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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Times berichtet, dass Borograwien
    Mouldawien überfal en hat«, sagte er.
    »Sollten wir uns darüber freuen? Kann mich nicht daran erinnern, wo
    das ist.«
    »Beide Länder gehörten früher zum Dunklen Reich, Herr. Direkt
    neben Überwald.«
    »Auf welcher Seite stehen wir?«
    »Die Times meint, wir sol ten das kleine Mouldawien gegen den
    Aggressor unterstützen, Herr.«
    »Mir gefällt Borograwien bereits«, sagte Mumm. In der vergangenen
    Woche hatte die Times eine wenig schmeichelhafte Karikatur von ihm gebracht, und was noch schlimmer war: Sybil hatte um das Original
    gebeten und es rahmen lassen. »Was bedeutet das für uns?«
    »Vermutlich mehr Flüchtlinge, Herr.«
    »Bei den Göttern, wir haben keinen Platz mehr! Warum kommen sie
    al e hierher?«
    »Sie suchen nach einem besseren Leben, Herr.«
    »Nach einem besseren Leben?«, wiederholte Mumm. »Hier?«
    »Ich glaube, in ihrer Heimat stehen die Dinge schlechter, Herr«, sagte
    Karotte.
    »Um was für Flüchtlinge handelt es sich?«
    »Größtenteils um Menschen, Herr.«
    »Soll das heißen, dass die meisten von ihnen Menschen sind, oder ist
    jedes einzelne Individuum größtenteils menschlich?«, erkundigte sich
    Mumm. Wenn man eine Weile in Ankh-Morpork gelebt hatte, lernte
    man, die richtigen Fragen zu stellen.
    »Äh, abgesehen von den Menschen scheint es in der betreffenden
    Region nur eine andere nennenswerte Spezies zu geben, die so
    genannten Kwetsch, Herr. Sie leben im tiefen Wald und sind von Kopf
    bis Fuß behaart.«
    »Tatsächlich? Nun, vermutlich finden wir mehr über sie heraus, wenn
    man uns bittet, einen von ihnen in die Wache aufzunehmen«, sagte
    Mumm bitter. »Und sonst?«
    »Eine Nachricht, die zu Hoffnung Anlass gibt, Herr«, sagte Karotte
    und lächelte. »Erinnerst du dich an die Jugendbande, die sich
    ›Steinklopfer‹ nennt?«
    »Was ist damit?«
    »Sie hat gerade ihren ersten Troll aufgenommen.«
    »Wie bitte? Ich dachte, die Burschen hätten es sich zum Ziel gesetzt,
    Trolle zu verprügeln! Das ist doch der Sinn der ganzen Sache!«
    »Offenbar findet der junge Kalzit ebenfalls Gefallen daran, Trolle zu
    verdreschen.«
    »Und das ist gut?«
    »Ich schätze, in gewisser Weise ist es ein Schritt nach vorn, Herr.«
    »Vereint im Hass, meinst du?«
    »Ich denke schon, Herr«, sagte Karotte. Er blätterte vor und zurück.
    »Was habe ich sonst noch? O ja, das Patrouillenboot ist erneut
    gesunken…«
    Was habe ich falsch gemacht?, dachte Mumm, als die Litanei
    weiterging. Früher einmal bin ich Polizist gewesen. Ein richtiger
    Polizist. Ich habe Verbrecher verfolgt. Ich war ein Jäger. Ich war das,
    was ich am besten konnte. Allein das Gefühl der Straße unter den
    Stiefelsohlen verriet mir, wo in der Stadt ich mich befand. Und was ist
    aus mir geworden? Ein Herzog! Kommandeur der Wache! Ein
    Politiker! Ich muss wissen, wer Tausende von Meilen entfernt gegen
    wen kämpft, nur für den Fal , dass es deshalb hier bei uns Unruhen
    gibt!
    Wann bin ich zum letzten Mal auf Streife gegangen? Letzte Woche?
    Vor einem Monat? Und es ist nie eine richtige Streife, weil die
    Feldwebel allen mitteilen, dass ich unterwegs bin, und jeder verdammte
    Obergefreite hat seinen Brustharnisch auf Hochglanz poliert und sich
    rasiert, wenn ich eintreffe, selbst wenn ich durch die Seitenstraßen
    schleiche (und zumindest dieser Gedanke machte ihn ein wenig stolz,
    denn es bedeutete, dass die Feldwebel der Wache nicht dumm waren).
    Ich stehe nicht mehr die ganze Nacht im Regen. Ich kämpfe nicht mehr
    mit irgendeinem Halunken im Rinnstein um mein Leben. Ich laufe
    nicht mehr, sondern schlendere nur. Al das hat man mir genommen.
    Und wofür?
    Bequemlichkeit, Einfluss, Geld, eine wundervolle Ehefrau…
    …äh…
    Nun, das war eine gute Sache, natürlich, aber… trotzdem…
    Verdammt. Aber ich bin kein Polizist mehr. Heute bin ich ein… ein
    Verwalter. Ich muss mit dem verfluchten Komitee reden, als bestünde
    es aus Kindern. Ich besuche Empfänge und trage eine verdammte
    Spielzeugrüstung. Es ist alles Politik und Papierkram. Es ist alles zu groß.
    Wo sind die Tage geblieben, an denen al es so einfach war?
    Dahingewelkt wie der Flieder, dachte Mumm. Sie betraten den Palast
    und gingen die Treppe hinauf zum Rechteckigen Büro.
    Der Patrizier von Ankh-Morpork stand am Fenster und sah nach
    draußen, als sie eintraten. Sonst hielt sich niemand im Zimmer auf.
    »Ah, Mumm«, sagte er, ohne sich umzudrehen. »Ich habe damit
    gerechnet, dass du dich

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