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Die Nacht zum Dreizehnten

Die Nacht zum Dreizehnten

Titel: Die Nacht zum Dreizehnten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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kopfschüttelnd Dr. Bruckner an. »Also ist sie doch eine Hochstaplerin oder eine Betrügerin?« Er nahm die beiden leeren Tassen vom Tisch und stellte sie zu den anderen in den Spülstein. »Was sollen wir unternehmen? Festnehmen lassen?«
    Dr. Bruckner legte seinen Arm um den jüngeren Assistenten. »Weder das eine noch das andere! Ich bitte Sie auch, vorläufig darüber zu schweigen. Sie verrichtet ihre Arbeit gut, wir müssen sie nur im Auge behalten. Dann werden wir vielleicht herausfinden, was sich hinter dieser Schwester verbirgt. Sie ist intelligent. Sie hat Ihnen gestern bewiesen, daß sie in der Medizin Bescheid weiß. Und nicht nur in der Medizin, sondern auch in der Chirurgie!«
    »Vielleicht ist sie eine süchtige ehemalige Operationsschwester, die nun versucht, auf diese Weise hier an Stoff zu kommen.« Die beiden Ärzte waren auf den Flur gegangen. Dr. Bruckner nahm seine Pfeife aus der Tasche, stopfte sie und griff nach dem brennenden Streichholz, das ihm Johann Heidmann entgegenhielt.
    Er saugte die Flamme in die Pfeife hinein und blies eine Rauchwolke von sich. »Wenn wir sie jetzt verhaften lassen, werden wir niemals die wahren Motive herausbekommen, die sie bewogen haben, diese Rolle zu spielen. Vielleicht ist sie wirklich süchtig. Aber wir können es verhindern, daß sie an Morphium kommt, wenn wir genügend aufpassen.«
    »Dann sollten wir Schwester Angelika doch lieber Bescheid sagen«, gab Heidmann zu bedenken.
    Bruckner schüttelte den Kopf. »Ich würde es nicht tun. Je mehr davon wissen, desto schneller spricht es sich herum. Das bedeutet aber, daß unsere gute Schwester Ariane es schneller erfährt, als uns lieb ist. Deshalb behalten wir das Geheimnis für uns. Vielleicht ist sie auch eine Journalistin.«
    »Eine Journalistin?« Dr. Heidmann schaute Dr. Bruckner so erstaunt an, daß dieser lachen mußte.
    »Haben Sie noch nie davon gehört, daß sich Journalisten gelegentlich in Kliniken einschleichen, um dann irgendwelche Skandalgeschichten zu verbreiten?«
    »So etwas kommt bei uns doch nicht vor.« Heidmann schüttelte energisch seinen Kopf.
    »Es ist bereits vorgekommen, diese Nacht! Was meinen Sie, was das für eine Schlagzeile gibt: ›Verantwortlicher Oberarzt nicht erreichbar. Journalistin muß in der Nacht zum Dreizehnten lebensnotwendigen Eingriff durchführen.‹ Ich glaube, die Zeitung, die so etwas bringt, kann ihre Auflage verdoppeln. Skandalgeschichten werden immer gelesen. Sie können ein Leben lang Gutes tun – niemand spricht darüber! Aber Sie brauchen nur einmal etwas zu versieben, schon sind Sie unten durch!«
    »Sie meinen wirklich, daß wir morgen vielleicht schon in der Zeitung stehen können?«
    »Sie als Held, der einen abwesenden Oberarzt vertritt. Vielleicht lauert irgendwo schon ein Fotograf, der uns aufnimmt …«
    »Es wäre jedenfalls ganz lustig. Mein Bild war noch nie in der Zeitung.«
    »Berufen wir es nicht. Wir werden uns dieser Dame ganz besonders annehmen. Vielleicht läßt sich dann das Geheimnis ihrer Anwesenheit klären.«
    VIII
    Der Patient strich sich immer wieder mit der Hand über das Gesicht. Er fühlte die Veränderung, spürte das Knistern, das bei jeder Berührung der Haut mit dem Finger auftrat. Zwar konnte er seinen Mund schon etwas besser bewegen als noch vor einer Stunde. Aber trotzdem hatte er das Gefühl, daß ihm jemand Paraffin unter die Haut gespritzt hatte, so daß jede Gesichtsbewegung gegen einen zähen Widerstand durchgeführt werden mußte.
    Er hatte nicht ganz verstanden, was an seinem Bett geredet worden war. Er versuchte, die Worte zu wiederholen und sich ins Gedächtnis zurückzurufen, was man gesagt hatte, aber es gelang ihm nicht.
    Auf dem Flur ertönten Schritte und blieben vor seiner Tut stehen. Er atmete auf. Jetzt hoffte er, verständlich reden zu können und den Ärzten, die zu ihm kamen, reinen Wein einzuschenken. Man hatte ihn für seinen Chauffeur und Pferdepfleger gehalten. Es war ihm bisher unmöglich gewesen, den Irrtum aufzuklären. Jetzt wollte er es tun. Er mußte den Ärzten sagen, daß er Dietmar Bursoni war. Er fieberte dem Augenblick entgegen, in dem er seine wahre Identität offenbaren konnte …
    Die Klinke bewegte sich nach unten, aber dann ließ sie derjenige, der draußen stand, wieder los. Die Schritte entfernten sich. Man kam nicht zu ihm! Er mußte noch Geduld haben …
    Er überlegte, ob er klingeln sollte, aber zunächst mußte er feststellen, wie er eigentlich aussah. Er war kein

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