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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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kleine
    Dinge…«
    »Hör mal, Kehrer, ich habe den letzten Tag damit verbracht, auf
    einem hohen Dach gegen einen verdammten Mistkerl zu kämpfen,
    zweimal zusammengeschlagen, einmal zurechtgeflickt und, hah, sogar
    eingelocht zu werden. Ich glaube, ich sol te dir für irgendetwas danken,
    aber ich weiß beim besten Willen nicht, wofür. Ich will endlich klare
    Antworten von dir! Ich bin der Kommandeur der Wache in dieser
    Stadt!«
    »Du meinst wohl, du wirst es einmal sein«, entgegnete Kehrer.
    »Nein! Eben hast du gesagt, dass es hilft, wenn ich mir vorstelle, dass
    eins nach dem anderen geschieht! Also, gestern, in meinem Gestern,
    war ich Kommandeur der Wache, und das bin ich noch immer. Es ist mir gleich, was al e anderen denken. Die anderen kennen nicht al e Fakten!«
    »Halt diesen Gedanken gut fest«, sagte Kehrer und stand auf. »Na
    schön, Kommandeur. Du willst Antworten. Machen wir einen
    Spaziergang im Garten.«
    »Kannst du mich nach Hause bringen?«
    »Noch nicht. Es ist meine sachkundige Meinung, dass du aus einem
    bestimmten Grund hier bist.«
    »Einem bestimmten Grund? Ich bin von der verdammten Kuppel
    gefallen!«
    »Das hat dabei geholfen, ja. Beruhige dich, Herr Mumm. Es war alles
    eine große Belastung, das verstehe ich.«
    Kehrer führte ihn hinaus. Draußen lag ein großes Büro, in dem der
    besondere Lärm stiller, zielstrebiger Aktivität herrschte. Zwischen den
    alten, zerkratzten Schreibtischen standen weitere Zylinder wie die in
    dem großen Raum. Einige von ihnen drehten sich langsam.
    »Ist sehr beschäftigt, unsere Ankh-Morpork-Abteilung«, sagte Kehrer.
    »Wir mussten die Läden auf der anderen Seite kaufen.« Er zog eine
    Schriftrolle aus einem Korb neben einem Schreibtisch, warf einen Blick
    darauf, ließ sie wieder in den Korb fallen und seufzte. »Und alle sind
    überarbeitet«, fügte er hinzu. »Wir sind die ganze Zeit über hier. Und
    wenn ich ›die ganze Zeit‹ sage, so weiß ich, wovon ich rede.«
    »Aber was macht ihr?«, fragte Mumm.
    »Wir lassen Dinge geschehen.«
    »Geschehen sie nicht ohnehin?«
    »Kommt darauf an, welche Dinge geschehen sol en. Wir sind die
    Geschichtsmönche, Herr Mumm. Wir sorgen dafür, dass die
    Geschichte passiert.«
    »Ich habe nie von euch gehört, und ich kenne diese Stadt so gut wie
    meine Westentasche.«
    »Ja. Und wie oft siehst du in deiner Westentasche nach, Herr Mumm?
    Wir sind in der Tonstraße, wenn du’s unbedingt wissen willst.«
    »Was? Die bekloppten Mönche in ihrem seltsamen ausländischen
    Gebäude, zwischen dem Pfandleiher und dem Laden mit
    Gebrauchtwaren? Die Burschen, die auf der Straße herumtanzen, auf
    Trommeln schlagen und schreien?«
    »Bravo, Herr Mumm. Es ist bemerkenswert, wie sehr man verborgen
    bleibt, wenn man ein bekloppter Mönch ist, der auf der Straße tanzt
    und trommelt.«
    »Als ich ein Kind war, stammte der größte Teil meiner Kleidung aus
    jenem Laden in der Tonstraße«, sagte Mumm. »Al e, die wir kannten,
    besorgten sich dort ihre Klamotten. Gehörte einem Ausländer, der
    einen komischen Namen hatte…«
    »Bruder Sang Tzu Tzen«, sagte Kehrer. »Kein besonders erleuchteter
    Mitarbeiter, aber ein Genie im Verkauf von Gebrauchtwaren aus vierter
    Hand.«
    »So sehr abgetragene Hemden, dass sie praktisch durchsichtig waren,
    und Hosen, die wie Glas glänzten«, sagte Mumm. »Und am Ende der
    Woche lag die Hälfte davon beim Pfandleiher.«
    »Ja«, erwiderte Kehrer. »Man versetzte seine Sachen beim Pfandleiher,
    aber man kaufte sie dort nie, denn so tief wol te niemand sinken.«
    Mumm nickte. Ganz unten auf der Leiter waren die Sprossen dichter
    beisammen, und – meine Güte – wie sehr die Frauen darauf achteten.
    Auf ihre eigene Art und Weise waren sie so hochmütig wie
    Herzoginnen. Man hatte nicht viel, aber an einem gewissen Niveau hielt man fest. So billig und alt die Kleidung auch sein mochte: Man konnte
    sie wenigstens schrubben. Hinter der Eingangstür gab es nichts
    Stehlenswertes, aber vor der Tür war es sauber genug, um dort zu
    Abend zu essen, wenn man sich ein Abendessen leisten konnte. Und
    nie kaufte jemand seine Sachen beim Pfandleiher. Wer sich dazu
    hinreißen ließ, fiel von der untersten Sprosse. Nein, man kaufte sie bei
    Herrn Sonnenschein, und man fragte nie, woher er sie bekam.
    »Ich habe Sachen aus dem Gebrauchtwarenladen getragen, als ich zu
    meiner ersten richtigen Arbeit ging«, sagte Mumm. »Scheint
    Jahrhunderte her zu sein.«
    »Nein«, sagte Kehrer. »Es geschah

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