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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wollte sicher sein, dass sie rechtzeitig zur Stelle war.«
    »Woher weißt du, wer ich bin?«
    »Reg dich nicht auf, Herr Mumm«, sagte Kehrer ruhig. »Ich bin hier,
    um dir zu helfen… Euer Gnaden. Und ich bin dein Freund, denn weit
    und breit gibt es keine andere Person, die bereit wäre, dir zu glauben,
    wenn du von… Gewittern und Stürzen aus großer Höhe erzählen
    würdest. Zumindest keine geistig gesunde«, fügte er hinzu.
    Mumm saß eine halbe Minute lang still da, und Lu-Tze beobachtete
    ihn beim Schweigen.
    » Gut , Herr Mumm«, sagte Kehrer. »Du denkst nach. Das gefäl t mir
    bei einem Mann.«
    »Dies ist Magie, oder?«, fragte Mumm schließlich.
    »Etwas in der Art, ja«, sagte Kehrer. »Eben haben wir dich in der Zeit
    zurückversetzt. Nur um einige Sekunden. Damit du nichts anstellst, was
    du später bereust. Nach al dem, was du hinter dir hast, kann ich
    durchaus verstehen, dass du dir jemanden vorknöpfen möchtest. Aber
    wir möchten doch nicht, dass dir etwas zustößt.«
    »Wie bitte? Ich hatte fast die Hände an deinem Hals!«
    Kehrer lächelte ein entwaffnendes Lächeln. »Möchtest du rauchen?«,
    fragte er, griff unter seinen Umhang und holte eine krumme
    Selbstgerollte hervor.
    »Danke, aber ich habe meine eigenen…«, begann Mumm
    automatisch. Seine Hand verharrte auf halbem Weg zur Tasche.
    »Oh, ja«, sagte Kehrer. »Das silberne Etui. Ein Hochzeitsgeschenk
    von Sybil, nicht wahr? Wirklich schade.«
    »Ich möchte nach Hause«, flüsterte Mumm. Während der
    vergangenen zwölf Stunden hatte er nur geruht, nicht geschlafen.
    Diesmal saß Kehrer schweigend da, und man hörte al ein das
    Brummen der Zylinder.
    »Du bist Polizist, Herr Mumm«, sagte er schließlich. »Für eine Weile
    möchte ich, dass du auch in mir einen Polizisten siehst. Meine Kollegen
    und ich… wir sorgen dafür, dass… Dinge geschehen. Oder auch nicht.
    Stell jetzt keine Fragen. Nick einfach nur.«
    Mumm zuckte stattdessen mit den Schultern.
    »Gut. Nehmen wir mal an, dass wir dich bei unserem Streifengang
    fanden, während du, bildlich gesprochen, am Samstagabend im
    Rinnstein lagst und ein anzügliches Lied über eine Schubkarre gesungen
    hast…«
    »Ich kenne keine anzüglichen Lieder über Schubkarren!«
    Kehrer seufzte. »Über Igel? Oder Sahnetorten? Oder einsaitige
    Fiedeln? Es spielt keine Rolle. Wir haben dich weit von dem Ort
    entfernt gefunden, an dem du eigentlich sein solltest, und wir möchten, dass du heimkehrst, aber es ist nicht so einfach, wie du vielleicht
    glaubst.«
    »Ich bin in die Vergangenheit geraten. Wegen der verdammten
    Bibliothek! Jeder weiß, dass die Magie darin Seltsames geschehen lässt!«
    »Nun, ja. Das ist der Hauptgrund. Es wäre al erdings richtiger zu
    sagen, dass du in ein wichtiges Ereignis verwickelt wurdest.«
    »Kann mich jemand zurückbringen? Bist du dazu imstande?«
    »Nun…«, begann Kehrer verlegen.
    »Die Zauberer können es bestimmt«, sagte Mumm. »Morgen früh
    gehe ich zu ihnen und bitte sie um Hilfe!«
    »Ach, tatsächlich? Ich wäre gern dabei. Dies sind nicht die Zauberer
    unter dem anständigen alten Ridcul y. Und du bist nicht Seine Gnaden
    Kommandeur Sir Samuel Mumm. Du bist ein ziemlich wild
    aussehender Bursche, der eine wirre Geschichte von Gewittern und
    einer Reise durch die Zeit erzählt. Und deine Zuhörer sind
    unerfreuliche, verschlagene Leute. Du kannst von Glück sagen, wenn
    sie nur über dich lachen. Wie dem auch sei: Selbst wenn sie dir helfen
    wol ten – sie stünden vor dem gleichen Problem.«
    »Und das wäre?«
    »Du kannst nicht zurückgebracht werden. Noch nicht.«
    Zum ersten Mal seit Beginn des Gesprächs zeigte Kehrer so etwas wie
    Unbehagen. »Das große Problem, dem ich mich derzeit gegenübersehe,
    besteht darin, dass ich dir von einigen Dingen erzählen sol te, die ich dir unter gar keinen Umständen verraten darf. Aber du bist ein Mann, der
    nicht zufrieden ist, solange er nicht Bescheid weiß. Das respektiere ich.
    Solange du unzufrieden bist, wirst du uns nicht helfen. Ich weiß, dass
    ich von dir kaum erwarten kann, mir zu glauben…«
    Das Brummen der großen Zylinder klang plötzlich anders, und
    Mumm spürte etwas Sonderbares – es fühlte sich an, als hätte sein
    ganzer Körper gerade Plib gemacht.
    »Hier ist jemand, dem du glauben würdest…«
    »Moment mal«, sagte Mumm und starrte Kehrer an. »Was ist mit
    deiner Zigarette geschehen?«
    »Hmm?«
    »Eben hattest du noch eine halbe Selbstgerol te in der Hand,

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