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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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tiefere
    Stimme fügte hinzu: »Ja, Schätzchen. Sei ein braver Junge, dann kann
    Tante Dutzie darauf verzichten, ihre Handtasche zu öffnen.«
    »Das sind Dutzie und Putzie!«, entfuhr es Mumm. »Die
    Schmerzlichen Schwestern! Sie wissen genau, wer ich bin!« Er drehte
    sich um.
    Die dunklen Gestalten – beide trugen altmodische Strohhüte –
    wichen zurück. In der Düsternis erklangen einige metallische
    Geräusche, und Mumm versuchte, sich ein wenig zu entspannen. Zwar
    standen die Schmerzlichen Schwestern mehr oder weniger auf der
    gleichen Seite wie die Wache, aber man wusste nie genau, woran man
    mit ihnen war. Genau das machte sie so nützlich. Jeder Freier, der in
    einem der Freudenhäuser den Frieden störte, fürchtete die Schwestern
    weit mehr als die Wache. Die Wache hatte Regeln. Und die Wache hatte
    nicht Dutzies Handtasche. Und Putzie konnte mit ihrem Papageien-
    Regenschirm schreckliche Dinge anrichten.
    »Ich bitte euch«, sagte Mumm. »Dutzie? Putzie? Macht keinen
    Unsinn.«
    Etwas berührte ihn an der Brust. Er senkte den Kopf und sah einen
    Regenschirm, an dessen Spitze ein Papagei aus Holz steckte. »Geh
    weiter, werter Herr«, sagte eine Stimme.
    »Solange du noch Zehen hast, Schätzchen«, fügte eine andere Stimme
    hinzu.
    »Ist wahrscheinlich eine gute Idee«, sagte Rosie und zog an Mumms
    Arm. »Aber ich weiß, dass du sie beeindruckt hast.«
    »Woher weißt du das?«
    »Du liegst nicht zusammengekrümmt am Boden und gibst
    blubbernde Geräusche von dir. Komm jetzt, geheimnisvoller Mann.«
    Mumm blickte nach vorn und hielt nach dem blauen Licht der Wache
    vom Pseudopolisplatz Ausschau. Es würde nicht mehr lange dauern, bis
    al es einen Sinn ergab.
    Aber als er die Wache erreichte, sah er kein blaues Leuchten über dem
    Eingang. Oben hinter den Fenstern brannte Licht.
    Mumm hämmerte an die Tür, bis sie sich einen Spalt öffnete.
    »Was in aller Welt geht hier vor?«, fragte er die Nase und das Auge –
    mehr war von dem Mann hinter der Tür nicht zu sehen. »Und geh mir
    aus dem Weg!«
    Er stieß die Tür auf und trat ein.
    Es war nicht das Wachhaus, zumindest nicht hier drin. Er sah die
    vertraute Treppe, aber eine Wand teilte das Haftzimmer, und Teppiche
    lagen auf dem Boden, und Gobelins hingen an den Wänden… Und ein
    Hausmädchen hielt ein Tablett und starrte, ließ das Tablett fal en und
    schrie…
    »Wo sind meine Leute !«, rief Mumm.
    »Du gehst auf der Stel e, hast du gehört? Du kannst nicht einfach so
    hereinplatzen! Hinaus mit dir!«
    Mumm drehte sich zu dem Alten um, der die Tür geöffnet hatte. Er
    sah wie ein Butler aus und hielt einen Knüppel in der Hand. Viel eicht
    war Nervosität der Grund oder einfach nur das Alter: Das Ende des
    Knüppels zitterte unter Mumms Nase. Er griff nach dem Ding und
    warf es zu Boden.
    »Was ist hier los?«, fragte er. Der Alte schien ebenso verwirrt zu sein
    wie er selbst.
    Ein seltsamer, hohler Schrecken regte sich in Mumm. Durch die
    offene Tür eilte er zurück nach draußen in die feuchte Nacht. Rosie und
    die Tanten waren mit der Dunkelheit verschmolzen, typisch für
    Geschöpfe der Nacht, die Schwierigkeiten witterten. Mumm lief zur
    Königsstraße, stieß andere Fußgänger beiseite und wich gelegentlich
    einem Karren aus.
    Er schöpfte neue Hoffnung, als er die Teekuchenstraße erreichte und
    sich der Zufahrt von Nummer Eins zuwandte. Zwar wusste er nicht,
    was er hier vorfinden würde, aber der Ort sah normal aus, und es
    brannten Fackeln zu beiden Seiten der Tür. Vertrauter Kies knirschte
    unter seinen Füßen.
    Er wol te an die Tür klopfen, überlegte es sich dann aber anders und
    läutete.
    Wenige Momente verstrichen, und dann öffnete ein Butler die Tür.
    »Dem Himmel sei Dank!«, stieß Mumm hervor. »Ich bin’s. Hab einen
    Kampf hinter mir. Nichts, um das man sich Sorgen machen müsste.
    Wie geht es…«
    »Was willst du?«, fragte der Butler kühl. Er trat einen Schritt zurück
    ins Licht der Flurlampen. Mumm hatte den Mann noch nie zuvor
    gesehen.
    »Was ist mit Willikins passiert?«, fragte er.
    »Mit dem Küchenjungen?« Die Stimme des Butlers war jetzt eisig.
    »Wenn du ein Verwandter bist, sol test du am Lieferanteneingang
    fragen. Du müsstest eigentlich wissen, dass es sich für dich nicht
    gehört, zum Haupteingang zu kommen.«
    Mumm fragte sich, wie er dieses Problem lösen sol te, aber seine
    Faust zeigte weniger Geduld. Sie schickte den Mann zu Boden.
    »Hab keine Zeit für so was«, sagte Mumm, stieg

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