.«
    »Und wenn sie dich dabei erwischen?«
    »Dieses Risiko muss ich eingehen.« Sein Gesicht gefror zu einer starren Maske. »Heute waren wir noch ohne Eisenwaffen – und du hast mit eigenen Augen gesehen, dass wir unterliegen mussten. Khaled ist tot. Jetzt haben wir nach Malik schon den zweiten Freund zu betrauern. Doch bald wird alles anders. Dann müssen die Christen Angst haben, denn unsere Rache wird groß sein.«
    »Ich auch?«, sagte sie leise.
    »Du? Niemals! Aber du musst vernünftig sein und genau das tun, was ich dir sage. Dann kann dir nichts geschehen.«
    Nicht mehr als einen Arm breit standen sie voneinander entfernt und dennoch fühlte Lucia sich plötzlich verlassen. Er sah so wild aus, so zu allem entschlossen, dass er ihr ganz fremd erschien.
    Was wusste sie eigentlich von ihm?
    Es gab den freundlichen Rashid der Kindertage, den rätselhaften, zu dem seit Monaten all ihre Sehnsucht flog – und seit Kurzem auch jenen jungen, zornigen Krieger, der ihr nichts als Furcht einflößte.
    »Geh nicht fort!« Sie streckte die Arme nach ihm aus. »Nicht so!«
    Er drehte sich um, kehrte noch einmal zu ihr zurück.
    » Wenn die Dämmerung dichter wird «, sagte er leise, » erwarte meinen Besuch! Denn ich

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