Die Nachtwächter
deutete dies an. Aber er erwies sich als
Straßenfechter, der ohne besondere Finesse kämpfte und keine
speziellen Stöße kannte, es jedoch verstand, die Klinge sehr schnell zu
führen und dorthin zu stechen, wo niemand gestochen werden wol te.
Feuer knisterte in einer Ecke der Decke. Hitze strahlte durch die
schweren Dielen. Von einigen Säcken stieg weißer Rauch auf, sammelte
sich unter der Decke zu einer größer werdenden Wolke.
Mumm schlich um den Stuhl herum und behielt Schwung dabei im
Auge.
»Ich glaube, du machst einen großen Fehler«, sagte Schwung. Mumm
konzentrierte sich darauf, die Klinge zu meiden. »Harte Zeiten
erfordern harte Maßnahmen. Das weiß jeder Anführer…«, sagte
Schwung.
Mumm duckte sich, ging weiter im Kreis und hielt das Messer bereit.
»Die Geschichte braucht Schlachter ebenso wie Schafhirten,
Oberfeldwebel.«
Schwung stieß zu, aber Mumm hatte ihm in die Augen gesehen und
neigte den Oberkörper rechtzeitig zur Seite. Der Mann bat nicht um
Gnade. Vermutlich wusste er nicht einmal, wie man das machte. Aber
er sah Mumms Gesicht, das überhaupt kein Gefühl zeigte.
»In Zeiten des nationalen Notstands können wir keine Rücksicht
nehmen auf die so genannten Rechte der…«
Mumm sprang zur Seite und lief durch den von Dunstschleiern
erfüllten Korridor zum Büro. Schwung folgte ihm. Seine Klinge traf
Mumm am Bein, und er fiel auf den Schreibtisch des Sekretärs.
Schwung huschte zur anderen Seite, holte mit seiner Waffe aus…
Mumms Hand fuhr mit dem stählernen Lineal nach oben. Die flache
Seite klatschte gegen die Klinge und schlug sie dem Hauptmann aus der
Hand.
Wie in einem Traum richtete Mumm sich auf und folgte dabei der
Kurve seines Hiebs.
Schick es in die Dunkelheit, bis du es brauchst…
Er drehte das Lineal, als er den Arm herumschwang, und es sirrte
durch die Luft, mit der Kante voran, ließ zerfaserten Rauch zurück. Die
Spitze traf Schwung am Hals.
Hinter Mumm brodelte weißer Rauch aus dem Korridor. Im
Hauptraum stürzte die Decke ein.
Er blieb stehen und starrte Schwung weiter mit ausdrucksloser Miene
an. Der Mann hatte beide Hände an die Kehle gehoben, und Blut quol
zwischen seinen Fingern hervor. Er schwankte, schnappte vergeblich
nach Luft und fiel.
Mumm warf das Lineal auf ihn und hinkte fort.
Draußen erklang das Donnern sich bewegender Barrikaden.
Schwung öffnete die Augen. Die Welt um ihn herum war grau,
abgesehen von der ganz in Schwarz gekleideten Gestalt, die direkt vor
ihm stand.
Wie immer versuchte er, mehr von einer neuen Person zu erfahren,
indem er die besonderen Merkmale des Gesichts betrachtete.
»Äh, deine Augen sind… äh… deine Nase ist… dein Kinn…« Er gab
auf.
JA, sagte Tod. BEI MIR IST ES NICHT LEICHT. HIER ENTLANG, HERR
SCHWUNG.
Lord Winder war beeindruckend paranoid, fand Vetinari. Er hatte sogar
einen Wächter auf dem Dach der Whiskybrennerei postiert, von dem
aus man das Palastgelände sehen konnte. Genauer gesagt: nicht nur
einen, sondern zwei.
Einer war ganz deutlich zu sehen, wenn man über die Brüstung
kletterte. Der andere lauerte im Schatten der Schornsteine.
Der verstorbene Ehrenwerte Johann Blutgut hatte nur den ersten
bemerkt.
Vetinari beobachtete leidenschaftslos, wie der junge Mann
weggebracht wurde. Es war Teil des Jobs als Assassine, getötet zu
werden, al erdings der letzte Teil. Man konnte sich nicht beklagen. Und
es bedeutete, dass jetzt nur noch ein Wächter auf dem Dach blieb.
Wächter Nummer zwei trug Blutgut, der seinem Namen al e Ehre
gemacht hatte, nach unten.
Blutgut hatte schwarze Kleidung getragen. Assassinen trugen immer
Schwarz. Schwarz war cool, außerdem entsprach es den Vorschriften.
Aber nur in einem dunklen Kel er um Mitternacht war Schwarz eine
vernünftige Farbe. Woanders zog Vetinari Dunkelgrün oder
Grauschattierungen vor. Mit der richtigen Farbe und der richtigen
Haltung verschwand man. Die Augen der Leute halfen einem beim
Verschwinden. Sie entfernten einen aus dem Blickfeld, ordneten einen
dem Hintergrund zu.
Natürlich drohte der Ausschluss aus der Gilde, wenn man mit solcher
Kleidung erwischt wurde. Vetinari hielt das für weniger schlimm als den
Ausschluss aus der Welt der aufrecht Gehenden und Atmenden. Er war
lieber nicht cool als kalt.
Der Wächter stand einen Meter entfernt und zündete sich
unbekümmert eine Zigarette an.
Welch ein Genie war Lord Grimmelich Greville-Pipus doch gewesen,
welch ein guter
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