Die Nacht wird deinen Namen tragen (German Edition)
liebte er es, ihr die Beine zurückzubiegen, so weit, bis ihr Schoß rund und bereit vor ihm lag. Dann drohte er halb im Scherz, er könne sich nicht mehr beherrschen, gleich würde er kommen, sei vielleicht schon gekommen tief im Innern ihres Bauches. Und ihm letzten Augenblick zog er seinen Penis heraus, legte sein feuchtes, schon zuckendes Glied in ihren halb geöffneten Mund, und es zerplatzte zwischen ihren Lippen unhörbar wie eine überreife Frucht. Manchmal, wenn sie ihn um seine Milch anflehte, verweigerte er sie ihr, dann ließ er sie hinknien, umfasste sie von hinten, zog ihr den Kopf an den Haaren so weit zurück bis die Spalte ihres Gesäßes sich vor ihm öffnete. Dann und nur dann hatte sie einmal leise gesagt: "Tu mir nicht weh, bitte, tu mir nicht weh."
Es war ganz anders, als es mit Anne oder den anderen Frauen gewesen war. Nichts schien einfach oder selbstverständlich, und doch fühlte er sich Laura näher als irgendeinem Menschen vor ihr. Sie war nachgiebiger und fordernder zugleich, sanfter und härter, unterwürfiger und herrischer, als es Anne jemals hätte sein können
Am Abend nach seinem Höllenritt hatte sie plötzlich in seinem Zimmer gestanden. Er hatte auf dem Bett gelegen, müde und seltsam leer. Der Beifall der Fremden war schon lange verklungen, und auch die Ausgelassenheit, mit der ihn die Freunde gefeiert hatten, schien weit entfernt, so wie seine eigene Freude, die nie lange anhielt, die schon bald nach einer gelungenen Prüfung, nach irgendeinem Erfolg, gleichgültig, wie sehr er ihn sich herbeigewünscht hatte, in sich zusammenfiel wie ein Ballon, aus dem die Luft entwich. Er war nicht stolz auf das, was er getan hatte. Es war sinnlos, weil es nichts an seinem Leben änderte.
Aber als Laura dann da war, ihn wieder mit Küssen bedeckte, ihn ansah mit diesem neuen Blick, so als betrachte sie etwas ungeheuer Zerbrechliches, als habe alle Vergänglichkeit dieser Welt in ihm Gestalt angenommen, fühlte er sich besser, heiter fast. Sie wäre trotzdem gekommen, an diesem Abend oder am Abend darauf, das glaubte er zu wissen. Doch das spielte keine Rolle. Sie war jetzt da, nur darauf kam es an.
Wieder machte sie ihm Vorwürfe, er hätte tot sein können oder schwer verletzt, hätte sich überschlagen und ertrinken können. Nicht einmal eine Schwimmweste habe er getragen. Und er wunderte sich, dass ihm die Gefahr erst mit ihren Worten bewusst wurde. Und wieder fragte sie ihn, warum er es getan habe.
Er wisse es nicht, wiederholte er. Dann lachte er: „Vielleicht, weil ich unsterblich bin?“ Verständnislos, wütend fast starrte sie ihn an. Nein, er werde sterben wie jeder andere auch, aber nicht an diesem Tag und nicht morgen, nicht in einem Jahr, noch in zehn. Er werde mit achtzig oder mit hundert sterben, friedlich, so friedlich man überhaupt sterben könne, und an Altersschwäche oder an Herzversagen, an irgendetwas völlig Alltäglichem.
„Woher willst du das so genau wissen?“
Lange dachte er nach. „Lass mich noch einmal vom Krieg erzählen. Noch ein letztes Mal und dann nie wieder.“ Er schloss die Augen. „Manchmal, wenn wir geduckt vorwärts gerannt sind im Sperrfeuer der Mörser und der Maschinengewehre, von einer Deckung zur anderen, von Bombentrichter zu Bombentrichter, immer so schnell, wie wir konnten – das habe ich dir nie erzählt –, manchmal bin ich stehen geblieben. Dann habe ich mich aufgerichtet, ganz ruhig, und habe auf den Tod gewartet, auf die Kugel, die nie gekommen ist, auf die Granate, die immer nur über mich hinweggeflogen ist zu den anderen. Dann habe ich geschrieen und gewinkt, gebrüllt, ob sie blind seien, wo sie das Schießen gelernt hätten.“ Wieder lachte er sein leises trauriges Lachen. „Ich durfte nicht sterben.“ Sie drückte seine Hände. „Meine Urgroßmutter sagte oft, der Preis des Überlebens sei, die anderen sterben zu sehen. Sie wolle nicht alt werden. Und doch ist sie über neunzig geworden. Drei Tage und drei Nächte hat sie mit dem Tod gekämpft, verbissen, bis zum letzten Atemzug.“ Wieder lachte er. „Ich hatte auch eine Scheißangst, habe mir in die Hosen gemacht vor Angst. Glaub nicht, dass ich ein Held bin, obwohl ich mich später sogar freiwillig gemeldet habe. So freiwillig wie heute.“ Sein Kopf lag auf dem Kissen. Er öffnete die Augen und starrte in die Dunkelheit. „Vielleicht habe ich es gemacht, weil es jemand machen musste. Nicht aus Überzeugung und auch nicht aus Pflichtgefühl. Einfach so.
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