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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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und beugte sich vor. »Aber, ha, vielleicht ist
    das in diesem Fal gar nicht notwendig, weil John Keel gestern
    gestorben ist. Du hast ihn zusammengeschlagen und ausgeraubt,
    nichwahr? Du hast sein Geld genommen, dich aber nicht um die Briefe
    geschert, weil Leute wie du nicht lesen können, nichwahr? Deshalb
    weißt du nicht, dass John Keel ein Polizist war.«
    »Was?«
    Mumm starrte in das faltige Gesicht mit dem triumphierenden
    Schnurrbart und den kleinen, trüben blauen Augen.
    Und plötzlich drang das Geräusch fleißigen Fegens aus dem Flur. Der
    Hauptmann sah an Mumm vorbei, knurrte und warf einen Stift.
    »Der Kerl sol verschwinden!«, rief er. »Was hat er um diese Zeit in
    der Nacht hier zu suchen?«
    Mumm drehte den Kopf. Ein dürrer, verhutzelt wirkender, bärtiger
    Mann stand in der Tür, kahlköpfig wie ein Baby. Er lächelte dumm und
    hielt einen Besen.
    »Er kostet nicht viel, Herr, hnah, und er macht hier am besten sauber,
    wenn’s ruhig ist, hnah«, murmelte Schnauzi und griff nach dem
    stockdünnen El enbogen des kleinen Mannes. »Komm, Herr
    Luhtzeh…«
    Die Armbrust zielte nicht mehr auf Mumm. Und er hatte mehrere
    Pfund Metal an den Händen, oder um es anders auszudrücken: Seine
    Arme waren ein Hammer. Er stand auf…

    Mumm erwachte und blickte an die Decke. Irgendwo in der Nähe
    brummte es dumpf. Eine Tretmühle? Eine Wassermühle?
    Es war eine abgedroschene Frage, aber über manche Dinge musste
    man Bescheid wissen.
    »Wo bin ich?«, fragte er. Nach kurzem Zögern fügte er hinzu:
    »Diesmal?«
    »Bravo«, antwortete eine Stimme hinter ihm. »Vom Erwachen zum
    Sarkasmus in nur fünf Sekunden!«
    Das Gefühl der Luft deutete auf einen großen Raum hin, und über
    die Wände huschendes Licht verriet, dass irgendwo hinter Mumm
    Kerzen brannten.
    »Es wäre mir recht, wenn du mich für einen Freund hieltest«, sagte die
    Stimme.
    »Für einen Freund? Warum?«, erwiderte Mumm. Er roch
    Zigarettenrauch in der Luft.
    »Jeder sol te einen Freund haben«, meinte die Stimme. »Ah, wie ich
    sehe, hast du gerade bemerkt, dass du noch immer Handschel en
    trägst…«
    Das sagte die Stimme, weil Mumm ganz plötzlich aufgestanden und
    nach vorn gesprungen war…
    Mumm erwachte und blickte an die Decke. Irgendwo in der Nähe
    brummte es dumpf. Eine Tretmühle? Eine Wassermühle? Dann
    verknoteten sich seine Gedanken auf höchst unangenehme Weise.
    »Was ist gerade passiert?«, fragte er.
    »Ich dachte mir, dass du das vielleicht noch einmal versuchst«, sagte
    der unsichtbare Freund. »Wir kennen hier einige Tricks, wie du erfahren
    wirst. Setz dich hin. Ich weiß, dass du viel hinter dir hast, aber wir
    dürfen keine Zeit verlieren. Eigentlich ist es zu früh, doch ich hielt es
    für besser, dich da herauszuholen, bevor die Sache wirklich schlimm wurde… Herr Mumm.«
    Mumm erstarrte. »Wer bist du?«, fragte er.
    »Offiziell heiße ich Lu-Tze, Herr Mumm. Aber du kannst mich
    Kehrer nennen, weil wir Freunde sind.«
    Mumm setzte sich vorsichtig auf und drehte den Kopf.
    Eine Art… Schrift bedeckte die schattigen Wände, aber sie erinnerte
    an die des Mittlands und bestand fast nur aus kleinen Bildern.
    Eine Kerze stand auf einer Untertasse. Etwas weiter hinten
    zeichneten sich zwei Zylinder in der Düsternis ab, jeder so breit wie ein
    Mann und doppelt so hoch. Sie ruhten in massiven Holzlagern, einer
    über dem anderen. Beide drehten sich langsam und schienen viel größer
    zu sein, als ihre Ausmaße nahe legten. Das Brummen ging von ihnen
    aus, fül te den ganzen Raum. Ein sonderbarer violetter Dunst hing in
    der Luft.
    Zwei in gelbe Umhänge gehül te Gestalten kümmerten sich um die
    Zylinder, doch Mumms Aufmerksamkeit galt dem kleinen, dürren und
    kahlköpfigen Mann, der neben der Kerze auf einer umgedrehten Kiste
    saß. Er rauchte eine ekelhafte Selbstgerol te von der Art, die Nobby
    bevorzugte, und schien ein ausländischer Mönch zu sein. Er sah
    genauso aus wie die Mönche, die Mumm gelegentlich mit Bettelnäpfen
    auf der Straße gesehen hatte.
    »Offenbar bist du so weit in Ordnung, Herr Mumm«, sagte Kehrer.
    »Du warst im Wachhaus, nicht wahr?«, fragte Mumm. »Schnauzi
    nannte dich Luhtzeh!«
    »Ja, Herr Mumm. Lu-Tze. Während der vergangenen zehn Tage habe
    ich dort jede Nacht gefegt. Für zwei Cent und alle Tritte, denen ich
    ausweichen konnte. Ich habe auf dich gewartet.«
    »Und du hast Rosie Palm gesagt, wohin ich gelaufen bin? Du warst
    der Mönch auf der Brücke?«
    »Ja. Ich

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