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Die Nachtmahr Wunschträume

Die Nachtmahr Wunschträume

Titel: Die Nachtmahr Wunschträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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nehmen. Wen noch?
    Ich starrte immer noch in die Flüssigkeit, als Klaus den Raum schon längst wieder verlassen hatte. Irgendwann, nachdem seine letzten Worte, die Einladung zum gemeinsamen Filmschauen, in meinem Verstand angekommen war, schaffte ich es, den ersten Schluck zu trinken.
    Lindenblüte. Schmeckte überraschend gut. Und auch die Bedeutung gefiel mir.
Schlaf gut und denk an mich
. Bei dem Gedanken daran schwappte die zweite Ladung Tee, die ich mir selbst eingeschüttet hatte, über. Weil ich an Davids Blick denken musste, der reinen Abscheu enthalten hatte und an Klaus’ nette Geste. Beschützende Geste. Es gefiel mir und sorgte dafür, dass ich mich sicher und geborgen fühlte. Etwas, was ich lange Zeit vermisst hatte. Aber ich wusste, ich machte mir etwas vor. Es war doch absolut widersinnig, sich ausgerechnet durch den gefährlichsten Mann der Welt (zumindest für mich) so zu fühlen.
    Natürlich konnte ich trotz dieser Logik nicht widerstehen. Es dauerte zwar geschlagene dreißig Minuten, aber dann befand ich mich auf dem Weg nach unten ins Wohnzimmer, um gemeinsam mit Mister-Superkrieger-gegen-die-bösen-Träume einen Film zu sehen.
    »Du kannst also wirklich nicht schlafen?«, erkundigte sich Klaus besorgt, als ich nach einem kurzen Klopfen und einem ebenso kurzen »Herein« die Tür öffnete. Beim Eintreten in das Wohnzimmer spürte ich einen Schlag, wie einen kleinen, aber intensiven Elektroschock. Vermutlich eine Art Sicherheitsvorkehrung gegen Mahre jedweder Art. Das war neu – aber sehr sinnvoll
    »Ich
will
nicht schlafen. Ist ein Unterschied.« Ich setzte mich auf die freie, kleinere Couch.
    »Angst vor Albträumen?«
    »Auch!« Ich schwieg einen Moment lang und nahm dann einen der zweit Popcornbehälter auf, um Klaus nicht ansehen zu müssen. »Manchmal aber auch vor den guten Träumen.«
    Er nickte, obwohl er unmöglich verstehen konnte.
    »Außerdem fand ich auch die Idee, von Wurfsternen, Angreifern in Schwarz und ähnlichem träumen zu können nicht wirklich … spannend.«
    »Aber mich findest du spannend?« Er griff nach der Fernbedienung, grinste dabei aber so unverschämt, dass ich ein Kissen nach ihm warf.
    »
Fishing for compliments
ist äußerst unhöflich, vor allem, wenn es von Leuten mit viel zu vielen Haaren kommt«, behauptete ich, obwohl ich es eindeutig liebte, ihn zum Lachen zu bringen. »Außerdem wurde ich mit
Grand Torino
geködert.«
    Tatsächlich lachte Klaus leise, hatte aber die Güte mit der Verbalschlacht aufzuhören, das Licht zu dimmen und den Film zu starten. Ich lehnte mich zurück. Und zuckte gleich darauf zusammen. Verdammt! War gar nicht so einfach zu liegen, mit einer verletzten Schulter. Ich probierte einige Positionen durch, bis ich aufgab, in irgendeiner Form vernünftig aussehen zu wollen und mich einfach entspannt auf der Couch zusammenrollte. Dann ließ ich mich vom Film ablenken. Clint Eastwood at his best. Sympathisch, ehrlich und trotzdem Durchsetzungsstark. Ich lienste durch meine Haare hindurch in Richtung der Person, die mich am meisten an Eastwood erinnerte. Er sah mich an und amüsierte sich, weil ich mich amüsierte. Wahrscheinlich schon seit einer ganzen Weile. Und zum ersten Mal kam mir der Gedanke, dass es ganz schön ätzend langweilig sein musste, ein Leben als Superkrieger gegen die bösen Träume zu führen.
    Mit diesem Gedanken schlief ich ein.

    Ich schlief schlecht. Das war bei mir kein Wunder, aber dass ich es von Anfang an wusste schon. Also, dass ich mich in einem Traum befand. Ich war in demselben Gang mit David und Jessica, in dem mich der Wurfstern erwischt hatte. Allerdings gehörte der Gang in meinem Traum zu meiner Schule. Klaus lag auf dem Boden, ein Messer in der Brust. Die Menge an Blut ließ keine andere Deutung übrig, als dass ich ihn abermals getötet hatte. Ich sah hoch, doch David und Jessica schlurften nur stumpfsinnig auf mich zu, ohne mir Vorwürfe zu machen. Ihre Augen waren glasig und so wie es aussah, würden sie außer stupiden Zombielauten nie wieder etwas von sich geben. Grundgütiger!
    Ich wich langsam zurück. Zombieträume fand ich immer schrecklich. Ob mit oder ohne Bedeutung. Natürlich folgten mir die beiden und natürlich kamen hinter ihnen beim Pausenklingeln auch alle anderen Schüler aus den Klassenzimmern. Allesamt Zombies. Obwohl ihre Geräusche eher an Schnarchen erinnerten und ihre ausgestreckten Arme an eine Parodie auf Schlafwandler, drehte ich mich um und floh. Direkt in die vibrierende

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