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Die Nacht zum Dreizehnten

Die Nacht zum Dreizehnten

Titel: Die Nacht zum Dreizehnten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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erlaubt.«
    »Selbstverständlich!« Ariane schaute sich um. »Ich nehme an, daß Sie keinen Bademantel bei sich haben.«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Ich werde Ihnen einen holen. Sie können doch nicht einfach im Klinikhemd hier herumlaufen.«
    »Ich kann es schon. Ich wage nur nicht, es vor Ihren Augen zu tun.«
    »Ich bin gleich wieder da.« Ariane verschwand. Er schaute ihr nach. Sie war wirklich eine sehr hübsche Frau! Bursoni hatte das Gefühl, daß die Nadel, die sie ihm in die Brust gestochen hatte, wirklich sein Herz verwundete …
    Ariane Quenstadt ging ins Dienstzimmer: »Haben wir einen klinikeigenen Morgen- oder Bademantel?«
    Schwester Angelika nickte. »Dort im Schrank hängt einer.«
    Ariane öffnete die Tür, holte den weißen Bademantel heraus, der dort hing, und brachte ihn ins Krankenzimmer.
    »Blütenweiß!« Dietmar Bursoni stieg aus dem Bett, legte sich den Mantel über und trat vor den Spiegel. Erschrocken wollte ihn Ariane zurückhalten, aber er winkte ab.
    »Ich habe mich schon einmal gesehen. Ich weiß, daß ich furchtbar aussehe. Haben Sie keine Angst vor mir?«
    »Nein, Sie sind nicht der erste Mann, den ich in diesem Zustand sehe. Außerdem haben Sie schöne Augen und Ihr …« Sie erschrak und errötete. »Ich meine...« Sie stotterte vor Verlegenheit.
    Dietmar ging auf sie zu, nahm ihren Arm und versuchte zu lächeln. »Sie aber auch!«
    Ariane wollte ihn erschrocken zurückweisen, da sah sie, daß er plötzlich blaß wurde. Schweißtropfen traten auf seine Stirn.
    Erschrocken nahm sie ihn beim Arm und führte ihn zum Bett zurück. »Legen Sie sich hin. Sie dürfen sich beim ersten Aufstehen nicht überanstrengen!«
    Gehorsam legte er sich. »Mir wurde einen Augenblick lang schwindlig …«
    »Das ist natürlich. Kurz nach einem schweren Unfall und einer nicht ganz einfachen Operation ist der Kreislauf noch nicht in Ordnung. Stehen Sie bitte nie allein auf! Sonst kann es passieren, daß Sie ohnmächtig werden und sich beim Fallen Verletzungen zuziehen.«
    Dietmar Bursoni schüttelte den Kopf. »Das möchte ich wirklich nicht. Besonders jetzt nicht, nachdem ich Sie kennengelernt habe.«
    IX
    Professor Robert Bergmann und Frau Yvonne bummelten durch die Canebière, die Hauptstraße von Marseille. Sie kamen am alten Hafen an, Bergmann deutete auf den Berg zur Linken. »Da oben ist die Bonne Mère«, erklärte er. »Die gute Mutter; eine Kirche, die die Schiffer auf dem Meer schon von weitem sehen.«
    Sie waren dicht an den Hafen herangetreten. In kleinen Booten waren die Fischer bis dicht an die Hafenstraße herangefahren, hielten Fische in den Händen, lobten ihren Fang und versuchten, die Vorübergehenden zum Kauf zu überreden.
    »Vor dem Krieg gab es da drüben –«, Robert Bergmann zeigte auf die andere Seite des Hafenbassins, »den Pont Transbordeur, eine fahrbare Brücke, eine Schwebefähre, wenn man so will. Und dort –«, er zeigte nach rechts, »waren die Elendsquartiere. Die sind alle gesprengt worden. Drüben liegt das Fort, in dem die Soldaten der Fremdenlegion untergebracht sind. Marseille ist doch der große Auslaufhafen für die Soldaten. Da geht einer!«
    Er deutete auf einen Uniformierten, der um seine Mütze eine weiße Binde trug. »Hier beginnen so manche Träume vom großen Abenteuer, um dann später, irgendwo in einem fremden Land, jäh zu enden!«
    Er hakte seine Frau unter und ging mit ihr um den Hafen herum. Man glaubte, den Geruch von Fisch wahrzunehmen und ein wenig von der weiten Welt zu spüren, die hier gewissermaßen ihren Anfang nahm.
    Bergmann blieb unvermittelt stehen. Er deutete auf eine Plakatwand. »Schau dir das an!«
    Yvonne sah auf das Plakat, das einen sehr gut aussehenden Mann darstellte. Die Schrift verkündete einen Chansonabend mit Dietmar Bursoni.
    »Schade, der Abend findet erst in vierzehn Tagen statt. Ich habe ihn nie live gesehen. Ich kenne ihn nur vom Fernsehen und vom Radio. Es wäre doch wirklich nett, wenn wir ihn mal im Original hören würden.«
    »So lange wollen wir ja nicht in Marseille bleiben. Du hattest doch die Absicht, noch ein wenig an der Côte d'Azur entlangzufahren, um deine Begegnung mit dem Gestern zu vervollständigen.«
    »Vielleicht sollten wir auf der Rückkehr noch einmal vorbeikommen. Wir können uns das Datum vorsichtshalber notieren.«
    Yvonne lachte.
    Sie hatten das andere Ende des Hafenbeckens erreicht. Robert Bergmann deutete auf ein Café, wo man die Tische auf der Straße aufgestellt hatte.

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