Die Nacht wird deinen Namen tragen (German Edition)
mit Vittoria versöhnt, und nur am späten Abend, wenn seine Augen glasig geworden waren, sah man ihn manchmal sehnsüchtig zu Mutter oder Tochter hinüberstieren. Während Eleonora Petrelli dem Drängen Giacomettis nachgegeben hatte und sich seitdem gebärdete, als habe allein der Umstand, dass sie mit ihm das Bett teilte, sie in den Adelsstand erhoben, ging Margherita in wechselnder Begleitung im Hotel Principe ein und aus. Scott und Lidia, denen der eifersüchtige Bruder nicht mehr im Weg stand, hatten sich endlich gefunden, Germaine und Arkadij waren nie in Versuchung gekommen. Es war, wie bei jenen Spielen, bei denen man nur einen Stein oder ein Hölzchen ein Stück weiterschieben musste, damit alle anderen in ihre angestammten Positionen einrasteten.
Maximilian und Laura verbrachten die freien Nachmittage in seinem Zimmer, oft auch die Nächte. Dann liebten sie sich, erzählten sich lange Geschichten aus der fernen Zeit, bevor sie ein Paar waren, oder genossen einfach die Kühle der Laken auf ihrer schweißnassen Haut. Und wenn kein Luftzug durch die halb geschlossenen Fensterläden strich, wenn die Luft stand, wie so oft in diesen Tagen, dann fächelten sie sich gegenseitig Kühlung zu oder bliesen sich ins Gesicht, in die tropfenden Achseln, in den schweißgefüllten Bauchnabel, bis sie eine Gänsehaut hatten.
Die Eltern schienen sich mit dieser Verbindung abgefunden zu haben. Nicht, dass ihnen Maximilian von Kampen missfallen hätte, doch sosehr sie den neuen Zeiten gegenüber aufgeschlossen waren, blieb das Dorf eben ein Dorf, und nicht einmal der Teufel konnte verhindern, dass sich die Leute den Mund fusslig redeten. Zuerst hatte es einen fürchterlichen Krach gegeben. Piero hatte Laura ins Gesicht geschlagen, worauf diese wie eine Furie auf ihn losgegangen war, gedroht hatte, ins Wasser zu gehen, ersatzweise sich vom Felsen oberhalb des Steinbruchs zu stürzen, und sie hatte geschrieen, dass jeder im Haus es hatte hören können, sie würden heiraten, jawohl, heiraten, dass sie es nur wüssten! Maria hatte geweint und, als bete sie einen endlosen Rosenkranz, vor sich hin gemurmelt, sie werde schon sehen, wohin das führe. Am nächsten Morgen waren sie mit langen Gesichtern herumgelaufen, doch als Laura am Nachmittag wieder zu Maximilian ging, am Nachmittag und dann am Abend, so selbstverständlich, wie es offensichtlich war, dass sie sich von niemandem Vorschriften machen lassen würde, weder von den Eltern noch vom älteren Bruder, noch vom lieben Gott persönlich, gab der Vater nach. Die Zeiten hätten sich eben geändert, und er sei der letzte, der den Fortschritt aufzuhalten gedenke. Außerdem habe er vollstes Vertrauen zu seinen Töchtern und zu den jungen Deutschen natürlich auch. Nur die Mutter, die ein wenig altmodisch war, schniefte manchmal leise in der Küche.
Während der Sommer unaufhaltsam voranschritt seinem unangefochtenen Höhepunkt entgegen, dem Ferragosto , dem Fest der Heiligen Maria, machte ihr Liebesleben eine bemerkenswerte Wandlung durch. Als seien sie zwei chemische Elemente, die erst zusammen zu einem hochexplosiven Gemisch reagierten, schien eines beim anderen eine dunkle Saite anzuschlagen, eine geheimnisvolle, zweite Natur ans Licht zu bringen, die weder Maximilian noch Laura in sich vermutet hätten.
War das erste Mal noch von der Vorsicht geprägt, mit der sich fast Fremde manchmal begegnen - seiner Angst, ihr wehzutun, ihrer unwissenden Neugier, einer endlosen Zärtlichkeit, bei der es mehr aus Notwendigkeit denn aus Lust zum Geschlechtsverkehr kam, so als bedürfe es des unmissverständlichen Vollzugs, einer sichtbaren Vereinigung, um dem Unsichtbaren Gestalt zu geben –, wurden ihre Liebesspiele bald vielfältiger und heftiger.
Sie liebte es, wenn er sie in die Brustwarzen biss, an ihnen zog, die ganze Brust heftig knetete, während sie ihre Zähne in seinen Handballen grub, bis er vor Schmerz schrie. Sie liebte es, sein Sperma zu trinken, seine Milch, wie sie es nannte, dann schlürfte sie so laut, als sauge sie mit einem Strohhalm die Reste aus einem Glas. Sie rieb sich die Wangen damit ein, die gerötete Brust. So trage ich deinen Geruch bei mir, sagte sie, dann weiß ich, dass du bei mir bist. Er liebte es, wenn sie sich auf sein Gesicht setzte, sich an ihm rieb, bis sie kam. Dann drückte sie ihre Schenkel fest zusammen, und er hörte und sah nichts mehr, roch nur noch ihren schweren Duft, schmeckte die erdige Feuchte ihres Schoßes. Wenn er mit ihr schlief,
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