Die Nachtmahr Wunschträume
ich mich wie der Depp der Nation. Immerhin einer mit Holzschwert. Harhar…
Leider änderte sich auch nach dem fünften … nennen wir es der Höflichkeit halber einmal Kampf … nichts an diesem Gefühl. Im Gegenteil. So langsam kam ich mir wie ein Nerd vor, nur dass das aktuelle Rollenspiel gar keines war. Außerdem fing meine Rückenmuskulatur an weh zu tun und irgendetwas sagte mir, dass es hier dieses Mal zu lange dauern würde, um noch mit einem warmen Salzwasserbad gerichtet werden zu können. Immerhin: Alle waren vermummt und blieben es auch. So hatte sich wenigstens meine Angst vor einem späteren erkannt-werden durch alle anwesenden Jung-Tagmahre erledigt.
Das war immerhin ein kleines Trostpflaster in meiner Pause, die ich vollständig vermummt verbrachte und meine Cola durch einen Strohhalm trank. Dabei lachte mich eines der belegten Brötchen vom aufgebauten Helfer-Tisch wirklich quer durch die Halle hinweg an. Beinahe konnte ich das »iss mich« sogar hören.
»Verdammt!« Ich wandte mich ab und konzentrierte mich darauf Dehnübungen zu machen, die mich und meine Muskeln in meiner kurzen Kampfpause warm halten würden. Aber es half alles nichts. Ich hatte Hunger. Großen.
Mit einem Blick auf die Uhr verfluchte ich Klaus stumm. Das letzte Mal hatte ich um zwei Uhr nachts gegessen, seitdem war ich joggen gewesen und hatte nun seit einer Stunde einen Holzschwertkampf am Hals. Dreizehn Stunden. Rein rechnerisch war ich also am Verhungern.
Ich sah noch einmal auf die Uhr und kalkulierte die verbliebene Zeit neu. Dann sprintete ich los, in Richtung der Spinde. Dort befreite ich meine Geldbörse, nahm einen Dollar heraus und … verharrte mitten in der Bewegung.
Es war hinter mir! Noch bevor ich es sehen oder mit meinen menschlichen Sinnen wahrnehmen konnte, spürte ich es. Finsternis. Eine Dunkelheit, die so abgrundtief war, dass sie schon vor der Schöpfung existiert hatte und die jede Furcht enthielt, vor der je ein Lebewesen Angst gehabt hatte.
Bewusst ignorierte ich die Eiseskälte in meinem Inneren und die Gänsehaut, die sich auf meinem ganzen Körper ausbreitete und drehte mich um.
Nichts. Hinter mir war gar nichts.
Dann bog David mit Jessica um die Ecke. Beide gut gelaunt und vollkommen unvermummt. Shit!
Die Kälte in meinem Inneren wurde intensiver, forderte all mein Denken, all meine Sinne.
»Halt dich raus!« Das leise Flüstern schien direkt aus meiner Seele zu kommen. Doch obwohl selbst mein kleines Teufelchen zitterte, schaffte es ein leises »Bestimmt nicht!«, von sich zu geben, bevor ich lossprintete. Dieses Mal in die andere Richtung, auf David und Jessica zu.
»Du hast uns nichts zu sagen. Nicht ohne das Herrschaftsinsignium.« Dieses Mal kam das Flüstern aus einem der vielen Schatten des Ganges – oder aus allen.
»Die Uhr, die Uhr«, fluchte ich leise. Immer ging es um diese verdammt Uhr. Mein Großvater – König aller Nachtmahre – hatte sie mir als Zeichen meiner Herrschaft vermacht. Leider hatte ich, um sein Erbe und den doofen Thron nicht annehmen zu müssen, das tickende Ungeheuer ins Feuer geworfen. Um präzise zu sein in das Feuer, das David, Klaus und der Rest der ach so guten Tagmahr-Bagage gelegt hatte, um Jonah – die vermeintliche Ursache für die schlafenden Mädchen – zu verbrennen. Merke: Feuer tut keiner Uhr gut, nicht einmal einer Magischen.
»Ich bin auch ohne Uhr die Enkelin und direkte Thronerbin!« Trotz meiner Geschwindigkeit gelang es mir nicht zu schreien, sondern »nur« halblaut zu argumentieren.
Wieder begann mein Rücken zu kribbeln und meine Nackenhaare richteten sich auf. In dem Moment, in dem Jessica aufschrie und versuchte, den vollkommen überraschten David zur Seite zu ziehen, warf ich mich ebenfalls zur Seite, direkt vor die beiden.
Die Qual war überwältigend. Allerdings begriff ich noch im Fallen, dass sie nichts mit einem normalen Angriff von Nachtmahren oder einem wie auch immer gearteten Schatten der Kategorie 3 zu tun hatte. Dafür war der Schmerz zu präzise, zu sehr an einen Ort gebunden. Wie eine Klinge im Fleisch.
Dann schlug ich auf. Im letzten Moment meinen Sturz abfangend, konnte ich sehen, wie David und Jessica hinter mir Schutz suchten, hörte, wie Schritte aus der Halle näher kamen. Viele Schritte.
»Wenn du die Nachtmahre der Kategorie 2 auf deiner Seite hast, kannst du noch mal kommen – falls du es dann noch kannst.« Mit dieser höhnischen Drohung verschwanden Eiseskälte, Angst und Schatten und die Welt
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