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Die Nacht von Granada

Die Nacht von Granada

Titel: Die Nacht von Granada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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gehst sofort zurück ins Haus!«, rief Antonio. »Mach schon, Lucia! Gehorche wenigstens ein Mal.«
    »Lass Marias Tochter doch ruhig dabei sein, wenn ihr Vater versucht, seine Redlichkeit unter Beweis zu stellen«, sagte Gaspar mit dünnem Lächeln. »Das hätte deiner toten Frau bestimmt gefallen!«
    »Weshalb könnt Ihr mir den Ring nicht zeigen?«, wiederholte der Inquisitor in drohendem Tonfall. »Redet endlich!«
    Der Mann, vor dem ganz Granada zitterte!
    Lucia prägte sich sein Gesicht so genau ein, dass sie es mühelos zu Papier hätte bringen können: die breite, niedrige Stirn, von Furchen durchzogen. Eine grobe, lange Nase, leicht gekrümmt. Der Mund schmal und verschlossen. Die Augen so hell, dass sie fast durchsichtig wirkten.
    Augen ohne Gnade, ohne jedes Gefühl.
    Wieso trug er keine Soutane, wie es sonst alle Geistlichen taten, die sie jemals zu Gesicht bekommen hatte? Er war doch ein Mann der Kirche, aber Luceros Aufzug in gestepptem Lederwams, Hosen und kniehohen Stiefeln erinnerte an den eines Soldaten.
    »Weil der Edelstein, der ihn schmücken sollte, verschwunden ist, Exzellenz.« Antonio schien um jedes einzelne Wort zu ringen. »Daher konnte ich den Ring nicht fertigstellen.«
    »Ihr sprecht doch nicht etwa von jenem wertvollen Saphir, den Seňor Ortíz Euch zu treuen Händen überlassen hat?«
    Antonios Schultern sanken tiefer.
    Lucia meinte im eigenen Körper zu spüren, welcher Kampf in ihm tobte. Sollte er alles auf sich nehmen – und damit alles riskieren? Doch was würde geschehen, wenn er Kamals Namen nannte?
    Rettete das seinen eigenen Kopf?
    »Leider doch, Exzellenz«, brachte er mühsam hervor. »Man hat den Saphir gestohlen. Jedenfalls war er plötzlich nicht mehr in der Werkstatt. Eine andere Erklärung habe ich nicht.«
    Sein Blick glitt zu Ortíz, der mit einem Mal wie gebannt auf den Boden starrte.
    »Gestohlen!«, rief Lucero erregt. »Nicht mehr da, keine Erklärung – was für dreiste Behauptungen! Gebt doch zu, dass Ihr den Diebstahl nur vortäuscht, weil Ihr den Stein unterschlagen wollt!«
    »Ich habe noch niemals im Leben gestohlen«, sagte Antonio, doch seine Stimme war alles andere als fest.
    »Dann haben wir es hier ja offenbar ja mit einem echten Ehrenmann zu tun!«, rief Lucero. »Niemals betrogen, niemals gestohlen – und wie sieht es mit dem Lügen aus, Goldschmied?«
    Stumm schüttelte Antonio den Kopf.
    »Wenn ich Euch nun aber frage, ob Ihr diesen verschwundenen Stein denn neu geschliffen habt, wie lautet dann Eure Antwort?«, bohrte der Inquisitor weiter. »Ich höre!«
    Wie inbrünstig sie ihn hasste! Doch was sollte sie tun? Sie wollte ihren Vater retten. Aber durfte sie dafür ihre zweite Familie verraten?
    Antonio stand so reglos wie ein Stein.
    »Habt Ihr nun den Hyazinth umgeschliffen – oder nicht?«, wiederholte Lucero. »Durch hartnäckiges Schweigen macht Ihr Euch nur noch verdächtiger. Ohnehin solltet Ihr wissen, dass auch Euer sonstiges Treiben schon eine ganze Weile unsere Aufmerksamkeit erregt hat.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Antonio gepresst. »Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen!«
    »Ihr, ein getaufter Christ, frönt ganz ungeniert der Unzucht mit einer Ungläubigen und benehmt Euch zudem in vielerlei Belangen, als wäret Ihr selbst ein halber Maure …«
    Die Tür, die zur Gasse führte, sprang auf. Kamal, an dem links und rechts zwei Rotkappen zerrten, drängte schweißnass in die Werkstatt.
    »Lasst ihn laufen!«, schrie er auf Andalusisch. »Mein Freund hat nichts getan. Mir hat man den Hyazinth gestohlen – den Hyazinth, den ich in seinem Auftrag umschleifen sollte.« Sein ausgestreckter Arm wies auf Gaspar. »Dieser Mann hat von Anfang an davon gewusst! Was soll die elende Heuchelei? Antonio ist Goldschmied, ich aber bin noch immer der beste Steinschleifer von ganz Granada! Deshalb hat Gaspar den Stein ja zu mir gebracht.«
    Luceros eisiger Blick wanderte langsam von einem zum anderen.
    »So steckt ihr beide also unter einer Decke«, sagte er kopfschüttelnd, »und habt gemeinschaftlich das Vertrauen von Seňor Ortíz missbraucht …«
    »Gar nichts haben wir!«, schrie nun auch Antonio voller Empörung. »Gaspar wusste von Anfang an, dass nur Kamal den neuen Schliff beherrscht. Er hat uns regelrecht zu diesem Geschäft gedrängt. Vier Doblas hat er uns dafür in Aussicht gestellt, das hat uns schließlich umgestimmt. Die Zeiten sind schlecht, aber wir hätten dennoch niemals …«
    »… den Herrgott dafür

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