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Die Nacht Von Lissabon

Die Nacht Von Lissabon

Titel: Die Nacht Von Lissabon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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die Wirtin vor mir. Sie war puterrot vor Aufregung. ›Mein Gott, wir dachten schon, es wäre Ihnen etwas zugestoßen! Wo waren Sie denn die Nacht über?‹
      Die Frau hatte am Morgen mein unaufgedecktes Bett entdeckt und geglaubt, ich sei ermordet worden. Angeblich triebe sich jemand in der Gegend herum, der schon ein paar Raubüberfälle auf dem Gewissen hatte. Sie habe deshalb die Polizei geholt. Der Polizist kam hinter ihr aus dem Hause. Er glich dem Jäger. ›Ich habe mich verirrt‹, sagte ich, so ruhig ich konnte. ›Und dann war es eine so schöne Nacht! Ich habe zum erstenmal seit meiner Kindheit wieder im Freien geschlafen. Es war herrlich! Ich bedaure, Ihnen Sorge gemacht zu haben. Leider bin ich aus Versehen zu nahe an die Grenze gekommen. Bitte erklären Sie dem Zollbeamten doch, daß ich hier wohne.‹
      Die Wirtin tat es. Der Zollbeamte erklärte sich bereits für befriedigt; aber der Polizist hatte aufgemerkt. ›Woher kommen Sie?‹ fragte er. ›Von der Grenze? Haben Sie Papiere? Wer sind Sie?‹
    Mir fehlte einen Augenblick lang der Atem. Das Geld
    von Helen steckte in meiner Brusttasche; wenn er es entdeckte, geriet ich in Verdacht, daß ich es in die Schweiz schmuggeln wollte, und wäre sofort festgenommen worden. Was dann noch kam, war nicht auszudenken.
    Ich nannte meinen Namen, zeigte aber meinen Paß noch
    nicht vor; Deutsche und Österreicher brauchen in ihrem eigenen Lande keinen. ›Wer beweist uns, daß Sie nicht gerade der Verbrecher sind, den wir suchen?‹ erwiderte der Polizist, der dem Jäger glich.
      Ich lachte. ›Da ist nichts zu lachen‹, erklärte er ärgerlich und begann zusammen mit dem Zöllner, meine Koffer zu durchsuchen.
    Ich tat, als wäre es ein Witz; aber ich wußte nicht genau,
    wie ich das Geld erklären sollte, wenn eine Körperuntersuchung folgen würde. Ich beschloß zu sagen, daß ich mit der Absicht spiele, mich in der Nähe anzukaufen.
      Zu meiner Überraschung fand der Beamte in einem Seitenfach des zweiten Koffers einen Brief, den ich nicht kannte. Es war der Koffer, den ich von Osnabrück mitgenommen und den Helen mit meinen früheren Sachen gepackt und heruntergebracht hatte. Der Polizist öffnete den Brief und begann zu lesen. Ich betrachtete ihn gespannt; ich wußte nicht, was es war, und hoffte nur, daß es irgendein altes, unbedeutendes Schreiben sei.
      Der Beamte grunzte und sah auf. ›Ist Ihr Name Josef Schwarz?‹
      Ich nickte. ›Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?‹ fragte er.
      ›Ich habe es Ihnen ja vorhin gesagt‹, erwiderte ich und versuchte, von rückwärts den gedruckten Briefkopf zu lesen.
      ›Das ist wahr, das hat er gesagt‹, bestätigte der Zollbeamte.
    ›Der Brief betrifft also Sie?‹ fragte der Polizist.
    Ich streckte die Hand aus. Er zögerte einen Moment, dann gab er ihn mir. Ich sah jetzt den gedruckten Kopf. Es war die Adresse der nationalsozialistischen Partei in Osnabrück. Langsam las ich, daß die Amtsstelle Osnabrück bat, dem Parteigenossen Josef Schwarz, der in Erfüllung einer wichtigen geheimen Aufgabe unterwegs sei, jede Unterstützung, die möglich sei, zu gewähren. Unterzeichnet war der Brief: Georg Jürgens, Obersturmbannführer, in Helens Handschrift.
      Ich behielt den Brief in der Hand. ›Stimmt das?‹ fragte der Beamte mit bedeutend mehr Respekt als vorher.
      Ich holte jetzt meinen Paß hervor, hielt ihn hin, zeigte auf den Namen und steckte ihn wieder ein. ›Geheime Staatssache‹, erwiderte ich.
    ›Deshalb?‹
      ›Deshalb‹, sagte ich ernst und steckte auch den Brief ein. ›Ich hoffe, das genügt Ihnen?‹
      ›Selbstverständlich.‹ Der Beamte kniff ein blaßblaues Auge zu. ›Verstehe. Beobachtung der Grenze.‹ Ich hob die Hand. ›Kein Wort darüber, bitte. Es ist geheim. Deshalb konnte ich auch nichts sagen. Sie haben es trotzdem herausgekriegt. Sind Sie Parteigenosse?‹
      ›Klar‹, erklärte der Polizist. Ich sah jetzt erst, daß er rothaarig war, und klopfte ihm auf die schwitzende Schulter. ›Tüchtig! Hier ist etwas für Sie beide auf ein Glas Wein nach all der Mühe.‹«
      Schwarz lächelte mir melancholisch zu. »Es ist manchmal erstaunlich, wie leicht man Leute, deren Beruf Mißtrauen sein sollte, hereinlegen kann. Kennen Sie das auch?«
      »Nicht ohne Papiere«, sagte ich. »Aber mein Kompliment Ihrer Frau! Sie hatte vorausgesehen, daß Sie den Brief brauchen könnten.«
    »Sie muß geglaubt haben, daß ich ihn nicht

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