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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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deutete dies an. Aber er erwies sich als
    Straßenfechter, der ohne besondere Finesse kämpfte und keine
    speziellen Stöße kannte, es jedoch verstand, die Klinge sehr schnell zu
    führen und dorthin zu stechen, wo niemand gestochen werden wol te.
    Feuer knisterte in einer Ecke der Decke. Hitze strahlte durch die
    schweren Dielen. Von einigen Säcken stieg weißer Rauch auf, sammelte
    sich unter der Decke zu einer größer werdenden Wolke.
    Mumm schlich um den Stuhl herum und behielt Schwung dabei im
    Auge.
    »Ich glaube, du machst einen großen Fehler«, sagte Schwung. Mumm
    konzentrierte sich darauf, die Klinge zu meiden. »Harte Zeiten
    erfordern harte Maßnahmen. Das weiß jeder Anführer…«, sagte
    Schwung.
    Mumm duckte sich, ging weiter im Kreis und hielt das Messer bereit.
    »Die Geschichte braucht Schlachter ebenso wie Schafhirten,
    Oberfeldwebel.«
    Schwung stieß zu, aber Mumm hatte ihm in die Augen gesehen und
    neigte den Oberkörper rechtzeitig zur Seite. Der Mann bat nicht um
    Gnade. Vermutlich wusste er nicht einmal, wie man das machte. Aber
    er sah Mumms Gesicht, das überhaupt kein Gefühl zeigte.
    »In Zeiten des nationalen Notstands können wir keine Rücksicht
    nehmen auf die so genannten Rechte der…«
    Mumm sprang zur Seite und lief durch den von Dunstschleiern
    erfüllten Korridor zum Büro. Schwung folgte ihm. Seine Klinge traf
    Mumm am Bein, und er fiel auf den Schreibtisch des Sekretärs.
    Schwung huschte zur anderen Seite, holte mit seiner Waffe aus…
    Mumms Hand fuhr mit dem stählernen Lineal nach oben. Die flache
    Seite klatschte gegen die Klinge und schlug sie dem Hauptmann aus der
    Hand.
    Wie in einem Traum richtete Mumm sich auf und folgte dabei der
    Kurve seines Hiebs.
    Schick es in die Dunkelheit, bis du es brauchst…
    Er drehte das Lineal, als er den Arm herumschwang, und es sirrte
    durch die Luft, mit der Kante voran, ließ zerfaserten Rauch zurück. Die
    Spitze traf Schwung am Hals.
    Hinter Mumm brodelte weißer Rauch aus dem Korridor. Im
    Hauptraum stürzte die Decke ein.
    Er blieb stehen und starrte Schwung weiter mit ausdrucksloser Miene
    an. Der Mann hatte beide Hände an die Kehle gehoben, und Blut quol
    zwischen seinen Fingern hervor. Er schwankte, schnappte vergeblich
    nach Luft und fiel.
    Mumm warf das Lineal auf ihn und hinkte fort.
    Draußen erklang das Donnern sich bewegender Barrikaden.

    Schwung öffnete die Augen. Die Welt um ihn herum war grau,
    abgesehen von der ganz in Schwarz gekleideten Gestalt, die direkt vor
    ihm stand.
    Wie immer versuchte er, mehr von einer neuen Person zu erfahren,
    indem er die besonderen Merkmale des Gesichts betrachtete.
    »Äh, deine Augen sind… äh… deine Nase ist… dein Kinn…« Er gab
    auf.
    JA, sagte Tod. BEI MIR IST ES NICHT LEICHT. HIER ENTLANG, HERR
    SCHWUNG.

    Lord Winder war beeindruckend paranoid, fand Vetinari. Er hatte sogar
    einen Wächter auf dem Dach der Whiskybrennerei postiert, von dem
    aus man das Palastgelände sehen konnte. Genauer gesagt: nicht nur
    einen, sondern zwei.
    Einer war ganz deutlich zu sehen, wenn man über die Brüstung
    kletterte. Der andere lauerte im Schatten der Schornsteine.
    Der verstorbene Ehrenwerte Johann Blutgut hatte nur den ersten
    bemerkt.
    Vetinari beobachtete leidenschaftslos, wie der junge Mann
    weggebracht wurde. Es war Teil des Jobs als Assassine, getötet zu
    werden, al erdings der letzte Teil. Man konnte sich nicht beklagen. Und
    es bedeutete, dass jetzt nur noch ein Wächter auf dem Dach blieb.
    Wächter Nummer zwei trug Blutgut, der seinem Namen al e Ehre
    gemacht hatte, nach unten.
    Blutgut hatte schwarze Kleidung getragen. Assassinen trugen immer
    Schwarz. Schwarz war cool, außerdem entsprach es den Vorschriften.
    Aber nur in einem dunklen Kel er um Mitternacht war Schwarz eine
    vernünftige Farbe. Woanders zog Vetinari Dunkelgrün oder
    Grauschattierungen vor. Mit der richtigen Farbe und der richtigen
    Haltung verschwand man. Die Augen der Leute halfen einem beim
    Verschwinden. Sie entfernten einen aus dem Blickfeld, ordneten einen
    dem Hintergrund zu.
    Natürlich drohte der Ausschluss aus der Gilde, wenn man mit solcher
    Kleidung erwischt wurde. Vetinari hielt das für weniger schlimm als den
    Ausschluss aus der Welt der aufrecht Gehenden und Atmenden. Er war
    lieber nicht cool als kalt.
    Der Wächter stand einen Meter entfernt und zündete sich
    unbekümmert eine Zigarette an.
    Welch ein Genie war Lord Grimmelich Greville-Pipus doch gewesen,
    welch ein guter

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