Die Nachtwächter
verspätest. Unter den besonderen Umständen
hielt ich es für besser, die Mitglieder des Komitees fortzuschicken. Sie
bedauerten es ebenso wie ich, von Starkimarms Tod zu hören.
Zweifellos hast du den offiziellen Brief geschrieben.«
Mumm warf Karotte einen fragenden Blick zu. Der Hauptmann rol te
mit den Augen, hob und senkte die Schultern. Vetinari fand Dinge sehr
schnel heraus.
»Ja, das stimmt«, bestätigte Mumm.
»Und noch dazu an einem so schönen Tag wie heute«, sagte Vetinari.
»Al erdings ist ein Gewitter hierher unterwegs, wie ich sehe.« Er drehte
sich um. Eine Fliederblüte zierte seine Jacke.
»Geht es Lady Sybil gut?«, fragte er und setzte sich.
»Das weißt du vermutlich besser als ich«, erwiderte Mumm.
»Gewisse Dinge brauchen Zeit«, sagte Vetinari glatt und rückte die
Papiere auf seinem Schreibtisch zurecht. »Mal sehen, mal sehen… Es
gab da noch einige kleine Angelegenheiten, um die ich mich kümmern
wollte… Ah, der übliche Brief von unseren religiösen Freunden im
Tempel der Geringen Götter.« Er zog ihn aus dem Stapel und legte ihn
beiseite. »Ich glaube, ich werde den neuen Dekan zum Tee einladen und
ihm die Angelegenheit erklären. Nun, abgesehen davon… Ah, ja, die
politische Situation in… Ja?«
Die Tür öffnete sich. Drumknott, der Sekretär des Patriziers, kam
herein.
»Eine Nachricht für Seine Gnaden«, sagte er, reichte sie aber Lord
Vetinari. Der Patrizier schob sie sehr höflich über den Schreibtisch, und
Mumm entfaltete den Zettel.
»Eine Semaphor-Nachricht!«, entfuhr es ihm. »Wir haben Carcer in
der Neuen Aula in die Enge getrieben! Ich muss sofort dorthin!«
»Wie aufregend«, sagte Lord Vetinari und stand ruckartig auf. »Der
Ruf zur Jagd. Aber ist es notwendig, dass du dich persönlich darum
kümmerst, Euer Gnaden?«
Mumm bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick. »Ja«,
erwiderte er. »Denn wenn ich mich nicht auf den Weg mache, wird
irgendein armer Kerl versuchen, den Mistkerl zu verhaften. Das lernen die Wächter in der Ausbildung.« Er wandte sich an Karotte. »Gib die
Meldung sofort weiter, Hauptmann! Winksprüche über die
Nachrichtentürme, Tauben, Kuriere, al es. Jeder sol diesem Ruf folgen.
Aber niemand – ich wiederhole: niemand – sol versuchen, ihn ohne die Hilfe vieler anderer Wächter gefangen zu nehmen! Verstanden? Und
Knuddel Winzig soll losfliegen! Oh, verdammt…«
»Was ist, Herr?«, fragte Karotte.
»Die Nachricht stammt von Kleinpo. Sie hat die Mitteilung direkt
hierher geschickt. Was macht sie dort draußen? Sie gehört zur
forensischen Abteilung, nicht zu den Streifen! Meine Güte, sie wird
versuchen, sich an die Vorschriften zu halten!«
»Sollte sie das nicht?«, fragte Vetinari.
»Nein. Carcer braucht einen Pfeil ins Bein, nur um seine
Aufmerksamkeit zu wecken. Man muss zuerst schießen…«
»Und später Fragen stellen?«, vermutete Vetinari.
Mumm zögerte kurz an der Tür. »Es gibt nichts, das ich ihn fragen
möchte.«
Auf dem Hiergibt’salles-Platz musste Mumm seinen Schritt
verlangsamen, um wieder zu Atem zu kommen, und darüber ärgerte er
sich sehr. Vor einigen Jahren wäre er gerade erst richtig in Schwung
gekommen! Doch das über die Ebene heranziehende Gewitter trieb die
Hitze vor sich her, und es geziemte sich nicht für den Kommandeur,
keuchend am Ort des Geschehens einzutreffen. Als er hinter einer
Marktbude innehielt und nach Luft schnappte, musste er feststellen,
dass er nicht einmal genug Atem für einen längeren Satz hatte.
Zu seiner großen Erleichterung wartete eine völlig unverletzte Grinsi
Kleinpo an der Universitätsmauer auf ihn. Sie salutierte. »Zur Stel e,
Herr«, sagte sie.
»Mm«, erwiderte Mumm.
»Ich habe zwei Trolle bei der Verkehrskontrolle bemerkt und sie zur
Wasserbrücke geschickt, Herr«, sagte Korporal Kleinpo. »Dann
erschien Feldwebel Detritus, und ich habe ihn aufgefordert… ihn
gebeten, das Universitätsgelände durchs Haupttor zu betreten und einen hohen Ort aufzusuchen. Als Feldwebel Colon und Nobby eintrafen,
habe ich sie zur Größenbrücke gesandt…«
»Warum?«, fragte Mumm.
»Weil ich bezweifle, dass er sich in diese Richtung wenden wird«,
erwiderte Grinsi, wobei ihr Gesicht ein sorgfältiges Bild der Unschuld
zeigte. Mumm musste sich darauf konzentrieren, mit dem Nicken
aufzuhören. »Es kamen immer mehr Wächter, und ich habe sie
aufgefordert, den ganzen Bereich zu umstel en. Wie dem auch sei:
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