Die Nachtmahr Wunschträume
Zombiemenschen traten ein und schnieften in der Dunkelheit, wie im schlimmsten Horrorfilm. So als nähmen sie Witterung auf. Allein das Geräusch reichte, um ungefilterte Panik durch meine Adern rinnen zu lassen. Ich wollte nur noch weg. Fliehen. Egal wie und wohin.
Nur Klaus Hand auf meiner Schulter war es zu verdanken, dass ich verharrte. Sanft aber beharrlich zog er mich weiter.
»Gibt es eine zweite Tür?«, flüsterte er und offenbarte, dass er im Dunkeln doch schlechter sah, als ich. Ich nickte. Obwohl ich die Augen nicht von den schlafwandelnden Menschen, die sich für Zombies hielten, abwenden konnte. Wir konnten keine Menschen töten. Nicht einmal verletzten. Nicht einmal, wenn sie sich für Zombies hielten und sich vermutlich auch so benehmen würden.
Klaus’ Finger gruben sich schmerzhaft in meinen Arm und der Schmerz riss mich aus meiner Lethargie und ließ mich ihm folgen. Allein sein Blick ließ mich wissen, dass er mich heil aus dieser Situation bringen würde. Und ich vertraute ihm. Mit jeder Faser meines Seins. Und das, obwohl ich bislang noch nie vor einem Traum Rettung benötigt hatte. Aber es fühlte sich a) verdammt gut an und b) war ich auch noch nie mit Zombies konfrontiert worden.
Obwohl mein Körper zitterte wie Espenlaub, führte ich Klaus im Zick-Zack durch die schlafwandelnde Meute bis zum zweiten Ausgang. Durch sie verschwunden, bevor uns ein Zombie bemerken konnte, verbarrikadierte ich die Tür. Besser dieses Mal.
Als ich mich im Halbdunkel – es gab hier zwei kleine, sehr schmutzige Fenster, die ein wenig Licht spendete – zu meiner lebenden Rückendeckung umdrehte, war ich von Klaus’ tadelndem Gesichtsausdruck nicht wirklich überrascht. Langsam glitt sein Blick über mein Outfit und entdeckte auch die zwei Dolche, die griffbereit und nur halb getarnt in meinen Hosentaschen steckten. Ebenso die beiden, die als Haarbandersatz fungierten und dekorativ meine Haare zu einem Dutt zusammenhielten – und im Notfall zum Einsatz kommen konnten. Einzig bei dem Messer, das ich David abgenommen hatte, und das an meinem Stiefel angebracht war, stutzte er kurz. Lange genug, dass ich mir wünschte, meine Hose wäre nicht weit genug hochgerutscht, um Waffe Nummer fünf zu offenbaren.
»Sieht nach Lara Croft aus – oder nach Overkill«, meinte Klaus und kurz schien es, als wolle er noch etwas mehr sagen. Vielleicht zu dem Stiefelmesser. Doch er schwieg, so dass ich mich genötigt fühlte, die Stille zu füllen: »Jemand weiß, dass ich fünfmal die Woche jogge und schwimme, Gürtel in vier verschiedenen Kampfsportarten habe und derjenige zwingt mich trotzdem zum Schwertkampf ... Entweder ist er noch paranoider als ich, oder weiß mehr.«
»Touchè!«, kommentierte Klaus trocken, machte aber keine weiteren Anstalten mehr, mich nach Hause und in die vermeintliche Sicherheit zu schicken. Vielleicht war er auch nur zu der Überzeugung gelangt, dass ich an seiner Seite am sichersten war. Oder er vor mir?!
Er deutete mir mit einer Geste, weiterzugehen und meine Seite im Auge zu behalten. Was ich auch tat. Sehr gründlich. Der Raum wurde rasch schmaler und führte – jetzt konnte man es deutlicher sehen – bis zum anderen Ende des Gebäudes.
Kurz bevor wir ein offenes Rolltor erreichten, hörten wir das Geräusch und blieben beide stehen. Das Geräusch wiederholte sich – und noch einmal. Monoton. Sofort musste ich wieder an weitere weißäuige Monster denken, an schlafwandelnde Menschen, konnte aber keinen Rückzieher machen, da Klaus weiterging. Angespannt, aber dicht an seiner Seite bog ich um die Ecke.
Unter uns erstreckte sich ein weiterer Werkstattraum, mit vier offenen Einfahrten und einigen Oldtimer. Ein großer Teil der Geräusche – der wirklich laute – kam von draußen, aber ein Teil stammte von Peter, der an einem der Fahrzeuge ein Rad wechselte. Ganz offensichtlich war er allein, alle anderen Türen – außer die nach Außen führenden – verschlossen. Es war fast zu leicht. Wieder.
Doch Klaus deutete mir zu, auf der Empore weiterzugehen und die linke Treppe zu nehmen. Ohne abzuwarten, ob ich verstand, nahm er die Rechte. Leise setzte ich mich in Bewegung und passte meine Bewegungen und meine Geschwindigkeit Klaus an.
Aber als wir auf halbem Weg nach unten waren, sah Peter auf. Und mich direkt an. Kurz meinte ich, Weiß in seinen Augen zu sehen. Dann Erschrecken. Wie unter einem inneren Zwang ließ er das Werkzeug fallen und stand benommen auf. Wieder schien sich etwas
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