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Die Nacht wird deinen Namen tragen (German Edition)

Die Nacht wird deinen Namen tragen (German Edition)

Titel: Die Nacht wird deinen Namen tragen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Lalli
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Puccini. Wenn man jemandem die Schuld geben könne, dann dem comandante , aber das sei nur so dahin gesagt. D’Annunzio sei zuerst zu Curtiss ins Flugzeug gestiegen, dann habe er den Wright-Doppeldecker von Mario Calderara genommen und sei geflogen. Allein! Einfach so. Ganz Italien hatte Kopf gestanden. War es dann ein Wunder, wenn ein kleiner Junge glaubte, er könne das auch?
    Dann war es endlich soweit, und ein Raunen fuhr durch die Menge. Eine Barkasse löste sich aus der Bucht hinter der Landungsbrücke und strebte dem offenen Meer zu. Es war das hässlichste seetaugliche Fahrzeug, das man jemals gesehen hatte. Auf einer behelfsmäßigen Plattform im Heck thronte ein unförmiger Lastwagenmotor und drückte das Boot tief ins Wasser. Kreischend wie eine Säge, die sich durch einen harten Stein frisst, sorgte er für Vortrieb und stieß dabei Unmengen schwarzen Rauch aus. Es stank erbärmlich nach Dieselöl, und einige Damen hielten sich ihre parfümierten Taschentücher vor die Nase. Wie ein riesiger schwarzer Käfer kroch das seltsame Gefährt aufs Meer hinaus und schwankte heftig von einer Seite auf die andere, so spiegelglatt das Wasser vom Ufer aus zu sein schien.
    Ohrenbetäubender Lärm brandete auf, als das Boot schneller wurde, sich eine handbreit aus den flachen Wellen hob, als könne es tatsächlich zu einem langen Sprung ansetzen, und je mehr Fahrt es aufnahm, umso ruhiger schien es im Wasser zu liegen. So schoss es parallel zur Küste dahin, eine lange Rauchwolke hinter sich herziehend, so schnell wie noch kein Boot zuvor, da waren sich alle Anwesenden später einig, und es hätte niemanden gewundert, wenn es – Flügel hin, Flügel her – tatsächlich abgehoben hätte, hinaufgestiegen wäre in den wolkenlosen Himmel.
    Doch dann wurde das Tempo gedrosselt, und als es wendete, schaukelte es so gefährlich wie zuvor. Mit der gleichen irrwitzigen Geschwindigkeit ging es zurück am überfüllten Strand entlang, am hölzernen Steg der Verladestation vorbei, und Scott und Matteo standen kerzengerade wie zwei stolze Kapitäne und winkten der Menge, die frenetisch jubelte, als sei das schon die ganze Vorführung gewesen. Die Gäste der Pension liefen zusammen, man klopfte sich auf die Schulter, und Josef nutzte die Gelegenheit, alle Frauen zu umarmen, denen er habhaft werden konnte. Selbst Piero schien die trüben Gedanken an Brescia verscheucht zu haben.
    Als dann das Eigentliche kommen sollte, der Höllenritt über den tosenden Ozean oder wie die weithin verbreiteten Ankündigungen sonst noch gelautet hatten, verblasste der frisch erworbene Ruhm der Pioniere genauso schnell wie er errungen worden war. Die Massen waren wankelmütig, wer hätte das besser gewusst als Matteo, der seit frühester Kindheit dem Genoa, der genuesischen Fußballmannschaft, die Treue hielt, der gerade in diesem Jahr ihren überraschenden Absturz aus dem Olymp der Liga miterlebt hatte und jetzt hilflos mit ansehen musste, wie sein amerikanischer Partner sich abmühte, das Gleichgewicht auf den rot angemalten Brettern zu halten, sei es auch nur für den Bruchteil einer Sekunde, und je häufiger er in seinem über dem Bauch zum reißen gespannten Badeanzug ins Wasser klatschte, desto mehr Pfiffe wurden laut, schadenfrohe Lacher, in die sich Buh-Rufe mischten, ein sich verstärkendes Johlen und Grölen, wie beim letzten Heimspiel, als man gegen Neapel 0:3 verlor.
    Bald war klar, dass ihn die Hölzer nicht tragen konnten, nicht jetzt und nicht in tausend Jahren. Er war zu schwer. Oder die Bretter waren nicht lang oder breit oder dick genug, um ihm den notwendigen Auftrieb zu geben. Kaum stellte er sich drauf, versanken sie in den Fluten wie Steinplatten, und Matteo, der Vollgas gab in der Hoffnung, ihn mitsamt der Skier wieder heraus zu ziehen, schleifte ihn hinter sich her wie eine vollgelaufene Boje.
    Schließlich gab Scott auf. Matteo, der nicht viel leichter war, versuchte es erst gar nicht. Schon begannen die ersten Zuschauer abzuwandern. Doch anstatt wieder den kleinen Hafen hinter dem Anlegesteg anzusteuern, sich schamhaft dorthin zurückzuziehen, wo es hergekommen war,  hielt das Boot geradewegs auf den Strand, auf die Gruppe der betreten dreinschauenden Gefährten zu.
    Die gescheiterten Pioniere hatten jedoch keineswegs die Absicht, sich von den Freunden trösten zu lassen, und als diese ihre wahre Absicht erkannten, war es zu spät. Zu spät, um sich unauffällig davonzuschleichen, zu spät, um sich eine überzeugende

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