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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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der Bibliothek hinaufeilten.
    Dann griff der Erzkanzler nach den Seiten der Badewanne und stand
    auf. Schäumendes Wasser strömte an ihm herab, so wie an einem
    uralten Leviathan, der aus den Tiefen des Meeres emporstieg.
    »Stibbons!«, donnerte er, und seine Stimme hal te von den imposanten
    Mauern wider. »Wo zum ist mein Hut ?«
    Er setzte sich und wartete.
    Einige Minuten war es still, und dann kam Ponder Stibbons, Leiter
    der Abteilung für unratsame angewandte Magie, durch die Tür und lief
    mit Ridcullys spitzem Hut über den Rasen.
    Der Erzkanzler nahm ihn entgegen und rammte ihn sich auf den
    Kopf.
    »Na schön«, sagte er und stand erneut auf. »Würdest mir jetzt erklären
    hier vorgeht? Und schlägt der Alte Tom?«
    »Magie hat entladen, Herr! Ich jemanden, um den Mechanismus
    blockieren!«, rief Ponder, um sich in der Geräusche zerstörenden Stille
    verständlich zu machen.*
    Vom großen Uhrturm kam ein kratzendes metallisches Geräusch.
    Ponder und Ridcul y warteten einige Momente, aber der Lärm der Stadt

    * Der Alte Tom, die ehrwürdige Uhr der Universität, läutete nicht, sondern
    ließ es still werden. Dabei handelte es sich nicht um gewöhnliche Stille,
    sondern um Intervalle aus geräuschabsorbierenden Ungeräuschen, die die
    Welt mit lauter Lautlosigkeit füllten.
    blieb normal, darunter das Krachen einstürzender Mauern und ferne
    Schreie.
    »Na schön«, sagte Ridcully so, als müsste er der Welt zugestehen, dass
    sie sich zumindest Mühe gab. »Was hatte das alles zu bedeuten,
    Stibbons? Und warum sind Polizisten in der Bibliothek?«
    »Ein magisches Gewitter, Herr. Mehrere tausend Gigathaum. Und ich
    glaube, die Wächter verfolgen einen Verbrecher.«
    »Sie können nicht einfach in die Bibliothek laufen, ohne zu fragen«,
    sagte Ridcully, stieg aus der Wanne und trat vor. »Ich meine, wozu
    bezahlen wir unsere Steuern?«
    »Äh, eigentlich bezahlen wir gar keine Steuern, Herr«, erwiderte
    Ponder und lief dem Erzkanzler hinterher. »Wir versprechen, Steuern
    zu zahlen, wenn uns die Stadt darum bittet, vorausgesetzt, die Stadt
    verspricht, nie mit einer solchen Bitte an uns heranzutreten, Herr. Wir
    leisten eine freiwillige…«
    »Nun, zumindest haben wir eine Vereinbarung, Stibbons.«
    »Ja, Herr. Darf ich darauf hinweisen…«
    »Und das bedeutet, die Wächter müssen um Erlaubnis bitten. Der
    elementare Anstand muss gewahrt bleiben«, sagte Ridcully fest. »Und
    ich bin der Rektor dieser Universität!«
    »Da wir gerade beim Anstand sind, Herr, du bist nicht…«
    Ridcully trat durch die offene Tür der Bibliothek.
    »Was geht hier vor?«, fragte er.
    Die Wächter drehten sich um und starrten ihn an. Ein großer
    Schaumklecks, der bisher erstklassige Dienste bei der Wahrung
    elementaren Anstands geleistet hatte, glitt langsam zu Boden.
    »Nun?«, kam es scharf von Ridcul ys Lippen. »Habt ihr noch nie einen
    Zauberer gesehen?«
    Ein Wächter nahm Haltung an und salutierte. »Hauptmann Karotte,
    Herr. Wir, äh, haben nie so viel von einem Zauberer gesehen, Herr.«
    Ridcully bedachte ihn mit dem verwunderten Blick, der sonst Leuten
    vorbehalten blieb, die schwer von Begriff waren.
    »Wovon redet er da, Stibbons?«, fragte er aus dem Mundwinkel.
    »Du, äh, bist nicht angemessen gekleidet, Herr.«
    »Was? Ich habe doch den Hut auf.«
    »Ja, Herr…«
    »Hut = Zauberer, Zauberer = Hut. Alles andere ist Firlefanz.
    Außerdem bin ich sicher, dass wir alle Männer von Welt sind«, fügte
    Ridcully hinzu und sah sich um. Zum ersten Mal nahm er die
    anwesenden Wächter genau wahr. »Und Zwerge von Welt… äh… und
    Trol e von Welt, wie ich sehe… und… auch Frauen von Welt… äh…«
    Der Erzkanzler schwieg kurz und fragte dann: »Stibbons?«
    »Ja, Herr?«
    »Wärst du so nett, mir meinen Mantel zu holen?«
    »Natürlich, Herr.«
    »Und leih mir unterdessen deinen Hut…«
    »Du hast bereits einen Hut auf dem Kopf«, erwiderte Ponder.
    »In der Tat, da hast du völ ig Recht«, sagte Ridcul y langsam durch ein
    starres Grinsen. »Und jetzt, Stibbons, möchte ich, dass du mir deinen Hut leihst, und zwar jetzt sofort, bitte.«
    »Oh«, sagte Ponder. »Äh… ja…«
    Einige Minuten später stand ein sehr sauberer, anständiger und
    angezogener Erzkanzler in der genauen Mitte der Bibliothek und blickte
    zur beschädigten Kuppel empor. Neben ihm sah Ponder Stibbons
    missmutig auf einige magische Instrumente. Aus irgendeinem Grund
    hatte er beschlossen, seinen Kopf unbedeckt zu lassen, obwohl

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