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Die Nachtmahr Wunschträume

Die Nachtmahr Wunschträume

Titel: Die Nachtmahr Wunschträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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denunzieren würde. Noch war meine Zukunft offen. Denn noch hatte er bislang immer geschwiegen.
    Leider bekam ich dieses Mal eine Antwort. »Das Richtige.«
    Sein Blick war immer noch nach vorne gerichtet, doch die Knöchel seiner Hand waren weiß, so fest umklammerte er das Lenkrad. Großartig! Besser ich fing schon mal an zu packen.

Kapitel 3
    Die Tür zum traumhaften Albtraumhaus der
de Temples
öffnete sich wie immer gespenstisch leise. Trotzdem huschte Tiger, die dicke, graue Katze von David genervt aus dem Flur und in die Küche. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, mich ebenfalls wie immer nach oben zu schleichen und eine Begegnung mit dem Rest der Familie bis zum Abendessen hinauszuzögern. Schließlich hatte David den Rest der Fahrt über geschwiegen und mich nur zu Hause aus dem Auto geschmissen, um gleich wieder abzudüsen. Es gab also keinen »Zeugen« für den Zeitpunkt meiner Rückkehr, ergo konnte es auch keine Standpauke für das Abtauchen geben.
    Dann fiel mir ein, dass Klaus und ich das Kriegsbeil begraben hatten – und ich zum ersten Mal aus der Wir-schicken-sie-wieder-nach-Saint-Blocks-Gefahrenzone war. Ich konnte mir also ein Brot schmieren, ohne mir um meine aktuelle Zukunft Sorgen machen zu müssen. Ein ganz ungewohntes Gefühl!
    Beschwingt bog ich vom Flur in die Küche ab, hinter der unerträglichen Katze her und stellte fest, dass ich mir oben genannten Gedankengang ruhig hätte sparen können. Der große Zettel auf dem Tisch verkündete:
Hallo, bin auf der Arbeit, komme um 21 Uhr wieder. Meg
    Kurz knapp, präzise und unmissverständlich. Aber bei welcher Arbeit, verdammt noch mal? Ich drehte den Zettel mehrfach in der Hand, konnte aber keinen Hinweis auf dieses neue Mysterium finden, nicht einmal einen versteckten. Auch die restliche Küche bot keinen Hinweis. Es war einfach nur die Küche, in der Meg seit Jahren vor sich herpfuschte. Vermutlich in der Hoffnung, einmal eine begnadete Köchin zu werden.
Der
Job fiel dann wohl schon mal aus.
    Das Gefühl, etwas Wichtiges übersehen zu haben, steigerte sich noch, als ich den Kühlschrank öffnete. Leere gähnte mich an. Naja fast. Es gab eine halbe Packung Käse und ein Stück abgelaufener Butter. Ansonsten nada, nichts. Dasselbe Bild fand ich in der Brotbox und im Vorratsschrank vor.
    »Grundgütiger!« Hatte sie vor der Arbeit radikal aufgeräumt und entsorgt, oder war sie wirklich so eine schlechte Hausfrau?
    Immerhin fand ich in der Gemüsekiste noch einige große Kartoffeln. Zusammen mit dem Käse und der Butter – sie war zwar abgelaufen, aber noch nicht ranzig – konnte man daraus etwas zaubern, für das man auf jedem Weihnachtsmarkt viel Geld loswerden konnte: Eine Backkartoffel mit geriebenem Käse.
    Besser als nichts.
    Aber erst einmal musste ich dafür den Backofen säubern. Wie konnte ein Haushaltsgerät, das so gut wie nie benutzt wurde, so aussehen? Selbiges galt für die Kochtöpfe und den Kühlschrank. Wenn hinter der Leere eine Aufräumaktion steckte, hatte Meg nach der Hälfte aufgegeben und den wichtigsten Schritt vergessen.
    Ich fluchte immer noch leise vor mich hin, als Klaus nach Hause kam. Ohne groß auf seine Ankunft zu reagieren, nutzte ich den Restschaum auf dem Lappen, um dem Obstfach in der untersten Kühlschranketage den letzten Wisch zu geben.
    »Was machst du da?«
    »Wonach sieht es aus?« Ich befreite mich aus dem doppelseitigen, kalten Ungeheuer und deutete auf die saubere Kühl-, Gefrierkombination. Ohne eine Antwort abzuwarten ergänzte ich: »Es gibt Kartoffeln mit Käse. Mehr ist nicht da.«
    »Großartig!«, behauptete Klaus. »Wenn du es gemacht hast, kann man es wenigstens essen.«
    Bevor mir etwas Schlaues – oder auch Dummes – einfiel, war er im Wohnzimmer verschwunden und hatte die Tür hinter sich verschlossen. Erst dann fiel mir auf, dass auch Megs’ Zettel fort war.
    Ich seufzte leise. Anscheinend hatte sich doch weniger in meinem Leben verändert, als ich gehofft hatte. Noch immer gab es genug Geheimnisse und Ungereimtheiten für Sherlock Liz. Leider fühlte ich mich kein bisschen nach Detektivarbeit; ich wollte einfach nur ein normales Leben.
    Deswegen widerstand ich der Versuchung zu klopfen und Klaus auszuhorchen. Stattdessen ging ich nach oben in mein Zimmer. Die Kartoffeln konnten auch ohne mich kochen.
    Am Treppenabsatz der ersten Etage angekommen verharrte ich. Wenn ich die Augen schloss, war es ein leichtes, mir vorzustellen, die Tür zu Davids Zimmer würde offen sein, er mir

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