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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Beobachter. Havelock wäre ihm gern begegnet oder
    hätte sein Grab besucht, das sich allerdings irgendwo in einem Tiger
    befand – ein Ort, den der Lord, zu seinem zufriedenen Erstaunen, erst
    bemerkt hatte, als es bereits zu spät war.
    Vetinari hatte ihm eine private Ehre erwiesen. Er hatte die
    Gravierplatten von Einige Bemerkungen über die Kunst der Unsichtbarkeit gesucht, gefunden und eingeschmolzen.
    Es war ihm auch gelungen, die anderen vier Exemplare des Buches zu
    finden, brachte es aber nicht fertig, sie zu verbrennen.
    Stattdessen hatte er sie in den Buchdeckeln von Anekdoten berühmter
    Buchhalter, Band 3 zusammengebunden. Lord Grimmelich Greville-Pipus hätte das bestimmt zu schätzen gewusst.
    Vetinari lag bequem auf dem Blei des Daches, geduldig wie eine
    Katze, und beobachtete das Palastgelände.

    Mumm lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Tisch im Wachhaus
    und zuckte gelegentlich zusammen.
    » Bitte halt still«, sagte Doktor Rasen. »Ich bin fast fertig. Du lachst vermutlich, wenn ich dir sage, dass du es ruhig angehen sollst.«
    »Ha. Ha. Au!«
    »Es ist nur eine Fleischwunde, aber du sol test dich trotzdem
    schonen.«
    »Ha. Ha.«
    »Eine arbeitsreiche Nacht erwartet dich. Und wahrscheinlich auch
    mich.«
    »Hier bei uns sollte alles in Ordnung sein, wenn wir Barrikaden bis
    zur Leichten Straße haben«, sagte Mumm und vernahm
    aufschlussreiches Schweigen.
    Er setzte sich auf und sah Rasen an. »Wir haben doch Barrikaden bis zur Leichten Straße, oder?«, fragte er.
    »Das Letzte, das ich hörte, deutet darauf hin, ja«, sagte der Doktor.
    »Das Letzte, das du gehört hast?«
    »Nein, eigentlich stimmt das nicht ganz«, sagte Rasen. »Es wird
    al es… größer, John. Das Letzte, das ich hörte, war: ›Warum an der
    Leichten Straße aufhören?‹«
    »Du meine Güte…«
    »Ja, das dachte ich auch.«
    Mumm zog die Hose an, schnal te den Gürtel um und hinkte auf die
    Straße in einen Streit.
    Rosie Palm, Sandra, Reg Schuh und ein halbes Dutzend andere saßen
    an einem Tisch mitten auf der Straße. Als Mumm in den Abend trat,
    hörte er eine klagende Stimme: »Man kann nicht für ›Liebe zum
    vernünftigen Preis‹ kämpfen.«
    »Man kann, wenn du mich und die anderen Mädchen an Bord haben
    willst«, sagte Rosie. »›Frei‹ ist ein Wort, das wir in diesem
    Zusammenhang nicht hören wol en.«
    »Na schön«, erwiderte Reg und notierte etwas auf einem Klemmbrett.
    »Gegen Wahrheit, Gerechtigkeit und Freiheit gibt es aber nichts
    einzuwenden, oder?«
    »Und bessere Abwasserkanäle.« Das war die Stimme von Frau Rudolf.
    »Und man sol te etwas gegen die Ratten unternehmen.«
    »Ich glaube, wir widmen unsere Aufmerksamkeit besser wichtigeren
    Dingen, Genossin Frau Rudolf«, sagte Reg.
    »Ich bin keine Genossin, Herr Schuh, und auch Herr Rudolf ist kein
    Genosse«, erklärte Frau Rudolf. »Wir bleiben immer unter uns, nicht
    wahr, Rudi?«
    »Ich habe eine Frage«, sagte jemand in der Zuschauermenge. »Ich bin
    Harry Biegsam und habe ein Schuhgeschäft im Neuen
    Flickschusterweg…«
    Reg ließ sich gern von Frau Rudolf ablenken. An ihrem ersten Tag
    sol ten es Revolutionäre nicht mit jemandem wie Frau Rudolf zu tun
    bekommen.
    »Ja, Genosse Biegsam?«, fragte er.
    »Und wir sind auch keine Burschuadingsbums«, ergänzte Frau Rudolf,
    die nicht so leicht locker ließ.
    »Äh, Bourgeoisie«, sagte Reg. »Unser Manifest bezieht sich auf die
    Bourgeoisie. Bur-schua-sie.«
    »Bourgeoisie, Bourgeoisie«, murmelte Frau Rudolf und drehte das
    Wort auf der Zunge hin und her. »Klingt gar nicht mal schlecht. Was,
    äh, macht die Bourgeoisie?«
    »Und Punkt sieben auf dieser Liste…«, fuhr Herr Biegsam fort.
    »Du meinst die ›Erklärung des Volkes am Ruhmvollen
    Vierundzwanzigsten Mai‹«, sagte Reg.
    »Ja, meinetwegen… Hier steht, dass wir die Produktionsmittel unter
    unsere Kontrolle bringen, so in der Art. Deshalb möchte ich gern
    wissen: Was bedeutet das für meinen Laden? Ich meine, dort gibt es nur
    Platz für mich, meinen Lehrling Garbut und vielleicht noch einen
    Kunden.«
    Mumm lächelte im Dunkeln. Reg sah nie, was sich anbahnte. »Also,
    nach der Revolution geht al es in das Eigentum des Volkes über… äh…
    das heißt, der Laden gehört auch al en anderen.«
    Genosse Biegsam wirkte verwirrt. »Und ich bin nach wie vor
    derjenige, der die Schuhe herstel t?«
    »Natürlich. Aber alles gehört dem Volk.«
    »Und… wer bezahlt dann für die Schuhe?«, fragte Herr Biegsam.
    »Jeder

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