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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Warnschuss abgeben«, sagte Mumm. »Wenn er Carcer
    mit dem Ding trifft, finden wir nicht einmal seine Leiche.« Und es
    gefiele mir sehr, seine Leiche zu finden, dachte er.
    »Ja, Herr.« Grinsi zog zwei weiße Signalarme hinter dem Gürtel
    hervor, wandte sich dem Kunstturm zu und winkte eine kurze
    Nachricht. Der ferne Knuddel schickte eine Antwort.
    »D…T…R…T…S Stop W…R…N…S…H…S…S«, murmelte
    Grinsi, als sie den Rest der Mitteilung winkte.
    Wieder kam eine kurze Bestätigung zurück. Dann stieg eine rote
    Rakete vom Turm auf und explodierte, was al e aufmerksam werden
    ließ. Mumm beobachtete, wie die Mitteilung weitergegeben wurde.
    Überal bei den Universitätsgebäuden gingen Wächter in Deckung. Sie
    wussten, was Detritus’ Armbrust anrichten konnte.
    Der Trol brauchte einige Sekunden, um die Buchstabenkombination
    zu verstehen. Dann ertönte in der Ferne ein dumpfes Pochen, gefolgt
    von einem Geräusch, das nach dem Summen höllischer Bienen klang,
    und dann krachte es. Dachziegel und Mauerwerk barsten.
    Trümmerstücke regneten auf den Hiergibt’sal es-Platz hinab. Ein
    ganzer Schornstein, komplett mit einer kräuselnden Rauchfahne, knal te
    nur wenige Meter neben Mumm auf die Straße.
    Das Prasseln von Mörtel- und Holzstücken schloss sich an, gefolgt
    von einem sanften Schauer aus Taubenfedern.
    Mumm schüttelte den Staub von seinem Helm. »Ja, ich schätze, jetzt
    ist er gewarnt«, sagte er.
    Ein halber Wetterhahn landete neben dem Schornstein.
    Grinsi blies einige Federn von ihrem Fernrohr und richtete es auf den
    Kunstturm. »Knuddel teilt mit, dass er sich jetzt nicht mehr bewegt,
    Herr«, berichtete sie.
    »Tatsächlich? Was für eine Überraschung.« Mumm rückte seinen
    Gürtel zurecht. »Und jetzt kannst du mir deine Armbrust geben. Ich
    gehe nach oben.«
    »Herr, du hast gesagt, dass niemand versuchen sol , ihn zu verhaften!
    Deshalb habe ich dir die Nachricht geschickt!«
    »Stimmt. Ich werde ihn verhaften. Jetzt. Während er seine Körperteile zählt, um sich zu vergewissern, dass er noch al es beisammen hat. Gib
    Detritus Bescheid, denn ich möchte nicht als hundertsechzig Pfund
    Appetithäppchen enden. Und klapp den Mund ruhig wieder zu! Bis wir
    uns weitere Waffen, Rüstungen und Verstärkung besorgt haben, ist der
    Bursche irgendwo untergetaucht.«
    Bei den letzten Worten lief er bereits.
    Mumm erreichte eine Tür und sprang hindurch. In der Neuen Aula
    wohnten Studenten, aber es war erst halb elf, die meisten von ihnen
    lagen noch im Bett. Einige Gesichter spähten in den Flur, als Mumm
    zur Treppe eilte und seinen Weg nach oben fortsetzte, langsamer und
    seiner Zukunft weniger sicher. Im obersten Stock zögerte er. Er war
    schon einmal hier gewesen… Ja, dort stand eine Tür einen Spaltbreit
    offen, gewährte Blick auf Mopp und Eimer, was darauf hindeutete, dass
    es sich um das Zimmer des Hausmeisters handelte.
    Und ganz hinten führte eine Leiter aufs Dach.
    Mumm spannte vorsichtig die Armbrust.
    Carcer verfügte also ebenfal s über eine Armbrust der Wache. Es
    waren gute, klassische Ein-Schuss-Model e, doch es dauerte eine Weile,
    sie erneut zu laden. Wenn Carcer auf Mumm schoss, ohne zu treffen,
    so hatte er damit eine Chance vertan. Eine zweite würde er kaum
    bekommen.
    Mumm kletterte die Leiter hoch, und das Lied fiel ihm wieder ein.
    »Sie fliegen mit den Füßen nach oben, mit den Füßen, mit den Füßen …«, hauchte er.
    Er verharrte dicht unter dem Rand der offenen Dachklappe. Carcer
    fiel bestimmt nicht auf den alten Helm-am-Stock-Trick herein, nicht
    mit nur einem Schuss. Es blieb Mumm also nichts anderes übrig, als ein
    Risiko einzugehen.
    Er hob den Kopf, drehte ihn schnel und duckte sich wieder, um eine
    Sekunde später durch die Öffnung zu hechten. Er rol te sich ab, kam
    halb hoch und stel te fest: Er lebte noch. Es war niemand in der Nähe.
    Neben ihm neigte sich ein Giebeldach nach oben. Mumm schlich los,
    duckte sich neben einen Schornstein, in dem Holzsplitter steckten, und
    blickte zum Turm.
    Der Himmel darüber war blauschwarz. Unwetter gewannen viel
    Persönlichkeit, wenn sie über die weite Ebene zogen, und dieses wirkte
    wie ein Champion. Doch hel es Sonnenlicht fiel auf den Kunstturm,
    und ganz oben flackerten die kleinen Punkte von Knuddels
    verzweifelten Signalen.
    O…O…O
    Wächter in Schwierigkeiten. Einem Bruder droht Gefahr.
    Mumm wandte sich um. Niemand näherte sich ihm. Vorsichtig schob
    er sich um den Schornstein herum,

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