Die Nachtmahr Wunschträume
entgegensehen und sein Blick mich einladen einfach einzutreten. Etwas, was ich wirklich vermisste. Aber eher würde ich mir die Zunge abbeißen, als das zuzugeben.
Kopfschüttelnd betrat ich mein Reich. Es fühlte sich immer noch fremd an. Trotz aller Versuche, mich heimisch einzurichten und dem Raum »meinen Touch« aufzuzwingen, fühlte ich mich nicht zu hundert Prozent wohl.
Denn trotz aller Modernisierungsversuche gelangen einige Dinge absolut nicht. Zum Beispiel das Bett zu meinem Bett zu machen. Egal welche Matratze ich kaufte, nach spätestens einer Woche war sie wieder so weich wie die davor. So fluffig und nachgiebig, dass man in ihr versinken konnte. Auch die Kissen, die ich in regelmäßigen Abständen aussortierte, schienen ein Eigenleben zu haben und immer wieder zurückzukehren (oder sie vermehrten sich heimlich, ein Gedanke, den ich noch unheimlicher fand). So kam es, dass ich das riesengroße Monster auch dieses Mal anstarrte und überlegte, wie ich es loswerden konnte. Es fraß kleine Kinder und irgendwo in den Untiefen des Ungetüms war die verschwundene 9te Legion des römischen Reiches zu finden. Und
nein
... ich übertrieb keineswegs. Als Nachtmahr hatte man eben eine blühende Fantasie. Außerdem mochte ich die Dunkelheit, die immerfort unter dem massigen Möbel lauerte kein bisschen. Zwar gab es dort keine Boogeyman oder andere Ungeheuer mehr – dafür hatte meine schlechte Laune als Königin eben dieser angesprochenen Unwesen im Laufe der letzten Zeit gesorgt – aber allein die Möglichkeit reichte, um mir an den meisten Tagen eine Heidenangst zu machen. Herrgott noch mal! Ich war nicht halb so tough, wie alle Welt immer meinte. Mein Sauberkeitswahn und der Putzfimmel waren schon fast pathologisch, ich hatte einen Helferkomplex, war Paranoid und fühlte mich weder wie ein Teenie noch wie ein Erwachsener. Letzteres war schon schlimm genug, aber zu allem Überfluss fühlte ich mich noch wie ... als ... als sei ich ich. Ein wandelndes Desaster.
Mit Schwung warf ich mich auf das matratzige Wohnaccessoire, sank kurz ein und tauchte wieder auf, nur um in eine halbwegs bequeme Position zu schwimmen. Immerhin waren die Kissen Dank meines vorletzten Geburtstagsgeschenks von Klaus inzwischen nicht mehr rosarot sondern schwarz-rot, was eine kleine Verbesserung war. Das letzte Geschenk von ihm – ein postalisch verschickter Gutschein – hatte es mir an meinem siebzehnten Geburtstag erlaubt, einen großen Teil der Möbel ebenfalls meinem Geschmack anzupassen. Hatte bei dem Nacht- und dem Schreibtisch perfekt funktioniert. Den Kleiderschrank hatte ich mit Hilfe meiner besten Freundin Daria, in schwarz-rotem Gothicstil aufgepeppt ... Nur die Sache mit der Matratze ... die entzog sich meiner Macht.
Leider genau wie die Hausaufgaben.
Ich griff nach dem Rucksack, den ich vor dem Bett hatte fallen lassen und purzelte beinahe kopfüber aus der Flauschzone, als das Telefon direkt neben mir losschrillte, als hätte es nur auf mein Näherkommen gewartet.
Sekundenlang starrte ich das renitente Ding an, doch der veraltete Hörer vibrierte weiter auf der Gabel. Dass ich das ganze Teil inzwischen rot lackiert hatte, konnte leider an dem penetranten Ton nichts ändern. Und ganz offensichtlich dachte Klaus gar nicht daran an den Apparat unten zu gehen. Eine weitere Arbeit, die an mir hängen blieb.
»Bei
de Temples
«, meldete ich mich so freundlich ich konnte.
»Herrgott, Liz! Du heißt auch
de Temples
.«
»Hallo, Daria. Es ist wie immer eine Freude dich am Telefon zu haben. Gut gelaunt und charmant«, soufflierte ich hilfsbereit. Beste Freundinnen waren doch dazu da, um einen aufzumuntern, oder?
»Wir haben ein Problem!«
»Wenn jemand wie du sagt, es gibt ein Problem, denke ich an den nächsten Weltkrieg ... außerdem finde ich das
wir
an dieser Stelle merkwürdig ... ich liege nämlich im Bett und kann kein Problem finden ...«
»Jessica ist kurz nach der Fahrstunde vollkommen abgedreht.«
»Sie ist nicht abgedreht, das ist ihr Charakter.«
»Ich meine damit, dass sie die ganze Zeit etwas von wegen Heirat gefaselt hat, von der Ehe für Hetero- und Bisexuelle, und Brautsprüche auswendig ausgesagt hat – und beinahe jede Bibelstelle, die etwas mit Liebe und Ehe zu tun hat.«
»Seltsam, aber ich habe schon seltsameres gesehen und gehört.«
»So etwas wie schlafende und nicht mehr erwachende Mädchen?«
»Okaaaay«, meinte ich deutlich interessierter, aber immer noch nicht überzeugt. Wenn es nach
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