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Die Nachtmahr Wunschträume

Die Nachtmahr Wunschträume

Titel: Die Nachtmahr Wunschträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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genug. Mayer verzog nicht einmal die Lippen.
    »Ich denke für den Anfang reicht es, wenn wir nicht nur Autofahren üben, sondern auch Motorradfahren in Betracht ziehen.«
    »Motorradfahren?«
    »Vielseitiges Können ist stets von Vorteil.«
    »Echt, Motorradfahren?« Ich jubelte beinahe. Klaus und Meg hatten es mir streng verboten. Obwohl ich selbst das Geld für diesen zweiten Führerschein gespart hatte. Spontan beschloss ich Mayer doch in meine Liste der coolen Leute aufzunehmen. Damit hatte ich dort schon drei Namen stehen: Daria, Rebecka und Mayer.

    Als ich endlich auf dem Parkplatz vor der Schule ankam, empfing mich ein vorwurfsvoller David. Und wenn ich sagte vorwurfsvoll, meinte ich vorwurfsvoll. Niemand konnte das so gut wie mein Stiefbruder. Mit seinen blonden Locken und den blauen Augen wirkte er wie ein gut aussehender Engel, dem eine Laus über die Leber gelaufen war.
    »Wieso hat das so lange gedauert?«
    »Fahrstunde«, meinte ich.
    »Ah! Deine Verspätung hat also nichts mit Elijah und Jonah zu tun, mit denen du dich eben noch in einer Ecke rumgedrückt hast?«
    »Ich habe mich mit niemandem rumgedrückt!« Hatte ich wirklich nicht. Ich hatte mit den beiden meine Flucht geplant. Nur für den Fall der Fälle, dass David ernst machte – dann hatte ich wenigstens einen Plan B und konnte bei den beiden Nachtmahren wohnen und mich vor den Tagmahren verstecken – bis mir eine bessere Lösung für den Rest meines Lebens einfiel. Würde ich meinem Stiefbruder natürlich niemals verraten.
    David presste seine Lippen zu einer schmalen Linie zusammen und starrte stur geradeaus als er losfuhr. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hätte er sowohl den einen als auch den anderen wahren Grund meiner Verspätung aktuell nur zu gerne überfahren.
    »Sie wollten nur wissen, warum Klaus in der Schule war«, erklärte ich deswegen. War doch eine plausible Ausrede.
    »Und?«
    »Woher sollte ich die Antwort kennen?«
    Dass beide der Meinung waren, mein Stiefvater hätte einen Verdacht und wäre dem neuen König der Nachtmahre / der neuen Königin der Nachtmahre auf der Spur, behielt ich lieber für mich. Das Verhältnis zwischen David und mir war ohnehin schon schwierig genug, kein Grund, noch zusätzlich Öl ins Feuer zu gießen.
    Er warf mir einen prüfenden Blick zu. »Weil du mit ihm hergefahren bist.«
    »Wir mussten nur etwas klären.«
    »Was?«
    »Ist privat«, behauptete ich lässig. Davids Inquisitionsmodus war nicht halb so gut, wie der seines Vaters und brachte mich deswegen auch nur halb so sehr aus der Fassung.
    »Ich will, dass du nicht mehr mit Jonah und Elijah sprichst. Nicht ohne mich.«
    »Schön für dich.«
    Dieses Mal war der Blick tödlich.
    »Ich meine das ernst, Liz.«
    Ich zuckte mit den Schultern. Sollte er doch.
    »Wir haben noch elf Tage.«
    »Wir?« Jetzt war ich diejenige mit dem finsteren Blick. Schließlich war genau das der Grund, warum ich überhaupt noch mit den beiden sprach. »Es gibt kein
Wir
mehr. Dafür hast du gesorgt.« In einem schlechten Buch wäre das hier der Moment, wo mich mein eifersüchtiger Ex um Entschuldigung betteln und ich annehmen würde. Leider war das hier das wahre Leben.
    »Weil ich es nicht ertragen konnte!« Wieder waren Davids Lippen zusammengepresst, was ihm einen wütenden, verkniffenen Ausdruck verlieh. Als sei er im Recht und ich Schuld an allem. Daran, dass unsere Zeit begrenzt gewesen ist und es immer noch war und er mich an seinem Geburtstag und der darauf folgenden Inthronisierung an Elijah und Jonah verlieren würde. Zumindest, wenn ich schnell genug war, um meinem Tod zu entkommen.
    (Ich nahm an, dass David im Grunde seines Herzens wusste, dass ich mich nicht einfach so mir nichts dir nichts töten lassen würde und Elijah und Jonah meine Fluchthelfer sein würden. Auch wenn es keiner von uns beiden je laut ausgesprochen hatte.)
    Dass er nach dem Jahr ja auch ganz einfach nix hätte sagen können, darauf war Mr. Super nicht einmal gekommen. Ein Umstand, der mir genauso das Herz brach, wie die Tatsache, dass er zu schwach gewesen war, um dieses geschenkte Jahr zu ertragen. Für mich war es ein Genießen gewesen. Für ihn offensichtlich nur eine Qual. Solange es eben gedauert hatte.
    Auf einmal war mein Mund trocken und ich bekam kaum noch Luft. Es waren wirklich nur noch elf Tage. Elf Tage Zeit zu leben, Zeit ich zu sein.
    »Was wirst du tun?«, fragte ich, wie jeden Tag seit seiner Rettung. Noch hatte er nicht gesagt, dass er mich

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